Volltext Seite (XML)
1. September 1895. Stahl und Eisen. 835 lieferatc und kleinere Mittheilungen. Sehmiedepresse für Rufsland. Die Kalker Werkzeugmaschinenfabrik L. W. Breuer, Schumacher & Go. zu Kalk bei Cöln a. Rh. hat vor kurzem einen Auftrag auf eine mächtige Schmiede presse von 7500 t senkrechtem Druck, versehen mit zwei Seitenpressen von je 1200 t Druck, von einem der gröfsten russischen Stahlwerke erhalten. Diese gewaltige Schmiedepresse erhält ähnliche Abmessungen wie die seinerzeit erwähnte grofse Schmiedepresse, welche die obige Fabrik für die Dillinger Hütten werke erbaut. Materialabnahme auf amerikanischen Walzwerken. Die hohen Erzeugungsmengen der amerikanischen Walzwerke lassen die Umständlichkeiten, welche mit Prüfung und Abnahme der Fabricate naturgemäfs verbunden sind, im Betriebe doppelt lästig empfinden. Infolge des Hochdrucks, mit welchem augenblicklich in den Eisenhütten der Ver. Staaten überall gearbeitet wird, sind daher zwischen den dortigen Hauptfirmen, welche die Materialabnahme als Geschäft betreiben, und dem gröfsten Fabricanten, der Carnegie Steel Co. in Pittsburg, Meinungsverschiedenheiten ausgebrochen. Letztere Firma setzt in einem Rundschreiben* den Aufenthalt auseinander, der durch die jetzt übliche Methode der Abnahme auf den Verladebetten entsteht, und verlangt, dafs dieselbe bereits zwischen Walzen und Verladebetten, also entweder auf den Warmbetten, bei den Richtmaschinen oder den Scheeren erfolgen solle und dafs Abnahmebeamte sofort, wie das Walzen der betreffenden Partie seinen Anfang nehme, zur Stelle sein sollen, gleichviel ob dies zur Tag- oder Nachtzeit sei. Die Firma erbietet sich gleichzeitig, für den Fall, dafs diese Forderungen den Abnahme beamten nicht pafsten, für Abnahme selbst Sorge zu tragen, und erklärt, die Ersatzpflicht für alles versandte, aber später schadhaft befundene Material alsdann zu übernehmen. Die Abnahme-Firmen weigern sich, das neue System anzuerkennen, indem sie darauf hinweisen, dafs eine zuverlässige Prüfung und Abnahme erst dann stattfinden könne, wenn das Material gerichtet, auf Länge geschnitten und überhaupt fertig zum Versand sei. Dafs eine solche Forderung auf einem amerika nischen Stahlwerke überhaupt aufgestellt werden kann, wirft auf das in Amerika übliche Abnahmesystem ein gewisses Licht. Eisenerze bei Almeria. Im Handelsarchiv Juliheft 1895 lesen wir hier über: „In der Nähe von Almeria, etwa 16 km vom Hafen entfernt, befinden sich die Sierra Alhamilla- Minen und etwas weiter im Innern die von Alfaro. Die Alfaro-Minen sind mit denen der Sierra Alha milla durch eine 5376 m lange Seilbahn** verbunden, vermittelst welcher das Eisenerz nach Alhamilla be fördert wird, von wo aus es dann vermittelst einer Eisenbahn weiter versandt wird. Das Erz soll von einer ausgezeichneten Qualität sein; Analysen zeigten im Durchschnitt die folgenden Ergebnisse: Alhamilla- Erz 52% Eisen und etwa 4% Mangan, Alfaro-Erz 50% Eisen und etwa 4% Mangan. Die Minen werden von einem englischen Hause ausgebeutet. Die Production des Jahres 1894 beläuft sich auf etwas über 50 000 t und zwar: 38 000 t von Alhamilla, 12 000 t von Alfaro, welche nach Grofs- britannien verschifft wurden. Die Alfaro-Minen sollen * Veröffentlicht in „Iron Age“ vom 1. Aug. d. J. ** Die Drahtseilbahn von Alfaro nach Alhamilla ist von O. Bieichert