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662 Stahl und Eisen. Die Roheisenindustrie an der Saar und Mosel u. s. w. 15. Juli 1895. mächtige Gebläsemaschine bis zu 0,75 Atmo sphären Winddruck für die Luxemburger Hoch- ofengesellschaft in Esch von der Maschinenfabrik Union in Essen ausgeführt worden, nachdem eine gröfsere Maschine von Seraing den Erwartungen nicht ganz entsprochen hat. Die Hochofenschlacken werden meistens in kleineren oder gröfseren Schlackenkästen auf Schmalspur- und bei neueren Anlagen auf Normal spurbahn beseitigt; man trifft Kästen von 0,5 bis 1 cbm bei geringerer Spurweite, aber auch solche von 4 bis 5 cbm bei Normalspur. Die Hauben sind dann meistens von Gufseisen, aus einzelnen Stücken zusammengesetzt und stark gebunden. Kästen aus Stahlblech sollen im allgemeinen wenig haltbar sein. Die gufseisernen haben den Vorzug gröfserer Haltbarkeit, und da sie meist auf den einzelnen Hütten im eigenen Betriebe angefertigt werden und das verbrannte Roheisen wieder umgeschmolzen wird, so geht in Wirk lichkeit nur der Formerlohn verloren. In Bur bach sind Kästen, die aus einzelnen Flufseisen- Flachstäben und mit starken Winkelringen mon- tirt sind, zur Zufriedenheit im Betrieb; wie denn überhaupt die Unterhaltung der Gefäfse in erster Linie die Brauchbarkeit sichert. Auch Schlacken granulation ist in Anwendung, besonders in Gegenden, wo man die Schlacken zur Backstein- fabricalion verwerthen kann. Die Anlage Neuves- Maisons bei Nancy stellt mit Vortheil billigen Schlackencement her, der gute Abnahme findet. Häufig wird dann auch bei solchen Einrichtungen Drahtseilbahnbetrieb angetroffen. Um das Platzen der Thomasroheisen-Schlacken kuchen zu verhüten, wird in Butbach ein ein faches Mittel angewandt, das darin besteht, dafs man ein nasses Stück grauer Minette in den voll gefüllten Kasten wirft. Durch die sofort ein tretende Entwicklung von Wasserdampfund Kohlen säure kann die Hochofenschlacke an den be treffenden Stellen nicht erkalten und die Gas entwicklung aus dem Schlackenkuchen ungehindert stattfinden. Die schwarze Schlacke von kaltem Betrieb wird noch immer von den Thonwaaren- fabriken sehr gesucht, ja selbst mit bedeutenden Unkosten aus den alten Halden herausgeholt; dieser Zusatz scheint für die gefrilteten hoch gelben Flurplatten bei der Fabrication kaum ersetzt werden zu können, wohingegen wärmere Hochofenschlacken wegen ihres höheren Schwefel gehaltes ganz untauglich sind. Ich gehe nunmehr zu der Besprechung des eigentlichen Betriebes über und bemerke, dafs über die Höhe der Kokssätze für den Hochofen betrieb die Meinungen sehr weit auseinander gehen; man trifft auch heutzutage noch Koks sätze von 1500 bis 9000 kg. Hr. de Lespinasse in Pont St. Vincent hat.sich eingehend mit dieser Frage beschäftigt und langjährige Versuche mit von den einzelnen Hochofenwerken überlassenen Profilen gemacht, dazu die genauen Abmessungen des Gasfanges, die entsprechenden Koks- und Erz sätze nebst Zuschlag sowie auch das Verhältnifs der Korngröfse der Materialien benutzt, also Ver hältnisse geschaffen, wie sie in normalem Be triebe vorkommen. Da ihm ferner die Betriebs- | ergebnisse der einzelnen Hütten zur Verfügung standen, so war es möglich, Vergleiche anzu stellen, wobei diejenigen Hochöfen, die mit ge ringstem Koksverbrauch pro 1000 kg Roheisen arbeiteten, als Muster dienten. Der Apparat war also einem wirklichen Hochofen unter entsprechen den Verhältnissen in einer Gröfse von 800 mm nachgebildet; er wurde mit einem Gasfange be schickt und der Inhalt, nachdem der Ofen voll ständig gefüllt war, gichtenweise durch einen im Gestell angebrachten Schieber zum Entleeren ge bracht, wobei natürlich das Hochofeninnere immer voll gehalten wurde. Diese Arbeiten wurden so lange fortgesetzt, bis man annehmen konnte, dafs nunmehr die Beschickung in dem Hochofen- innern sich normal vertheilt habe, so wie es in Wirklichkeit durch das Hochofenprofil, durch die Vertheilung des Gasfanges und das Herabsinken der Materialien also Koks, Erz, Zuschlag, statt findet. Durch Einsetzen einer Blechscheibe wurde dann das Hochofeninnere in zwei Theile getheilt und von dem einen Theil ein ganz genauer Ab druck der Materialien durch eine mit Cement beschmierte Thonplatte geholt. Dadurch, dafs die einzelnen Materialstückchen durch den Gement festgehalten wurden, bekam man ein ganz ge treues Bild der Vertheilung der Materialien im Hochofen, also einen richtigen Querschnitt durch den ganzen Hochofen. Ganz genau wie im Be trieb stimmt nun der Vorgang nicht, da ja auf die Vergasung der Koks im Hochofen keine Rück sicht genommen ist; allein da sämmtliche Mo delle unter den gleichen Umständen arbeiteten, so fällt dieser Umstand nicht so schwer ins Ge wicht. Leider war damals meine Zeit sehr knapp, so dafs ich nur einen ganz allgemeinen Eindruck von dem „Hochofenmuseum“ mitnehmen konnte. Immerhin hat sich aber bei diesen Versuchen herausgestellt, dafs bei den einzelnen Hochöfen mit geringeren Erzgichten die Vertheilung der niedergehenden Materialien — Koks und Erz — weitaus günstiger war, und dafs diejenigen Hoch öfen, die von vornherein schon eine innigere Ver mischung der Materialien begünstigten, auch besser arbeiteten. Damit wäre also unsere alte Theorie, Koks und Erz schichtenweise einzubringen, und ganz besonders die gröfseren Koksgichten, ein für allemal abgethan. Ich hatte den Herren in Pont St. Vincent versprochen, ihnen bei nächster Gelegenheit die Burbacher Daten zu geben, da mit sie auch für unsere Verhältnisse den Versuch einmal ausführen könnten, allein ich bin bis jetzt leider nicht dazu gekommen. Dafs man mit schweren Koksgichten kein Kilogramm Brennstoff