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644 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. Juli 1895. Mengen von über 500 t nahmen 1894 noch auf Ecuador und Portorico; der Absatz nach Argentinien, Uruguay und Chile ist ganz unbedeutend.* In Cuba, Mexiko, Centralamerika, Venezuela, Columbien und Ecuador scheinen die Vereinigten Staaten nicht oder nur sehr wenig auf die Concurrenz Deutschlands und Englands zu treffen. Alle diese Länder werden sowohl in der deutschen wie in der englischen Statistik theils gar nicht, theils nur mit äufserst geringen Beträgen als Abnehmer von Draht genannt. In Canada, Englisch-Afrika (d. h. Capland), Bra silien und Englisch-Australien trifft dagegen der amerikanische Draht auf eine so starke deutsche und eng lische Concurrenz, dafserwohl, vielleichtmit Ausnahme von Canada, wenig Aussicht auf eine bedeutende Absatzsteigerung hat. Nach den amtlichen Ausweisen gingen nämlich in den Kalenderjahren** nach Englisch-Nordamerika 1890 1891 1892 1893 1894 t t t t t aus Deutschland. . 6522 3540 3674 2295 6598 » England . . . 1854 1354 2403 934 *** nach Englisch-Afrika (bezw. Capland) aus Deutschland. . 449 1269 1825 4448 2331 (un vollst. » England . . . 7286 8237 8318 8391 5534 nach Brasilien aus Deutschland. . 3229 5039 4714 4280 6919 » England . . . 1290 1826 1203 794 1217 nach Englisch-Austral ien aus Deutschland . . 17872 31345 28987 19601 26880 » England . . . 24242 35504 16838 10717 9979 Die Durchschnittspreise, welche die amerikanische Statistik dem ausgeführten Draht zuschreibt, haben sich im Laufe der Zeit so bedeutend ermäfsigt, dafs ihre Veränderung wohl nur durch Aenderung der durchschnittlichen Beschaffenheit der ausgeführten Waaren sich erklären läfst. Sie betrugen nämlich für eine metrische Tonne 1890 341, 1891 324, 1892 308, 1893 261, 1894 226 •K,t während deutscherseits angesetzt wird für nicht verkupferten u. s. w. Draht 128, 130, 125, 125, 111,9 und für verkupferten u. s. w. 158, 155, 150, 150, 145 •(. Aus der englischen Statistik ergiebt sich für die gleiche Zeit der durchschnittliche Werth des aus England ausgeführten Drahtes, allerdings, wie oben erwähnt, einschliefslich Drahtarbeiten, für eine metrische Tonne zu 354, 341, 337, 352, 359 . Chemnitz. M. Diezmann. Schwedisches Eisenerz. Die Staatseisenbahn zwischen Gellivara und Svartön vereinnahmte im vorigen Jahre für die Be förderung von 618 882 t Eisenerz zum Salze von 3,70 Kronen eine Fracht von 2 289157 Kronen, wo * In den ersten drei Vierteln des Rechnungsjahres 1895 hat die amerikanische Drahtausführ 19941 t gegen 12169 t in der entsprechenden Zeit des Vorjahres be tragen, während die Einfuhr von Drahtstäben von 19474 t auf 18 289 t zurückgegangen ist. Herkunfts- und Be stimmungsländer werden in den vorläufigen Ausweisen nicht angegeben. ** Die englischen Angaben in englischen Tonnen zu 1016 kg umfassen Telegraphendraht nicht mit, dagegen Drahtarbeiten. *** In den vorläufigen Ausweisen nicht angegeben. t In den ersten drei Vierteln des laufenden Rechnungsjahres 196 JI, durch, einschliefslich der übrigen Bahneinnahmen von 415 000 Kronen, eine Verzinsung von 81/2% des Baukapitals erzielt wurde. Da die Gellivara-Erz- felder -Actiengesellschaft im vorigen Jahre nicht in der Lage war, eine Dividende zu vertheilen , so hat die Regierung auf Antrag der Gesellschaft die Fracht auf 3,20 