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858 Stahl und Eisen. Aus Ludwig Becks Nachdem 1639 der Hochofen zu Fischbach wieder angeblasen worden war, durchstachen die Kriegs- leute den Mühlenteich, und 1641 zerschnitten sie die Hammerbälge. 1647 ging der Hochofen wieder zehn Wochen lang, aber die Kaiserlichen verbrannten den Kohlenvorrath und nahmen eine „Hebescheide" mit. Nach Beendigung des Krieges fafst man neuen Muth, bessert Alles aus und beginnt wieder zu schmelzen. Doch die er fahrenen Arbeiter sind selten geworden, und vergeblich versucht im Jahre 1655 der Schmelzer Wilhelm Figge aus Usseln, brauchbares Roheisen im Hochofen zu erzeugen: „Bei diesem geplöse, so 5 Tage ohne das „Trocknen und Stellen im werck gewesen, hat »sich’s so wunderbahrlich im gestelle bezeiget, „dafs man auch kein pfund Eysen so etwas ge- »nutzet ausm Heerdt bringen können. Denn »angesehen man doch das Eysen genug gesehen, »wann man aber solches wollen laufen lassen, „ist es wieder weyk vndt lauter Dreck gewesen, »daherr man doch dem Hüttenmeistern sampt „den Knechten, welche vber die Mafsen saure »Arbeit dabey gehabt, nachfolgender Lohn ge ngeben“. Erst einem neuen Hüttenmeister ge lingt es nach einem abermaligen unglücklichen Versuche, den Ofen in Gang zu bringen. Im Naussauischen war es gegen Ende des 17. Jahrhunderts jedem Hammerschmied ver boten, sein Gewerbe aufserhalb des Landes zu betreiben. Besonders kennzeichnend für die da maligen Verhältnisse ist der nachfolgende Erlafs: »Alldiweilen viele nach einander gefolgte „Jahren, zu des Landes mercklichem Ruin, ein „vnd anderer boshaftiger Gesell, sich, hoch- „straffbahres Diengs, denen beschworenen Chur- »briefen zuwider, das Hüttenwerk und Hammer- „schmiedtskunst, worinnen des ganzen Landts »einzige Wollfahrt beruhet, nicht nur aufser Landts »zu treiben, sondern Frembden solche hoch- »verpönte Wissenschaft zu lehren, sich unter- »stehen dürffen, mithin nach Ahnweisung der „peinlichen Rechten, als Meineidige billig abzu- „straffen seindt; weillen aber diese Straffe viell »zu gering vnd nicht ahngesehen wird, allermafsen, „das Verbrechen je länger je mehr ahnwächset. „mithin auch die Straffen, wie billig, ahnwachsen „und vergröfsert werden müssen. Als haben »Ihro Durch). Vnsere gnädigste Landes Regentinne „etc. zur Abheilung solchen groben Verbrechens „sothane ordentliche Leibesstrafe in eine vnnach- ,lässige exemplarische Todtsstrafe verwandelt; „wird dannhero allen vnd jeden Lands-Eingesessen „so dieser Zunft incorporiret stehen, alles Ernsts „vnd bei Vermeidung vorangeregter Todtsstrafe „ahnbefohlen, sich vor diesem Landsverderblichen „Uebel hinkünftig allerdings zu hüten. Siegen, „den 29. Febr. 1696. — Aus special gnädigstem „Befelh Fürstl. Nassau zur Vormundschafftl. Re- „gierung verordnete Regierungs-Räthe.“ Oeschicftte des ßlseni. 15. September 1805. In den drei Städten Lüdenscheid, Altena und Iserlohn blühte im 17. Jahrhundert die schon in den früheren Jahrhunderten dort eingeführte Drahterzeugung trotz der ungünstigen Verhältnisse weiter auf, und als neuer Zweig entstand in Altena im Anfänge des 17. Jahrhunderts die Darstellung des Stahldrahts. Caspar Rumpe, selbst Reidemeister und Bürger von Altena, besingt dieses Ereignifs in seiner Reimchronik mit folgenden Versen: Die Alten haben’s nicht beschrieben, Wann Gott das Handwerk hat betrieben, Doch hat man’s noch in Büchern klar, Dafs man’s gehabt einige hundert Jahr. Es ist beinah wohl hundert Jahr, Dar noch kein Stahl gezogen war, Jetzt ist es ein Handel durch Gottes Segen, Daran ist Altena viel gelegen. Ein Bürger so Johann Gardes genanndt, Der fing es an durch seinen Verstand, Er gebrauchte dazu Mittel und Rath, Dafs Stahl in Draht gezogen ward. Die besten Nadeln so je erdacht, Die werden von dem Stahl gemacht, Man braucht ihn auf dem Instrument, Er kömpft auch sonst in viele Händt. Den Fischers ist er auch bekannt, Die ziehn die Fische damit zu Land. Er wird recht nach der Probe gemacht, Dafs man davon hört keine Klagt. In England war schon längst der zunehmende Holzmangel zu einem Nothstande geworden. Alle Gesetze der Königin Elisabeth hatten die fort schreitende Entwaldung nicht aufhalten können, und die gröfsten Holzverschlinger waren die Eisenwerke. Nothschreie ertönten von allen Seiten; von einem Manne in der Nähe von Durham wird berichtet, dafs er in seinem Leben über 30 000 Eichen ohne Berücksichtigung des Unterholzes niedergeschlagen habe, „und wenn er noch lange lebt, ist es zweifelhaft, ob er so viel Bauholz im ganzen Lande übrig lassen wird, als zur Reparatur einer unserer Kirchen erforderlich ist, so schnell verschlingen seine Eisen- und Bleiwerke das Holz.“ Der Gedanke, Steinkohle an Stelle der Holzkohle zu verwenden, lag daher nahe, und schon 1589 hatte die Königin Elisabeth an Thomas Proctor und William Peterson ein Patent verliehen, Eisen, Stahl und Blei mit Steinkohlen oder Torf her zustellen. Aber die Versuche hatten ungünstigen Erfolg; 2 Tonnen Eisen wurden zwar nach dem neuen Verfahren auf einem Werke in Yorkshire erzeugt, aber die Gewinnungskosten stellten sich für die Tonne auf 66 £ 13 sh 4 dl Auch mehrere andere Unternehmungen zu dem gleichen Zwecke schlugen fehl, bis es schliefslich Dud Dudley, einem natürlichen Sohne des Lord Dudley von Dudley Gastle in der Grafschaft Worcester, gelang, gröfsere Mengen brauchbaren Eisens im Hochofen mit Steinkohle zu erzeugen. Das von ihm im Jahre 1665 herausgegebene Werk: „Metallum Martis or Iron made with Pit-Goale,