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692 Stahl und Eisen. Vierteljahrs-Marktberichte. 15. Juli 1895. Form rücksichtsloser Aneignung fremder Verdienste I überträgt. Ein Blick auf die sociale Stellung der ! technischen Berufskreise in Frankreich lehrt, dafs es anders sein kann. Hier wird dem Techniker die An erkennung, die er vermöge seiner Bedeutung in dem Werdeprocefs der modernen Welt beanspruchen darf, nicht vorenthalten. Ist es nicht eine Bestätigung der | alten Wahrheit, wenn die Abkömmlinge eines Berufs- ! kreises, der sich ausschliefslich mit der Schattenseite i der menschlichen Natur zu beschäftigen hat und I gegenüber den meisten anderen Berufsarten die ge- ■ ringsten oder keine positiven Werthe schafft, an ihre Umgebung die höchsten Ansprüche erheben? Dafs dies in einem modernen, westeuropäischen Staatswesen möglich ist, ist freilich eine betrübende Thatsache; aber der Techniker wird sich darüber zu trösten wissen.“ Die Redaction. Lexikon der gesummten Technik und ihrer Hülfs- icissenschaften. Von Otto Lueger. Mit zahl reichen Abbildungen. VI. und VII. Abtheilung. Preis je 546. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. Von diesem bereits häufiger in dieser Zeitschrift besprochenen Werk sind mittlerweile zwei weitere Abtheilungen erschienen, welche nur geeignet sind, die früher kundgegebene gute Beurtheilung zu be kräftigen. Gröfsere Artikel, wie Baumwollspinnerei, elektrische Beleuchtung, Besegelung erscheinen in ihrer Kürze und gleichzeitigen Vollständigkeit muster gültig. Dagegen können wir mit einem Bedenken, welches uns bereits nach Erscheinen des ersten Bandes aufgefallen war, nunmehr nicht länger zurückhalten. Dasselbe bezieht sich auf den Antheil, welcher der Metallurgie und der Eisenhüttenkunde insbesondere billigerweise zufallen müfste. Es wird ohne weiteres zugegeben werden, dafs in den bis jetzt erschienenen 7 Abtheilungen bereits manches Stichwort aus diesem grofsen Gebiete hätte Aufnahme finden müssen. Eine Durchsicht des Mitarbeiter - Verzeichnisses, das zahl reiche Namen, und darunter viele von gutem Klang, aufweist, zeigt auch, dafs ein Fachmann aus dem Eisenhüttenwesen darunter nicht vertreten ist. Schrödter. The Potomac and Roaring Ereek Coal Fields in West Virginia by Joseph D. W e e k s. Extract from the fourteenth annual report of the Direclor 1892—1893. Washington 1895, Governement Printing office. Vierteljahrs-Markt berichte. (April, Mai und Juni 1895.) I. Rheinland-Westfalen. Düsseldorf, im Juli 1895. Während in dem ersten Monat des Vierteljahrs eine Aenderung in der allgemeinen Lage der Eisen- und Stahlindustrie nicht bemerkkar wurde, trat in dem Monat Mai eine bis jetzt noch andauernde wesentliche Besserung ein, die sich durch eine bedeutende Steigerung der Nachfrage — auch vom Ausland — in den meisten Artikeln charakterisirte. Insbesondere war die Nachfrage in kleinen Schienen, für Feldbahnen u. s. w., eine ungemein starke, und auch in Stabeisen war ein, wenngleich nicht bedeutender, Aufschwung zu verzeichnen. Die Stimmung wurde dadurch eine festere; eine Preissteigerung aber trat im allgemeinen leider nicht ein. Die Lage des Kohlen markts im zweiten Viertel jahr war nicht ganz befriedigend. Der Absatz in den aufbereiteten Sorten (Stücke und grobe Nufskohlen) stockte der wärmeren Jahreszeit entsprechend, und die Entnahme von Industriekohlen steigerte sich nicht. Der Markt war daher nicht imstande, die ganze Förderung aufzunehmen; es mufsten Förderungs einschränkungen stattfinden und dementsprechend Feierschichten eingelegt werden; die vom Kohlen- syndicat getroffenen Mafsnahmen, Förderung und Verbrauch möglichst in Einklang zu bringen, liefsen aber die Inlandspreise nicht sinken. Auch in Koks machte sich im abgelaufenen Vierteljahr eine bedeutende Einschränkung nothwendig, was wohl hauptsächlich auf die durch die neu hinzugekommenen Koksanlagen verstärkte Herstellung zurückzuführen sein dürfte. Der Eisenerzmarkt im Siegerland veränderte sich nicht, und es blieben die Notirungen für die verschiedenen Sorten dieselben. Gröfsere Abschlüsse für das laufende Vierteljahr wurden zu dem seitherigen PreisamSchlufsdesQuartalsgethätigt. Die nassauischen Rotheisensteine mufsten im Preis nachgeben, und es , blieb trotzdem der Absatz schwach. Der Bezug von ausländischen Erzen, insbesondere schwedischen, sowohl phosphorhalligen wie phosphorarmen, war sehr stark. Im ahgelaufenen Vierteljahr war auch die Curiosität zu verzeichnen, dafs eine Sendung amerikanischer Erze in Ruhrort eintraf, welche an scheinend mit Vortheil — trotz des Transports über eine etwa 6000 km betragende Strecke — hierher gelegt werden können, weil wir keinen Moselkanal besitzen und fortdauernd hohe Eisenbahnfrachten für Erze zu zahlen gezwungen sind. Der Roheisen markt behielt seinen ruhigen Gang bei; Preisveränderungen traten nicht ein. Im Stabeisenmarkt gehören Verlustpreise leider noch immer nicht der Vergangenheit an. In Flufsslabeisen allerdings wurde die Nachfrage etwas reger, und für längere Lieferungen war zu den bis herigen Preisen am Ende des Vierteljahres nicht mehr anzukommen. In Schweifseisen wurde durch die an haltenden Verlustpreise die Erzeugung herabgedrückt; am Ende des Vierteljahres waren die Preise zwar fest, aber leider nicht in dem wünschenswerthen Mafse gestiegen. Im Drahtgeschäft war die Lage eine wenig befriedigende; wenn auch einige Abschlüsse ge- thätigt wurden, so waren die Notirungen doch noch so niedrig und unter den Selbstkosten stehend, dafs viele Werke vorzogen, auf Drahtgeschäfte überhaupt zu verzichten. Erst seit den letzten Wochen des ver gangenen Vierteljahrs war eine Wendung zum Besseren zu erkennen, indem sich die Anfragen aus dem Aus land merklich steigerten. In Grobblechen trat eine Wendung zum Besseren ein. Bei befriedigenden Aufträgen konnten die Preise, besonders für Kesselbleche, erhöht werden. Feinbleche waren sehr lebhaft begehrt, und die meisten Werke waren vollaufbeschäftigt; höhere Preise waren jedoch nur in einzelnen Fällen zu erzielen.