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Platten mit Oelkühlung. Der Kohlenstoff ver bindet sich bei der Gementation gern mit Metall oxyden und Gasen, die er da vorfindet, wo mangelhafter Gufs Blasen, Gallen, Röhrchen und Schieferungen hat entstehen lassen, welche bei der Bearbeitung im Walzwerk, in der Presse oder unter dem Hammer feine Risse und Spalten hinterlassen, die imstande sind, beim Härten der Platte im Wasser Sprünge in derselben her vorzurufen. Nicht selten sind sie die Anzeichen eines Mangels an Gleichförmigkeit des Metalls, die besonders bei grofsen Gufsblöcken durch Entmischen entsteht, wenn die Blöcke bei zu hoher Temperatur gegossen wurden und sein- langsam erkalteten. Die Nachtheile treten später besonders dann hervor, wenn die Platten nur an einer Seite schnell gekühlt werden, sie machen sich weniger gellend, wenn eine gleichmäfsige beiderseitige Kühlung stattfindet. Kapitän Jaques sagt mit Bezug auf das einseitige Härten: „Dieses System des Härtens ist so unnatürlich und grausam für das Metall, dafs der Stahl sich dafür rächt, indem er Spannungen von solcher Unsicherheit hervorbringt, dafs Niemand sagen kann, was die Platte thun wird, wenn man sie mit hoher Kraft angreift.“ Niemand weifs, welche Spannungen im Innern einer Platte bereits bestehen und ob dieselben beim Härten ein Springen der Platte hervorrufen werden. So sprang eine 453 mm dicke Harveyplatte für das Schlachtschiff „Indiana“ beim Härten im rechten Winkel zur Linie der gröfsten Zusammenziehung. In neuerer Zeit werden übrigens die Harveyplatten stets beider seitig abgeschreckt. Trotz aller dieser Schwierigkeiten, die aller dings von erfahrenen Technikern bis zu einem gewissen Grade bereits beherrscht werden, scheinen sich doch die grofsen Plattenfabriken diesseits und jenseits des Oceans entschlossen zu haben, gleichviel, in welcher Weise das Kohlen und Härten künftig auch zur Ausführung gelangen wird, an dem Grundsatz der Oberflächenhärtung festzuhalten. Sie haben von den Inhabern des Harvey-Patents die Berechtigung seiner Ver- werthung für sich erworben. Gammell, Brown, Vickers und neuerdings auch Beardmore fertigen Harveyplatten in allen Stärken; St. Ghamond, Ghatilion-Commentry, Marrel Freres und St. Etienne haben das Verfahren angenommen, die ersteren drei Firmen für Platten bis zu 40 mm Dicke, St. Etienne für Platten bis zu 203 mm Stärke. Schneider & Go. in Greuzot, ebenso Krupp, Dillingen und Witkowitz fertigen zwar auch Platten mit Oberflächenhärtung, aber nach einem ihnen eigenthümlichen Verfahren. (Schlufs folgt.) Neuere in- und ausländische Stahlwerke. Martinofenanlage und Blechwalzwerk der Jllinois Steel Company. Bereits im Jahre 1889 beschlofs die „Jllinois Steel Company“,* eine grofse Martinofenanlage und ein damit in Verbindung stehendes Plattenwalz werk zu bauen, allein der Plan kam erst später zur Ausführung und der Betrieb der neuen An lage konnte erst zu Beginn dieses Jahres auf genommen werden. Den Entwurf sowohl, als auch die Detailpläne für die ganze Anlage hat der bekannte amerikanische Ingenieur S. T. Wellman geliefert und wurde gleich bei der Anordnung auf später möglicher weise nöthig werdende Zubauten hinlänglich Rück sicht genommen. So ist z. B. Raum für 20 Martinöfen vorhanden. Die nachfolgende Be schreibung der Anlage ist der amerikanischen Zeitschrift „The Iron Age“ vom 25. Juli d. J. entnommen. * Vergl. Dr. H. Wedding: „Die Südwerke der Jllinois - Stahlgesellschaft in Chicago“ („Stahl und Eisen“ 1891, Nr. 9, S. 730). Das Stahlwerk besitzt eine Länge von 106,75 m und eine Breite von 30,5 m. Roheisen und Schrott werden mittels Hochbahnen und schiefen Ebenen zugeführt und ein ganzes Netz von Schmal- spargeleisen verbindet das Martinwerk mit dem Walzwerk und den Hochöfen. Eine Hochbahn mit Schmalspurgeleise soll später quer über die ganze Anlage gehen und die Abfälle aus dem Walzwerk unmittelbar zu den Oefen, dagegen die Stahlblöcke zurück in das Walzwerk bringen. Auch die Kohle wird den Generatoren und Kesseln mittels Hochbahnen zugeführt und Verladegeleise sind sowohl innerhalb als aufserhalb des Walzwerks vorgesehen. Das Martinwerk umfafst gegenwärtig vier 20-t-Oefen, während noch zwei 30-t-Oefen im Bau begriffen sind. Sämmtliche Oefen sind in einer Reihe angeordnet; je zwei besitzen auf der einen Seite eine gemeinsame Giefsgrube und auf der anderen Seite die Beschickungsvorrichtung, die Ventile und den Schornstein.