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15. September 1895. Aus dem Jahresbericht der Knappschafts-Berufsgenossenschaft. Stahl und Eisen. 871 einstimmig gegen jede Erweiterung aus, weil der Zeitpunkt weder zur Ausdehnung noch zur Reform der Unfallversicherung für gekommen erachtet wurde, und weil die vorliegenden Gesetzentwürfe den bestehenden Ansichten nicht entsprächen. Der Vorstand verhielt sich besonders ablehnend gegen die geplante erheblich stärkere Belastung der Berufsgenossenschaften, gegen die. geplante Aenderung, wonach die endgültige Entscheidung bezüglich der Katasterstreitigkeiten und Straf beschwerden nicht mehr dem Reichs-Versicherungs- amt, sondern etwa 100 oberen Verwaltungsbehörden als letzte Instanz zugewiesen werden soll, gegen die beabsichtigte Aenderung in der Besetzung der Schiedsgerichte und noch besonders gegen die Be stimmung, nach welcher das materielle Rechts mittel des Recurses durch das blofs formelle Recht der Revision beim Reichs-Versicherungsamt ersetzt werden soll. Die von der Knappschafts-Berufsgenossen schaft zur Durchführung des Unfallversicherungs gesetzes aufgewendeten Mittel betragen bis zum Schlufs des Jahres 1894 über 52 Millionen Mark. Im § 28 letzter Abs. des Unf.-Vers.-Ges. ist die Bestimmung getroffen, dafs der Gefahrentarif nach Ablauf von längstens zwei Rechnungsjahren und sodann mindestens von fünf zu fünf Jahren» unter Berücksichtigung der in den einzelnen Be trieben vorgekommenen Unfälle einer Revision zu unterziehen sei. Dieser Bestimmung ent sprechend bestand der erste Gefahrentarif für die Zeit vom 1. October 1885 bis Ende 1887; derselbe war auf Grund einer zehnjährigen Statistik der tödlich verlaufenen Unfälle und einer dreifsig- jährigen Statistik der Massenunfälle, d. h. der jenigen Unfälle, bei denen jedesmal 10 oder mehr Personen verunglückten, aufgestellt. Bei der Bildung der Gefahrenklassen des zweiten Tarifs wurden die Grundlagen zum ersten Tarif in Gemeinschaft mit den Erfahrungen der zurück liegenden 21/4 jährigen Tarifperiode hinsichtlich der stattgehabten Unfälle benutzt. Nach Ablauf des Jahres 1892, also nach fünf Jahren, wurde der Tarif abermals einer Revision unterzogen, jedoch ergab diese Arbeit noch nicht das ge wünschte Resultat, weshalb der Tarif mit Ge nehmigung des Reichs-Versicherungsamts noch für das Jahr 1893 bestehen blieb. Das Ergebnifs der fortgesetzten Arbeit unter Benutzung des in zwischen angesammelten statistischen Materials, bestehend in 18 261 Unfall-Zählkarten, war der für das Jahr 1894 in Kraft getretene dritte Gefahrentarif, welcher in der Genossenschafts versammlung vom 11. September 1894 festgestellt wurde und vom Reichs-Versicherungsamt unterm 27. September 1894 genehmigt worden ist. Wäh rend die beiden ersten Tarife nach Industrie zweigen und nach Sectionen getrennt behandelt waren, wurde der dritte Tarif einheitlich für die ganze Berufsgenossenschaft nur nach Industrie zweigen getrennt aufgestellt. Durch diesen Um stand, sowie durch Verschmelzung sich nahe stehender Gefahrenklassen, für welche äufserliche charakteristische Merkmale fehlten, war es mög lich, in dem neuen Tarife nur 14 Gefahrenklassen zu unterscheiden, wogegen die beiden ersten Tarife 49 und 55 Klassen aufwiesen. Wie bereits in der Genossenschaftsversamm lung vom 11. September 1894 hervorgehoben worden ist, sollte die Revision der Gefahrenziffern unter Mitberücksichtigung des weiter vorliegenden statistischen Materials für die Jahre 1892 und 1893 von neuem vorgenommen werden. Diese statistischen Ermittlungen sind bis auf die Zu sammenstellung der einzelnen Resultate fertig ge stellt; dieselben konnten jedoch noch nicht abge schlossen werden, weil erst die noch schwebenden Gefahrentarifbeschwerden erledigt sein müssen; denn durch die Verschiebung der Lohnsummen und Belastungen in den einzelnen Klassen ist auch eine Verschiebung in der Höhe der Gefahren ziffern bedingt. Unfälle des Jahres 1894 auf die Uebersicht über die Vertheilung der zur Anmeldung gelangten einzelnen Wochentage und Monate. Während man im allgemeinen annimmt, dafs der Montag derjenige Tag sei, an welchem die meisten Unfälle sich ereignen, zeigen die vorstehenden Zahlen, ebenso wie im Vorjahre, dafs der Schwerpunkt in der Mitte der Woche liegt. S e c t i o n Zahl der Unfälle Zu sammen Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag I Bonn 71 1045 1206 1149 1219 1129 1148 6 967 II Bochum 177 2475 2680 2835 2787 2666 2585 16 205 III Clausthal a/H. . . 12 77 87 83 111 71 63 504 IV Halle a/S 131 550 598 512 527 544 549 3411 V Waldenburgi/Schl. 52 356 351 379 345 318 325 2 126 VI Tarnowitz O/Schl. 87 629 710 669 637 702 665 4 099 VII Dresden 184 584 715 674 693 685 667 4 202 VIII München .... 12 113 110 132 121 125 114 727 zusammen . . 726 5829 6457 6433 6440 6240 6116 38 241