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1. August 1895. Üeber Darstellung, Eigenschaften und Verwendung von l^ickelstahl. Stahl und Eisen. 721 1. Nickeleisenlegirungen mit 2,5 bis 25 % Nickel. Der Zusatz von Nickel zu reinem Eisen bedingt ein rasches Steigen der Festigkeit und Elasticitätsgrenze. Bei ungefähr 10 % Nickel bemerkt man jedoch ein Anhalten dieser Zunahme, dem bei etwa 15 % ein Niedergang der Festigkeit und Elasticität folgt. Dehnung und Contraction nehmen ab, aber bei 25 % Nickel scheint die Dehnung merkwürdigerweise wieder zuzunehmen. Die Härtung scheint alle diese Resultate etwas zu beeinträchtigen, ohne das sonstige relative Verhalten zu ändern. 2. Nickeleisenlegirungen mit 2,5% Nickel und 0,1 bis 1% Kohlenstoff. Diese Versuchsreihe bezweckte, den Einflufs des im Nickel enthaltenen Kohlenstoffes auf reines Eisen zu ermitteln. Es hat sich gezeigt, dafs in den gehärteten Proben Festigkeit und Elasticität sehr rasch steigen, während die Contraction ein wenig abnimmt. Das Nickel und Kohlenstoff enthaltende Material wird also durch die Härtung bedeutend verbessert. 3. Nickeleisenlegirungen mit 15% Nickel und 0,1 bis 1% Kohlenstoff. Bei diesen Versuchen, welche angestellt wurden, um zu untersuchen, ob die hervorragenden Eigen schaften, die das Nickel dem kohlenstoffhaltigen Eisen verleiht, sich mit zunehmendem Kohlen stoffgehalt erhöhen, fand man, dafs Festigkeit und Elasticität im geglühten Material anfangs sehr schnell zunehmen, dann nach und nach viel weniger schnell, um ebenso rasch mit den hohen Kohlenstoffgehalten abzunehmen. Die gröfste Festigkeit wurde bei etwa 15 % Nickel und 0,3% Kohlenstoff erhalten, indem man hier eine Bruch festigkeit von 150 kg erreichte. Noch auffallender sind die Ergebnisse, die man mit einem solchen, aber in Oel gehärteten Stahl erhielt. Man er reichte sogar 195 kg Festigkeit, während die Elasticitätsgrenze auf 11 7 kg stieg. Dehnung und Contraction verminderten sich naturgemäfs sehr schnell, und das Minimum der Contraction scheint genau dem Maximum der Festigkeit und Elasticität zu entsprechen. Dasselbe Material, gehärtet und geglüht, aber langsam erhitzt, liefert Zahlen, die zwischen den bei dem einfach ge glühten und dem in Oel gehärteten Stahl er haltenen liegen. 4. Nickeleisenlegirungen mit 25% Nickel und 0,1 bis 1,0 % Kohlenstoff. Man fand hier die ganz merkwürdige Erscheinung, dafs die Dehnung und Contraction mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt wächst. Das Metall besitzt grofse Festigkeit und wird nicht spröde. Der hohe Nickelgehalt scheint demnach den Kohlen stoff in einem (graphitartigen?) Zustand zu er halten, dafs ihn die Härtung nicht zu ändern vermag. 5. Nickelchromeisen-Legirungen mit 2,5% Nickel und 0,25 bis 2,5% Chrom. Dieselben zeigen geglüht grofse Festigkeit und Elasticität. Diese beiden Eigenschaften wachsen nahezu regelmäfsig mit zunehmendem Chrom gehalt; hier bemerkt man nicht, wie beim Nickelstahl, einen Rückgang bei hohen Gehalten. Bemerkenswerth ist der Umstand, dafs die Er kaltung des Metalles in Sand wie eine Härtung an der Luft wirkt. Das unter Luftabschlufs erkaltete Metall verhält sich aber anders: Festigkeit und Elasticität sind gering, während Dehnung und Contraction gröfser sind. Das in Oel gehärtete und geglühte Metall erhält fast die gleichen Eigenschaften wieder, wie das geglühte und in Sand abgekühlte Material; d. h. Festigkeit und Elasticität sind ausgezeichnet. Die Gegen wart des Chroms scheint mithin die durch den Nickelzusatz erzielten Festigkeits- und Elasticitäts- resultate zu befestigen und seinem Gehalt pro portional zu machen. Ueberdies scheint das Chrom einen Theil des Nickels zu ersetzen, so dafs man daran sparen kann. 6. Nickelchromlegirungen mit 15 % Nickel und 0,25 bis 2,5 % Chrom. Bei höherem Nickelgehalt erhöht der Chromzusatz die Festigkeit noch mehr, so dafs dieselbe 180 kg erreicht, aber gleichzeitig nimmt die Sprödigkeit zu, indem Contraction und Dehnung sehr rasch zurückgehen. Diese Legirungen unterscheiden sich mithin nicht sehr von den kohlenstoffhaltigen Nickeleisenlegirungen, nur ist die Sprödigkeit eine gröfsere. Im gehärteten Metall gehen Festigkeit und Elasticität zurück, dagegen gehen Contraction und Dehnung etwas in die Höhe. Das Chrom kann in gewissem Grade das Nickel und den Kohlenstoff ersetzen. 7. Nickelchromlegirungen mit 25 % Nickel und 0,25 bis 25 % Chrom. Der Chromeinflufs auf ein gehärtetes und geglühtes Metall mit 25 % Nickel ist ein ganz merk würdiger: durch den hohen Nickelgehalt wird der Einflufs des Kohlenstoffs wie der des Chroms aufgehoben. Alle Festigkeitsresultate sind fast gleich denjenigen der vierten Versuchsreihe. Das Metall ist ein reines, etwas festeres Eisen. 8. Nickeleisenlegirungen mit 2,5 % Nickel und 1 bis 5% Silicium. Um den Einflufs eines steigenden Siliciumzusatzes auf Nickeleisenlegirungen zu ermitteln, wurde als Vorversuch zunächst der Einflufs des Siliciums auf nickelfreies Eisen bestimmt. Das Silicium hat seine bekannte Wirkung ausgeübt: eine Steigerung der Festigkeits- und Elasticitätsgrenze hervorgebracht, aber grofse Sprödigkeit verursacht. Das gehärtete Metall verhielt sich fast ebenso, nur mit erhöhter Festigkeit und Elasticität; von 1 % Silicium an zeigte das Metall keine Ver längerung. Dieselben Versuche mit einem 2,5 % Nickel enthaltenden Material haben die zuerst gefundenen Ergebnisse nicht verändert, nur wird die Festigkeit durch die Härtung erhöht. — XV.15 4