Kronen für die Tonne herabgesetzt, falls 600000 t jährlich, und auf 3 Kronen, falls 700000 t Erz mit der Bahn verladen werden. Einfuhr spanischer Erze in Deutschland. Am 1. Juli tritt die auf Antrag des Reichstags beschlossene Aenderung des Kampfzollparagraphen (§ 6) des Deutschen Zolltarifgesetzes vom Jahre 1879 in Kraft, wodurch die Reichsregierung ermächtigt wird, auf zollpflichtige Waaren, die aus Staaten kommen, welche deutsche Schiffe oder Waaren deutscher Her kunft ungünstiger behandeln, als diejenigen anderer Staaten, einen Zollzuschlag bis zu 100 % der tarif- mäfsigen Eingangsabgabe — statt der bisherigen 50% — zu legen, sowie ferner, unter der gleiche.i Voraussetzung, tarifmäfsig zollfreie Waaren einem 20procentigen Werthzoll zu unterwerfen. Der Be- schlufs des Reichstages, der Regierung eine so weit gehende Vollmacht zu ertheilen, verdankt seine Ent stehung dem gegenwärtigen Zollkriege mit Spanien, und zwar namentlich der Thatsache, dafs ein grofser Theil unserer Einfuhr aus Spanien in zollfreien Artikeln besteht. Spanien, mit dem wir seit länger als Jahres frist einen wirthschaftlichen Krieg führen, ist bekannt lich in hohem Mafse an der Einfuhr von rohen Erzen, Korkholz u. s. w. nach Deutschland betheiligt. Diese Artikel sind nach unserem Tarif zollfrei und konnten daher, nach der bisherigen Fassung des Kampfzoll paragraphen, nicht, wie z. B. Wein, Südfrüchte, Kork stopfen, mit Zollzuscblägen belegt werden. Vielfach wird erwartet, dafs die Reichsregierung von der ihr jetzt ertheilten Vollmacht Gebrauch machen und die spanischen Eisenerze alsbald einem 20 procentigen Werthzoll unterwerfen werde. Nach der amtlichen Handelsstatistik sind im Jahre 1893 aus Spanien mehr als 11 Millionen Doppelcentner Erze im Werthe von über 18 Millionen Mark nach Deutschland eingeführt worden, darunter allein 8778 275 Doppelcentner Eisenerze im Werthe von 12 728 000 . Für das Jahr 1894 weist die Statistik sogar eine Ein fuhr von 13244 707 Doppelcentnern spanischer Eisen erze nach, deren Werth also nahezu 20 Millionen Mark betragen würde. An der Hand dieser Zahlen wird darzulhun versucht, welches Interesse Spanien an seinem Export von Erzen nach Deutschland habe; dadurch, dafs die Einfuhr von Eisenerzen aus Spanien durch einen Kampfzoll inhibirt wird, glaubt man dem spanischen Montangeschäft einen Absatz im Werthe von 20 Millionen Mark zu entziehen. Dabei wird aber übersehen, dafs die vorstehen den Ziffern den Werth darstellen, den die Erze beim Eingang in das deutsche Zollgebiet haben, und dafs also die sehr beträchtlichen Transportkosten und Spesen vom spanischen Hafenplatz bis zu der deutschen Eingangsstelle — die überdies zum grofsen Theil der deutschen Schiffahrt zu gute kommen — mitgerechnet sind. Der Nutzen Spaniens an seiner Ausfuhr nach Deutschland bleibt also jedenfalls um ein Bedeutendes hinter den angeführten amtlichen Werthzahlen zurück, und es fragt sich noch sehr, ob nicht der Verlust, der durch die Belegung der spanischen Erzeinfuhr mit Kampfzöllen die deutsche Metallindustrie und See schiffahrt treffen würde, gröfser wäre, als der Schaden, den Spanien zu erleiden hätte. Aufserdem dürfte aber die Einfuhr aus Spanien im vergangenen Jahr gar nicht so grofs gewesen sein, als die amtlich nach gewiesene Menge ausmacht; wahrscheinlich bleibt die selbe bedeutend hinter der Ziffer von 13244707 Doppel-