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834 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. September 1895. etwas von dem weiter nach vorn vorhandenen Eisen chlorid mitzunehmen, was ganz leicht zu vermeiden ist. Ebenso entleert man die drei Vorlagen und wäscht diese, sowie die Verbindungsröhren mit Salz säure und Wasser nach. Die vereinigten Flüssigkeiten werden mit Ammoniak versetzt, bis eine kleine Fällung von Metazinnsäure entsteht, die durch tropfen weisen Zusatz von Salzsäure eben aufgelöst wird; dann fällt man die Metazinnsäure in bekannter Weise mit Ammonnitrat, filtrirt, wäscht, trocknet, verbrennt das Filter und glüht bis zu constantem Gewichte. Zur Prüfung der Methode dienten 6 Weifsblech- muster von verschiedener Herkunft und sehr ab weichendem Zinngehalt. Bei Nr. I wurde das Zinn in a und b wie beschrieben mit Ammonnitrat, in c und d mit Natriumsulphat, in e mit Schwefelwasserstoff gefällt. Muster Nr. IV, V und VI wurden aufserdem noch nach der gewöhnlichen Methode untersucht, nämlich in folgender Art: Das Blech wird in concentrirter Salzsäure gelöst, von der Kohle abfiltrirt und das Filtrat mit Ammoniak oder Soda neutralisirt, bis eine kleine Fällung entsteht, die durch Salzsäure wieder in Lösung gebracht wird. Man leitet nun Schwefel wasserstoff bis zur Sättigung ein, läfst stehen, bis der Geruch fast verschwunden ist, und filtrirt. Der noch sehr mit Eisen, Blei u. s. w. verunreinigte Nieder schlag von Schwefelzinn wird in Schwefelkalium auf gelöst, das Schwefelzinn wieder mit Essigsäure aus gefällt, der Niederschlag unter bekannten Vorsichts- mafsregeln im Porzellantiegel mit Salpetersäure be feuchtet, nach Abrauchen derselben im schrägen Tiegel vorsichtig geglüht und als SnOa gewogen. Diese Arbeit erfordert 3—4 Tage Zeit und viel Auf merksamkeit. Das Ghlorverfahren dagegen ist in einem Tage abzuwickeln, und können ohne Schwierig keiten mehrere Proben gleichzeitig behandelt werden. Procentgehalt der Weifsblechmuster an Zinn. Muster a b c d e Durchschnitt Nr. I 5,37 5,29 5,10 5,13 5,37 5,23 n 11 2,32 2,36 2,23 — — 2,30 n III 1,83 1,83 — — 1,83 n IV 4,06 4,20 (4,07*) — — 4,13 n V 2,09 2,12 (2,25*) — — 2,10 » VI 1,69 1,60 (1,74*) — — 1,65 Zum Schlufs sprach noch Hr. H eräus über ein Platin-Rhodium-Pyrometer. Ueber dasselbe wird demnächst eine eingehendere Mittheilung in dieser Zeitschrift erscheinen. Mit der Versammlung verbunden waren zahl reiche Besichtigungen von Fabriken in Frankfurt und Umgebung sowie ein Ausflug nach dem Rheingau, die gesammten Veranstaltungen verliefen in jeder Hinsicht höchst befriedigend. * Ergebnisse der „gewöhnlichen Methode“. Referate und kleinere Mittheilungen. Ein moderner Prophet ist der amerikanische Nationalökonom Edward Atkinson. In einem unter dem verlockenden Titel .The Signs of the Times“ im Engineering Magazine veröffentlichten Aufsatz beweist er, dafs mit un bedingter Nothwendigkeit die Roheisenerzeugung der Ver. Staaten, welche 7000000 tons in 1893 und 6600000 in 1894 betrug, sich in den nächsten 12 Monaten auf 11000 000 tons steigern müsse; gleichzeitig bezeichnet er es als hochwahrscheinlich, dafs dortselbst in den nächsten 15 bis 20 Jahren nicht weniger als 160000 km Eisenbahnlinien neuerbaut würden. Als die deutschen Eisenhüttenleute im Jahre 1890 in Amerika weilten, hatte derselbe prophetisch angelegte Statistiker und Nationalökonomeinen „Blick in die Zukunft“ veröffent licht, in welchem er die Roheisenerzeugung der Erde für das Jahr 1900 mit 50 Mill. Tonnen verzeichnet; heute, nach 5 Jahren, schraubt er diese Ziffer mit Rücksicht auf den inzwischen stattgehabten Rückschlag auf 40 Mill. Tonnen zurück. Stahlwerk von Ferry Currique & Co. in Micheville. Am 12. August ist das neue Stahlwerk in Miche- ville, wie wir vernehmen, mit bestem Erfolg in Betrieb gesetzt worden. Die Einrichtungen des selben bedeuten insofern einen Fortschritt, als die zwei dort vorhandenen Hochöfen, welche bei 25 m Höhe eine tägliche Erzeugung von je 150 t aus Minette mit einem Ausbringen von 30 bis 31 % Fe haben, den gesammten Dampf liefern, um alles fallende Roheisen im Stahl- und Walzwerk zu ver arbeiten. Die drei ersten Betriebstage hatten das folgende Ergebnifs: Die gesammten Einrichtungen arbeiteten tadellos. Wir hoffen, demnächst Näheres zu berichten. Datum Nr. G P Mn Festig keit kg/qmm Deh nung °/o 12. 8. 95 1 0,115 0,08 0,53 24,9 27 2 0,089 0,06 0,35 39,3 24 3 0,065 0,06 0,39 38,8 14 4 0,06 0,04 0,34 38,3 31 5 0,07 0,035 0,43 37,8 29 6 0,075 0,07 0,42 40,7 29 7 0,065 0,06 0,32 41,2 29 8 0,035 0,165 0,150 — * 9 0,04 0,03 0,34 37,8 29 13 8.95 10 0,046 0,04 0,39 39.3 30 11 0,042 0,03 0,44 37,3 33 12 0,055 0,045 0,43 40,2 27 13 0,05 0,04 0,40 37,8 29 14 0,05 0,065 0,42 39,8 28 15 0,05 0,055 0,40 39,8 33 16 0,05 0,065 0,395 40,2 32 17 0,036 0,045 0,37 39,8 30 14. 8. 95 18 0,077 0,045 0,29 38,3 38 19 0,079 0,05 0,45 ■ 39,7 25 20 0,048 0,045 0,33 39,3 24 21 0,05 0,055 0,36 40,4 27 22 0,05 0,045 0,32 37,5 28 23 0,05 0,06 0,37 39,8 31 24 0,048 0,05 0,33 — — 25 0,07 0,07 0,28 — — 26 0,07 0,05 0,48 — — 27 0,08 0,065 0,37 — — * Roheisenpfanne brachte etwa 4 t Schlacke mit.