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722 Stahl und Eisen. Üeber Darstellung, Eigenschaften und Verwendung von UickelstaM. 1. August 1895. Aus diesen Ergebnissen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 1. Der Kohlenstoff verbessert in auffallender Weise die Eigenschaften des gehärteten Nickel stahls, ohne ihn, wie gewöhnlich, spröde zu machen. 2. Der günstigste Einflufs des Nickels auf das Metall scheint bei einem ungefähren Gehalt von 15 % erreicht zu werden; von da ab scheinen die Vortheile des hohen Nickelgehalts sich wieder zu vermindern. 3. Durch den Ghromzusatz zu einem Metall mit 15 % Nickel werden dessen Eigenschaften noch bedeutend erhöht und das Metall erreicht eine bisher unbekannte Festigkeit von 180 kg, allein das Nickel verringert den Einflufs des Chroms auf die Sprödigkeit nicht, wie das dem Kohlenstoff gegenüber der Fall ist. Deshalb ist ein niedriger Chromgehalt geboten. — Es darf uns nicht wundern, dafs man bestrebt war, diese ebenso interessanten als hochbedeut samen Ergebnisse gleich für die Erzeugung der Panzerplatten nutzbar zu machen. Das Verdienst, Nickelchromstahl als Panzer material eingeführt zu haben, gebührt den Fran zosen. Im Jahre 1891 liefsen sich die Werke von St. Chamond eine Stahllegirung, welche neben Kohlenstoff auch Chrom und Nickel enthielt, patentiren. Das neue französische Panzermaterial dürfte ein Nickelchromstahl sein, in welchem Chrom an Stelle der Kohle härtet. * Chrom und Nickel wirken härtend, es ist somit klar, dafs man bei Vorhandensein dieser Beimengungen des Eisens das Harvey-Verfahren nicht so weit treiben mufs, als es früher nöthig war, dafs es daher nur kürzere Zeit auf eine geringe Tiefe einzuwirken braucht. Durch längeres Erhitzen ohne Bedeckung mit Kohle würde man eine geringere Sprödigkeit der Härteschicht erhalten. Es ist anzunehmen, dafs die harveysirten Platten aus Specialstahl von St. Chamond, welche bei den Schiefsversuchen zu Gävres im vorigen Jahre die besten Ergebnisse geliefert hatten, ** in der oben angedeuteten Weise behandelt worden waren. Am 15. December v. J. wurde in Meppen ein Schiefsversuch angestellt, welcher Kruppsche Nickelstahlplatten, die nach einem besonderen Verfahren hergestellt waren, als alles bisher Dagewesene übertreffend hinstellte, und kann man wohl vermuthen, dafs auch zu diesen Platten Nickelchromstahl verwendet worden war. * * ♦ Oberbergrath F. Kupelwieser berichtete in der „Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“ 1895, S. 51 u. f. über Versuche, welche Ph. Mo ul an, der Betriebsleiter der Stahl werke der Gesellschaft Cockerill in Seraing, mit * Vgl. „Oesterr. Zeitschrift für Berg- u. Hütten wesen“ 1895, S. 152. ** Vgl. auch „Stahl u. Eisen“ 1895, Nr. 1, S. 16. Nickelstahl durchgeführt hat. * Um den Einflufs des Nickelzusatzes zu ermitteln, hat Moulan sowohl eine von fremden Beimengungen möglichst freie Nickeleisenlegirung (I) als auch ein Flufseisen (II) von nahezu gleicher Zusammensetzung einer chemischen und mechanischen Prüfung unter zogen. Die Analyse beider Eisensorten ergab: I n Kohlenstoff 0,06 % 0,06 % Silicium 0,01 „ 0,01 „ Schwefel 0.02 „ 0,03 „ Phosphor 0,016 „ 0,052 „ Mangan 0,35 „ 0,30 „ Nickel 7,50 „ — , Von beiden Materialien wurden Probestäbe von 100 mm Markenabstand und 200 qmm Querschnitt hergestellt und diese auf Zerreifs- festigkeit geprüft. Der Nickelstahl lieferte folgende Werthe: Zustand der Probe ungehärtet gehärtet in Wasser bei 900 0 C. . gehärtet in Wasser bei 900° C. und bei 500° C. ausgeglüht . gehärtet in Oel bei 900" C. . . gehärtet in Oel bei 900 0 C. und bei 500 0 C. ausgeglilit . . 24,8 31,5 45,2 59,4 41,8 55,0 39,2 56,4 35,0 52,9 40,5 54,0 24,3 60,4 107,0 125,5 10,2 50,5 82,3 97,3 81,0 82,7 99,6 84,0 12,5 61,2 9,3 42,3 12,2 52,5 Das nickelfreie ungehärtet gehärtet in Wasser bei 900 0 C. . gehärtet in Wasser bei 900° C. und bei 500 0 C. ausgegliht . gehärtet in Oel bei 900 0 0. . . gehärtet in Oel bei 900° C. und bei 500° 0. ausgeglüht Eisen ergab: 11,6'19,5 18,0 22,5 11,8 21,2 15,6 22,7 14,6 17,6 21,0 33,0 27,5 31,6 24,1 37,9 48,6 39,6 43,7 38,1 29,4 64,9 23,4 57,4 34,6 29,4 29,2 67,9 66,2 67,7 Alle Zahlen sprechen zu Gunsten des Nickel stahls und wird durch den Nickelzusatz nament lich die Proportionalitäts- und Elasticitätsgrenze wesentlich gehoben, wie dies aus nachstehender Zusammenstellung hervorgeht. Gegenüber dem Flufseisen (Probe II) ergiebt sich : bei ungehärtetem Material . gehärtet in Wasser bei 900 0 C. gehärtet in Wasser bei 900 0 0. und bei 500 0 0. ausgegliht gehärtet in Oel bei 900° 0. . gehärtet in Oel bei 900 °C. und bei 500° 0. ausgeglüht . Zunahme kg 13,2 113 27,2 151 30,0,254 23,6151 20,4139 kg I °/o kg | °/o 12,0 62 19,5 93 36,9 164 74 224 33,8 33,7 35,3 159 54,8 148 65,7 200 56,9 199 208 236 kg % 16,1 42 76,9 158 43,1 108 55,9 128 45,9 120 * „Revue Universelle des Mines“ 1894, XXVII Seite 142. (Vergl. auch „Stahl und Eisen“ 1895, Nr. 7. Seite 346.)