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896 Stahl und Eisen. Ueber die Untersuchung des Gusseisens. 1. October 1895. 1 % Silicium die gleiche Wirkung, als ein um 21/2 % höherer Siliciumgehalt in Stäben von 1/2 Zoll Stärke, und in noch dickeren Stäben überwiegt dieser Einflufs verlangsamter Abkühlung vollständig den der chemischen Zusammensetzung. Mit anderen Worten: die Schwindung der halb zölligen Stäbe ist lediglich durch ihre chemische Zu sammensetzung bedingt, während die Schwindung der stärkeren Stäbe sowohl von ihrer chemischen Zusammensetzung, als der langsameren Abkühlung abhängt. Mit Hülfe dieses Bildes ist ein Giefser imstande, sofort die Schwindung jedes Theils eines Gufsstücks von verschiedener Dicke zu finden und daraus zu schliefsen, welches Mafs von Spannung daraus vermuthlich entstehen wird. Wünscht ein Giefser ein Gufsstück von 2 Zoll Verhältnisse aber vollständig gleich wären,* so ist doch zu berücksichtigen, dafs auch jede Ab weichung in dem Kohlenstoff-, Mangan- und Phosphorgehalte zweier Roheisensorten Unter schiede des Schwindmafses bedingt, und dafs äufsere Umstände beim Giefsen — Ueberhitzung des Metalls, Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Gufsform u. a. m. — ebenfalls hierbei von Einflufs sind. Wenn die Schaulinien daher wohl geeignet sein können, in allgemeinster Form den Einflufs der Abmessungen der Gufsstücke auf die Schwindung zu veranschaulichen, so kann man ihnen doch eine unmittelbare Bedeutung für den Giefsereibetrieb nicht zuerkennen. Sie sind nur deshalb an dieser Stelle nicht ohne Erwähnung geblieben, weil es unthunlich er- im Quadrat Stärke zu fertigen, welches 0,125 Zoll auf 1 Fufs Länge schwindel, so verfolgt er die senkrechte Linie, welche das Verhältnifs des Querschnitts zur Oberfläche des betreffenden Querschnitts angiebt (0,50), bis er auf das Schwind- mafs 0,125 gelangt, geht von hier aus parallel zu der darüber liegenden Siliciumcurve bis zu der an der linken Seite des Bildes gezeichneten Stufenleiter des Siliciumgehaltes und findet auf diese Weise, dafs seine Eisenmischung 1,20 % Silicium enthalten mufs.“ Keep ist, wie man aus seinen Veröffent lichungen schliefsen darf, ein erfahrener Giefserei- mann; trotzdem, oder gerade deshalb, erscheinen diese Aeufserungen etwas verwunderlich. Selbst wenn man annehmen will, dafs die gegebenen Schaulinien der Wirklichkeit in dem Falle ent sprächen, dafs nur der Siliciumgehalt und die Stärke der Abgüsse abweichend, alle übrigen schien, eine willkürliche Verstümmelung der immerhin verdienstlichen Arbeit Keeps vorzu nehmen. Von gröfserer Bedeutung sind die von Keep angestellten Ermittlungen über den Verlauf der Schwindung im Einzelnen vom flüssigen Zu stande des Metalls an bis zur Erkaltung. Er bediente sich dazu der in Abbildung 2 darge stellten Vorrichtung. Der Formkasten A ent hält die in grünem Sande hergestellte Gufsform eines quadratischen Probestabes von 1 Zoll * Keep sagt zwar an einer Stelle seines Berichts, dafs Versuchsergebnisse für die Verzeichnung der Linien gedient hätten, an einer anderen Stelle aber bezeichnet er die Linien als „imaginary, because actual records would not be uniform'. Vermuthlich sind also aus verschiedenen Versuchsergebnissen solche ausgewählt worden, welche sich für den Zweck eigneten, und das Fehlende ist nach freiem Ermessen ergänzt worden.