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838 Stahl und Eisen. Bilcherschau. 1. September 1895. wird nur da angewandt, wo man ihrer nicht ent- rathen kann, wie bei der Berechnung der Krümmungs kreise. Unter den Zusätzen zur Stereometrie finden sich die Trägheitsmomente, und ihnen folgen die Körper, deren Schnittcurven unter allen Umständen Kegelschnitte sind. Mehrfache Gubirungen, auch von verwickelteren Körperformen, werden mit Hülfe des Princips von Cavallieri vorgenommen. Darauf wird auch noch kurz auf Axonometrie und Gentralperspective eingegangen, während die darstellende Geometrie im engeren Sinne ausgeschlossen bleibt. Die sphärische Trigonometrie wird völlig in dem Umfange abgehandelt, dessen sie bedarf, um als Hülfsdisciplin für Physik, Astronomie und Geographie ihre ganze Verwendbarkeit zu documentiren. Von hier wird zur algebraischen Analysis fortgeschritten. Die zahlreichen Beispiele sind gröfstentheils dem Gebiete der Mechanik (Gravi tationslehre, Thermodynamik, Maschinen kunde) entnommen. Ein Anhang beschäftigt sich endlich noch mit den involutorischen Punktreihen und Strahlbüscheln und mit der Rectification der Parabel, welche phoronomisch auf die Quadratur der Hyperbel zurückgeführt wird. Die Zeichnungen sind durchweg vortrefflich, und wie sehr durch solche nicht blofs schematische, sondern den räumlichen Ver hältnissen genau angepafste Figuren das Verständnifs erleichtert wird, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Obwohl sich noch gar viel über das Holzmüllersche Lehrbuch sagen liefse, wird dieser Bericht doch jedem Leser die Ueberzeugung verschafft haben, dafs er hier nicht ein Stück jener Dutzendwaare, mit welcher der Büchermarkt überschwemmt wird, sondern ein Product reifer, schulmännischer Erfahrung und angestrengten Nachsinnens über die beste Art, junge Geister für eine als schwierig verschrieene Wissenschaft zu gewinnen, vor sich hat. Das Werk wird viel Nutzen stiften und wünschen wir ihm sowohl eine ausgiebige Verbreitung in den höheren Schulen, als auch sorgsame Beachtung seitens Derjenigen, welche selbst unter dieCompendiographen zu gehen gedenken.“ Paul Scheven, Dr. der Staatswissenschaften, Die Lehrwerkstätte. I. Band: Technik und qualificirte Handarbeit in ihren Wechselwirkungen und die Reform der Lehre. Tübingen 1894, H. Laupp. Man braucht, wie wir, durchaus nicht mit allen Schlufsfolgerungen des Verfassers übereinzustimmen, um ihm doch für das vorliegende Werk aufrichtig dankbar zu sein. Denn unseres Wissens ist die Frage der Lehrlingserziehung bisher noch nie in dieser um fassenden Weise behandelt worden, wie es der Ver fasser unter Benutzung des allerdings sehr reichhaltigen, aber sehr zerstreut sich findenden Materials gethan hat. Nach einem geschichtlichen Excurse über die Rück wirkung der technischen und socialpolitischen Um wälzungen des letzten Jahrhunderts auf die qualificirte Handarbeit, einem Vergleich der Zunftlehre mit der freien Lehre in technischer Hinsicht, folgen Kapitel über die Stellung des Staates zur Handwerkslehre, über den Klein- und Grofsbetrieb in statistischer Hinsicht, sowie über die Benutzung elementarer Kraft im Kleingewerbe. Ferner finden wir genaue Aufklärung über das, was zur Hebung der Lehre bisher geschehen ist, wobei namentlich die süddeutschen Veranstaltungen in einen interessanten Vergleich zu den norddeutschen gestellt werden. Besonders reichhaltig sind sodann die Kapitel über mustergültige Einrichtungen für die Lehrlings erziehung in der Grofsindustrie, die Lehrlingserziehung im Grofs- und Mittelbetrieb in Verbindung mit Fabrik lehrwerkstätten und über die Unterrichtsmethode Victor Della Vofs durch Lehrwerkstätten-Ausbildung. Mit Interesse sehen wir den weiteren Veröffent lichungen des Verfassers entgegen, von denen der II. Band die Fachschulen Deutschlands monographisch behandeln soll, während der III. Band ein Gesammt- bild der niederen und mittleren technischen Ausbil dung in Frankreich gewähren und auch die Einzel darstellungen der hervorragenden Schulen bringen wird. Wir werden nach dem Erscheinen dieser Bände auf das Gesammtwerk gern zurückkommen. Dr. W. Beumer. 4 Die Gewerbeordnung für das Deutsche Reich. Unter Berücksichtigung der Gesetzgebungs materialien, der Praxis und der Literatur er läutert und mit den Vollzugsvorschriften herairsgegeben von Robert von Landmann, Königl. Bayrischer Staatsminister. 2. völlig umgearbeitete Auflage. München 1895. G. H. Beck. 11. Hälfte, 111. (Schlufs-) Lieferung (Bogen 65 bis 94 nebst Titelbogen zu Band 1 und 11). Die vortreffliche Landmannsche Ausgabe der Gewerbeordnung, welche zwei starke Bände umfafst und einen geradezu erschöpfend zu nennenden Com- mentar für die einschlägigen Fragen bildet, liegt jetzt in 2. Auflage abgeschlossen vor. Im Anhang sind die von Reichswegen erlassenen Ausführungsbestimmungen vollständig abgedruckt. Aufserdem unterscheidet sich die zweite Auflage von der ersten u. A. durch eine möglichst vertiefte und eingehende Bearbeitung der principiellen Fragen sowie durch eine viel weiter gehende Heranziehung und Ausnutzung des Präjudicien- Materials und der einschlägigen Literatur. Die Ab sicht des Verfassers, die neue Auflage gleichzeitig mit dem Inkrafttreten der Novelle vom 1. Juni 1891 erscheinen zu lassen, konnte nicht verwirklicht werden; es mufste die Ausgabe stückweise erfolgen, und zwischen dem Erscheinen des ersten und des Schlufs- hefts liegen bereits drei Jahre. Diese Verzögerung hat jedoch den Vortheil, dafs die erst in diesem Jahr veröffentlichten Ausführungsvorschriften über die industrielle Sonntagsruhe im letzten Heft noch mit- getheilt werden konnten. Die seit dem Erscheinen des ersten Hefts erfolgten Aenderungen der Gesetz gebung, sowie die zahlreichen neuen Präjudicien und Vollzugsvorschriften, welche inzwischen erschienen sind, haben theils bei der Commentirung der Straf bestimmungen, theils im Anhang, Berücksichtigung gefunden. Ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Register im Schlufsheft erleichtert die Benutzung des umfang reichen Werks. Wir können allen Interessenten diesen Gommentar aufs wärmste empfehlen. B. Serbien in geo-ethnographisch-administrativ-volks- wirthschaftlich - commerzieller Hinsicht, dessen Industrie-, Zoll-, Finanz-, Verkehrs-, Justiz- und Heerwesen. Mit einer detaillirten Be schreibung sämmtlicher gröfseren Handels plätze, nebst Adressen bedeutender Import-, Export- wie auch sonstigen Handelsfirmen, nach Branchen geordnet, und Personen aller wichtigeren Stände. Verfasser und Heraus geber: Wilhelm Kohn, Buchhalter und