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1. September 1895. Die deutsch-nord. Handels-u. Industrie-Ausstellung in Lübeck. Stahl und Eisen. 813 griff genommenen Gebäudes aufgerichtet, die Bauten wurden aber so rechtzeitig ausgeführt, dafs die Aussteller Zeit behielten, am Eröffnungs tag, dem 21. Juni, programmmäfsig fertig zu sein. Wenngleich die Bauten auch durchweg in Holz ausgeführt sind und dem ausgiebigen Regen des I Sommers stellenweise nicht standhielten, so ver- | dient die Leistung hohe Anerkennung. Die sämmt- liehen Haupt- und Nebengebäude der Ausstellung, einschliefslich der als Eingang dienenden trefflichen Nachahmung des alt-lübischen, längst verschwun denen Stadtthors, des sogenannten Mühlenthors (Abbil. 1),* machen sowohl im einzelnen wie in der Gesammtheit einen aufserordentlich freund lichen Eindruck, der durch die muntere, den Bauten der skan dinavischen Län der entlehnte Far bengebung we sentlich gehoben wird und einen eigenartigen Cha rakter trägt. Der reizvoll auf einem Höhenzug an der Wakenitz mit wunderhüb scher Aussicht auf die Stadt Lübeck gelegene Ausstel lungsplatz — das ehemalige Gut Marly — umfafst 140 000 qm mit ca. 60 Gebäuden; die Hauptausstel lungshallebedeckt 10515 qm, die Maschinenhalle 5700 qm. Der gut durch gearbeitete Kata log enthält 1808 Nummern, darunter 77 aus Finland, 21 aus Rufsland und 92 aus Schweden, Norwegen und Dänemark, so dafs Deutschland den Plan beherrscht. Die Einordnung der einzelnen Aussteller in die Gruppen, deren 25 vorhanden sind, ist nicht streng durchgeführt; zum guten Theil ist dies allerdings schon auf die Gruppeneintheilung selbst zurückzuführen. Die uns interessirenden Gruppen führen die Titel: Gruppe für Bergbau-, Hütten- und Salinenwesen. Gruppe für Metall- und Eisenindustrie und Kurz- waaren. Gruppe für Maschinenwesen, Elektrotechnik und Transportwesen. * Die Abbildungen sind der „Teknisk Tidskrift“ entnommen. Wie man sieht, liegt die Unbestimmtheit be reits in den Gruppen-Ueberschriften: Was gehört zum Hüttenwesen, was zur Eisenindustrie, was zum Maschinenwesen? In der erstgenannten Gruppe finden wir 5 Eisenwerke, in der zweiten Gruppe einige weitere Werke der Eisenindustrie, welche sich mit Verarbeitung beschäftigen neben Werk zeug- und Nähmaschinen, Seife und Wichse, und Meerschaum, während in der dritten Gruppe z. B. der Aachener Hütten-Actienverein und die Mannes manngesellschaft vertreten sind. Dazu kommt, dafs die nordischen Länder je für sich getrennte Ausstellungen haben, so dafs jeder Fachmann die ihn interessirenden Dinge aus allen möglichen heterogenen Gegenständen sich dort heraussuchen mufs. Sachge- mäfse Eintheilung und übersichtliche Anordnung sind bekanntlich zwei gefährliche Klip pen einer jeden Ausstellung, und es in Bezug auf Eintheilung einem Jeden recht zu machen, ist un möglich. Wenn nun auch der Eisenhüttenmann seine Sonderhei ten sich an ver schiedenen Stel len heraussuclien mufs, so wird ihm dies durch die im allgemeinen vor handene Ueber- sichtlichkeit der Anordnung der Ausstellung wie derum erleichtert. In der Gruppe Bergbau-, Hütten- und Salinen wesen haben ausgestellt die Feinblechwalzwerke Bismarckhütte - Schwientochlowitz, Geis- weider Eisen werke-Geisweid und Hüstener Gewerkschaft. In und um Lübeck ist eine sehr ansehnliche Industrie ansässig, welche sich mit Herstellung von emaillirten Blechgeschirren und Gonservenbüchsen beschäftigt. Namentlich von der Leistungsfähigkeit der letztem giebt die Aus stellung von Fr. Ewers & Go. in Lübeck ein anschauliches Bild, da sie nicht nur ihre Fabri- cate in einem mächtigen, bunt schillernden Auf bau vereinigt, sondern auch ihre maschinellen Einrichtungen in Betrieb in der Maschinenhalle aus gestellt hat, in welchen die Bleche erst bedruckt und dann zu Dosen geprefst werden. Wurden zu dieser Fabrication und in gleicher Weise zu der Herstellung von Emailgeschirr bis vor ver- Abbild. 1. Haupteingang.