gebaut, während J. Pohlig die jenige von Bedar nach Garrucha angelegt hat. Red. besonders reichhaltig sein; da man mit deren Aus beutung aber erst im Juni begonnen hat, konnte nur die oben erwähnte Menge von 12 000 t gefördert werden. Im Jahre 1895 erwartet man indessen gröfsere Mengen von etwa 100 000 t von beiden Minen zusammen. In derselben Sierra Alhamilla, noch weiter im Innern, etwa 30 km von der See entfernt, befinden sich die Lucainena-Minen. Diese Minen werden in nächster Zeit durch eine Eisenbahn, mit deren Bau man bereits beschäftigt ist, mit einem Hafen, Aguas Amargas genannt, zwischen Cabo de gata und Gar rucha gelegen, verbunden werden. Die Ausbeutung geschieht durch eine Bilbaoer Firma; man erwartet bedeutende Mengen. Die Qualität des Eisenerzes kommt dem von Alfaro ungefähr gleich. (Nach uns direct gewordener Mittheilung enthält dasLucainena-Erz 53% Fe, 4 bis 6% SiOz, 2% Mn und Spuren von Phosphor und Schwefel; man erwartet, dafs die Ver schiffungen im nächsten Jahr 100000 t, und von Februar 1897 ab 200 000 t jährlich mindestens be tragen wird. Red.) Die Eisenerzgruhen der Sierra de Bedar sind bereits seit einiger Zeit im Betrieb und ergaben im Berichts jahre ungefähr 130 000 t Eisenerz, wovon 100 000 t nach Grofsbritannien — mit Ausnahme einer kleinen Menge nach Rotterdam — verschifft wurden. Diese Minen sind mit dem Hafen von Garrucha, wo das Erz zur Verschiffung gelangt, durch eine 15 680 m lange Seilbahn verbunden. Im Jahre 1895 gedenkt man 80- bis 90 000 t mit dieser Seilbahn zu be fördern, aber ungefähr 150 000 t zu verschiffen, da in Garrucha 50- bis 60 000 t lagern. Es sollen sich in der Sierra de Bedar grofse Lager Eisenerze be finden und man erwartet nach Vollendung einer Eisenbahn von der Sierra de Bedar nach Garrucha (ungefähr 24—25 km), mit deren Bau man bereits begonnen hat, die Production jährlich auf mindestens 300 000 t zu erhöhen. Das Eisenerz der Sierra de Bedar-Minen enthält im allgemeinen ungefähr 50% Eisen. Die Herrerias-Minen, welche während 11 Jahre von dem Flusse Almanzora überschwemmt waren, sind von einem Londoner Hause entwässert worden,* und sollen nicht unbedeutende Mengen vermittelst einer Schmalspurbahn nach Palomares befördert werden, wo sie verschifft werden. Das Eisenerz ent hält im Durchschnitt 50% Eisen, 12% Mangan und ist sozusagen frei von Schwefel und Phosphor.“ Schweifsversuche mit Nickelstahl. Im Anschlufs an die ausführlichen Mittheilungen über Darstellung, Eigenschaften und Verwendung von Nickelstahl in letzter Nummer dieser Zeitschrift werden einige Versuche von Interesse sein, welche H. P. McIntosh von der Canadian Copper Company über die Schweifsbarkeit von Nickelstahl anstellte. Bei jedem Versuch wurden 2 Stücke von 25X150 mm Querschnitt mit Ueberlappung mit folgenden Ergeb nissen zusammengesch weifst: Nr. 1 Probestück mit 2,05% Ni und 0,22% C: Schweifsbar vollkommen, ohne eine Spur der Schweifs naht zu zeigen; das Probestück wurde zweimal in der Wärme an der Schweifsstelle gebogen, ohne die Schweifsnaht zu zeigen, dann wurde es zweimal warm an der Schweifsnaht in rechtem Winkel gebogen, wobei ebenfalls sich weder die Schweifsnaht noch irgend ein Rifs zeigte, hierauf kalt rechtwinklig ge- * Die Entwässerung ist nach geschätzter sach verständiger Mittheilung noch nicht vollständig durch geführt. Red.