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760 Stahl und Eisen. bie Eisenindustrie in Südrufsland 15. August 1895. Kalkstein, theils aus Sphärosiderit-Nieren mit zwischen 30 und 40 % schwankendem Eisen gehalt, aber mit einem zur Verschmelzung nütz lichen Thonerdegehalt. Dieses Erz wird, frei Eisenbahnstation, den dasselbe gewinnenden Bauern mit 3,50 bis 4,50 Fres, die Tonne bezahlt; frei Hütte wechselt der Preis, je nach der Entfernung. Sobald der Preis mehr als 11 Fres, beträgt, ist mit Rücksicht auf den niedrigen Eisengehalt dem Krivoi-Rog gegenüber die Verwerthung desselben nicht mehr lohnend. Wie wir früher bemerkten, wird die Roheisen erzeugung in demselben Mafse durch die Kohlen fracht, wie durch die Eisensteinfracht belastet, so dafs die zwischen Krivoi-Rog und dem Donetz gelegenen Hütten bezüglich der Roheisenfabrication unter gleichen Bedingungen arbeiten. Der Kokstransport würde dem Kohlentransport gegenüber für Hütten, die dem Eisenstein näher gelegen sind, offenbar Vortheil gewähren, allein der zerreibliche Koks, auf dessen Darstellung die Zechen wenig Sorgfalt verwenden, ergeben 10 % Abfall durch den Transport, der werthlos ist; aufserdem giebt derselbe einen erheblich niedrigeren Nutzeffect, als der harte, auf denHütten hergestellte Koks. Uebrigens war die Zahl der auf den Zechen befindlichen Koksöfen nicht ausreichend, um die Hütten mit dem erforderlichen Vorrath zu ver sehen. Die im vorigen Jahre sowohl auf den Zechen als auf den Hüttenwerken errichtete grofse Anzahl von Koksöfen, ungefähr 400, wovon Coppe allein 350 Stück erbaute, sowie die noch im Bau befindlichen Oefen sichern jetzt in hin länglicher Weise den Bedarf der Werke. Infolge der Cholera-Epidemie, welche in den letzten zwei Jahren rückwirkenden Einflufs auf Südrusland hatte, hat der Abzug einer zahlreichen Menge Arbeiter eine Kohlenkrisis hervorgerufen, welche zur Beunruhigung sowohl der Industriellen als der Regierung beigetragen hat. Diese That- sache kann als vorübergehend betrachtet werden. Wir nehmen sogar an, dafs die bedeutende Ent wicklung einer grofsen Zahl von neuerdings über nommenen oder neu organisirten Zechen, wie der jenigen von Gorlofka, Zavadski, Savilch, Chlopitzki, oder der von Hüttenwerken angekauften Zechen, und zwar die der Krivoi-Rog-Gesellschaftdurch das WerkElenoff und die der Gesellschaft Briansk durch das Weik Savienko, die zukünftige regelmäfsige Versorgung der verschiedenen Industrieen, die in Südrufsland entstehen, in absoluter Weise sichern. Bezüglich der Kohlengewinnungsfrage sind die von Hm. Brüll im Mai 1892 der „Socit des Ingenieurs civils" gemachten Mittheilungen von Interesse. Die Kokskohlen kosten ab Grube ungefähr 7 Fres, die Tonne; der Verkaufspreis ist durch schnittlich 9 Fres. In Jekaterinoslaw kosten die selben 20 Fres., so dafs der auf den Hütten daraus dargestellte Koks auf 33,50 Fres, zu stehen kommt. Der auf den Zechen gebrannte Koks kostet annähernd 24 Fres. Dieser Koks hat 5 bis 10% Aschengehalt und 1 bis 11/2 % Schwefel, wenn er aus gewaschenen Kohlen, dagegen 11/2 bis 2 % Schwefel, wenn er aus ungewaschenen Kohlen hergestellt wird. Fertige Erzeugnisse. Unter den obigen Bedingungen stellt sich der Selbstkostenpreis des Roheisens (den auf die Rohstoffe erzielten Gewinn ungerechnet) zwischen 40 bis 50 Kopeken f. d. Pud, d. i. 72 bis 80 Fres, f. d. Tonne. Dieses Roheisen ist für die Stahl bereitung ausgezeichnet; es enthält nur 0,04 P. Der mittlere Gehalt dieses Bessemerroheisens an Silicium, Mangan und Schwefel ist folgender: 1,50—2,50 Si 1,50—2,50 Mn 0,010-0,040 S. Den Hauptfeind, den Schwefel, mufs man beim Hochofenbetrieb durch einen garen und basischen Gang bekämpfen. Nachstehend lassen wir die Zusammensetzung von zwei Schlacken typen folgen: sio,Al,0,+ F0,CO Mn Bei garem Roheisen ... 31 13 51 0,60 » weniger gar. Roheisen 42 12 42 0,80 Der Verkaufspreis dieses Roheisens hat zwischen 70 und 80 Kop. f. d. Pud geschwankt (112 bis 128 Fres. f. d. Tonne); er ist sogar auf 90 Kop. (144 Fres.) in einer Zeit, wo das Roheisen in Rufsland gesucht wurde, gestiegen. Die Frachten, welche in Südrufsland verhältnifsmäfsig hoch sind, indem sie etwa die Hälfte der Selbstkosten ausmachen, sind besonders herabgesetzt worden, um den Hütten des Südens den Versand nach Moskau und Petersburg zu ermöglichen. Die selben betragen 15 resp. 20 Kop. f. d. Pud (24 und 32 Fres. f. d. Tonne) bei 1070 und 1720 km. Es erübrigt jedoch zu bemerken, dafs das Roheisen von Südrufsland, welches fast gänzlich an Ort und Stelle verbraucht wird, aus den ge währten Erleichterungen bezüglich der Fracht noch wenig Vortheil gezogen hat, um mit eng lischem Roheisen, speciell in Moskau, in Wett bewerb zu treten. Man mufs jedoch annehmen, dafs die Steigerung der Erzeugung des Südens dahin führen wird, diesen Markt zu erobern. Wie man sieht, ist der Nutzen, den die Roheisenerzeugung bietet, bedeutend. Mit Roh eisen zu 45 Kop. werden Bessemerstahlblöcke zu 80 Kop. das Pud (128 Fres. f. d. Tonne) hergestellt, Martinstahl zu 90 bis 95 Kop. (144 bis 152 Fres. f. d. Tonne), Bessemerstahlschienen zu 1,10 bis 1,20 Rubel (176 bis 192 Fres. f. d. Tonne), letztere werden zu 1,55 Rubel (250 Fres, f. d. Tonne) verkauft. Die Bleche kosten 1,60 bis 1,80 Rubel (256 bis 288 Fres.) und werden zu 2,20 Rubel (352 Fres. f. d. Tonne) verkauft. Der Gestehungspreis des Handelseisens beträgt 1,45 Rubel (232 Fres.) und der Verkaufspreis 1,80 Rubel (288 Fres. f. d. Tonne).