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15. Juli 1895. Die Roheisenindustrie an der Saar und Mosel u. s. w. Stahl und Eisen. 665 r s i d h d s t t s t 1 1 1 r e i e 1 1 t s r r S i n I- n it e n s r Roheisenqualität eher einstehen konnte, wie es heute noch bei allen denjenigen Stahlwerken der Fall ist, die Roheisen in Cupolöfen umschmelzen und nach der Analyse der betreffenden Roheisen qualitäten mischen können. Was die chemische Zusammensetzung der Roheisenschlacken anbelangt, so arbeiten die Luxemburg-Lothringer Hochöfen, die direct con- vertiren, mit einem höheren Thonerdegehalt, der bis auf 20 und 21 % sich belaufen dürfte. Für unsere Hochofenschlacke an der Saar kann man folgende Durchschnittszahlen annehmen: 30 bis 31 % SiO« (30,5 %) 42,5 , 44,5 , CaO (43,5 „) 17 , 18 , Al 03 6,8 , 4,3 , MgO (4,15 , ) 1,8 „ 3,0, MnO etwa 1,0 FeO. Das Verhältnifs von Kokssatz zu Erzsatz schwankt je nach dem Ausbringen zwischen 1:2,9 bis 3,0; im allgemeinen dürfte das Aus bringen infolge des Betriebes und Zusatzes von Manganeisenstein mit nur 20 bis 25 % Fe sowie auch von Martinschlacken, die noch eisenärmer sind, bis 0,5 % niedriger sein als bei Puddel- eisen, d. h. 32,8 bis 33,5 % und etwas mehr, der Koksverbrauch 990 bis 1050 kg, durch schnittlich 1020 kg auf 1 t Roheisen betragen. Die Manganeisensteine kommen hauptsächlich aus Nassau und dem Giefsener Bezirk, neuerdings auch häufig von den Gruben bei Bingerbrück- Stromberg. Vielfach sind überseeische Erze aus Spanien und dem Kaukasus mit bis zu 55 % metallischem Mangan verarbeitet worden, wodurch das Eisenausbringen stieg und der Koksverbrauch sich erniedrigte. Die Versuche wurden jedoch wieder aufgegeben, hauptsächlich deshalb, weil infolge des sehr hohen Mangangehalls das Roh eisen zu stark wechselte. Im übrigen macht uns der Thomasroheisenbetrieb und das directe Convertiren keine Schwierigkeiten. So haben wir z. B. im ersten Betriebsjahr 1891/92: 92 %, im zweiten 90,1 % und im dritten 86,5 % unserer gesammten Roheisenerzeugung ungemischt ab gegeben, davon 56,3 % weifses und 43,5 % punktirtes Roheisen, wohingegen bei dem Ver mischen der verbleibenden 14,4 % wiederum 44,6 % weifses und 55,2 % punktirtes Roheisen sich ergaben und nur 0,2 % Roheisen in schwach halbirter Qualität abgegeben wurden, für die keine Gelegenheit zum Vermischen vorhanden war. In Bezug auf Gleich- und Regelmäfsigkeit können sich also diese Chargenabgaben schon sehen lassen. Jedoch noch eine weitere Neuerung darf ich nicht unerwähnt lassen, über die mancher Hoch ofeningenieur erstaunen wird; es ist dies das Umschmelzen von gröfseren Roheisenmengen im Hochofen, um die Production zu erhöhen und dem Stahlwerke diejenigen Mengen zuzuführen, XIV.15 die es in seinem Betriebe noch bewältigen kann, wohingegen die Leistungsfähigkeit der Hochofen anlage in sogenanntem »Erzroheisen “ gegenüber dem „Umschmelzroheisen“ schon längst über schritten ist. So haben wir in Burbach schon bis zu 50 t und mehr Roheisen f. d. Arbeits schicht und Hochofen umgeschmolzen und bis jetzt keine nennenswerthe Störungen gehabt. Als । Zusatzroheisen verwenden wir aufser dem Sonn- tags-MM-Roheisen — wenn das Stahlwerk nicht arbeitet — oM-Roheisen und Puddelroheisen, letzteres bis zu 40 % und mehr. Natürlich er- I fordert ein derartiges Roheisen Koks, entsprechende mangan- und phosphorhaltige Zuschläge, um richtiges MM-Roheisen zu bekommen; allein das ganze Vei fahren stellt sich dann immer noch billiger als der combinirte Betrieb: Hochofen mit Umschmelzen im Cupolofen. Eine merk würdige Thatsache haben wir jedoch bei diesem Umschmelzen gefunden, nämlich, dafs dieses Roheisen nicht sofort durchgeht, sondern dafs es noch längere Zeit im Ofen zurückgehalten wird, ehe es vollständig ausgeschmolzen ist. Ja, nach längeren Betriebsperioden, d. h. also, wenn das Stahlwerk nur nach Monaten einen Stillstand von einigen Tagen hat, kann man dieses Um schmelzroheisen durch das erhöhte Roheisen ausbringen noch am 5. und 6. Tage nachweisen, eine Erfahrung, die ich jetzt schon verschiedene Male gemacht habe. Im grofsen und ganzen wirft dieser Vorgang kein günstiges Licht auf die Regelmäfsigkeit des Niederganges der Hoch ofengichten, von welcher jeder Hochofenbetriebs leiter durch seinen Gasfang überzeugt ist, giebt aber auch weiterhin die Erklärung, wie mächtig Störungen durch längeren Stillstand, einseitiges Niedergehen oder Rutschen der Gichten im Be triebe auftreten können, wenn selbst diese ver- hältnifsmäfsig sehr schweren Roheisenstücke im Hochofen zurückgehalten werden. Was schliefslich dje Zusammensetzung von Roheisen und Schlacke für den Giefsereibetrieb anbelangt, so dürfte ein gutes Luxemburger Giefsereiroheisen Nr. 3 etwa 2,5 bis 3,5 % Si und 3 bis 3,8 % G und Graphit enthalten und die dabei fallende Schlacke etwa 46 bis 47 % CaO bei etwa 30% SiO 2 und 18 bis 19 % A1 2 O 3 . Da für einen derartig erhöhten Kalküberschufs in der Möllerung die gewöhnlichen grauen Minetten im Luxemburgischen nicht ausreichen, so werden sogenannte Rognons oder Wacken, die bei durch schnittlich 21 bis 25 % Fe ebensoviel Kalk besitzen, bei der Möllerung zugeschlagen. Diese Wacken kosten den einzelnen Hütten kaum mehr als 0,80 •6 frei Hütte und finden auch bei der Darstellung von Thomas- oder oM-Roheisen schon Verwendung. Der Koksverbrauch bei Giefserei roheisen schwankt zwischen 1150 bis 1300 kg. M. H., es würde mich freuen, wenn es mir gelungen wäre, Ihnen ein getreues Bild unserer 3