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15. Juli 1895. Die Roheisenindustrie an der Saar und Mosel w. s. w. Stahl und Eisen. 661 Je nach den örtlichen Verhältnissen dürfte es jedoch vorzuziehen sein, einen gemeinschaftlichen gröfseren Schornstein anzulegen. In Gichtaufzügen sind so ziemlich sämmtiiche Systeme vertreten: pneumatische, hydraulische Aufzüge und schiefe Ebene; am häufigsten trifft man jedoch Dampfgichtaufzüge, und hier erfreut sich besonders die Bauart von Ehrhardt & Sehmer in Saarbrücken, die ja auch neuerdings vielfach in Westfalen angetroffen wird, einer sehr günstigen Aufnahme. Der Aufzug selbst besteht aus einem Dampfeylinder, der mittels umgekehrter Flasche die Fördergefäfse hochzieht, und zwar mit doppelter Uebersetzung für Förderhöhen bis zu 12 bis 13 m und mit 4 facher Uebersetzung bis zu 30 m. Die Aufzüge sind sehr kräftig gebaut und erfordern nur sehr geringe Reparaturen. Bei den Dampfkesseln findet man dieselbe Mannigfaltigkeit, jedoch sind — und auch mit Recht — die Flammrohrkessel weitaus am ver breitetsten. Vielfach sind auch alte Siederohr kessel, um die Heizfläche zu vergröfsern, durch Hinzufügen eines Röhrenbündels umgebaut worden. Aber man findet auch richtige Wasserrohrkessel nach de Naeyer und Mac Nicol. Fast sämmt iiche Kesse! haben eine Vorverbrennungskammer, jedoch ohne Kohlenunterhaltung, die sich besonders in den Höhenausdehnungen als sehr wiiksam erweist. Die neue Hochofenanlage in Michville hat ein Siederohr in Verbindung mit einem Ober kessel, der mit Röhren, ähnlich den Locomotiv- kesseln, ausgestattet ist. Diese Kessel, die sehr bequem rein zu halten sind, sollen sich gut be währen. Ich für meine Person halte es nichts destoweniger mit den Flammrohrkesseln, als den weitaus einfachsten. Nur auf der Hochofenanlage Rombach findet man Lürmannsche Vorfeuer zur besseren Verbrennung der Gase, leider sind aber dadurch die Kessel für die Reinigung sehr schwer zugänglich. Bei älteren Hochofenanlagen sind die be kannten Serainger Woolfschen Gebläsemaschinen mit Condensation fast ausschliefslich in Anwendung; neuerdings haben sie jedoch vielfach einerstehenden Verbundgebläsemaschine der Kölner Maschinenbau- Actiengesellschaft mit Condensation den Platz räumen müssen. Diese Maschinen werden in verschiedenen Gröfsen gebaut; beliebt ist das Modell, das bei 40 Minuten-Umdrehung bis zu 450 cbm Wind von 0,3 bis 0,4 kg!qem Pressung liefert. Dabei hat der Dampfhochdruckcylinder 775 mm, der Niederdruckcylinder 1100 mm und der Windcylinder 1725 mm Durchmesser, der Hub beträgt 1200 mm. Ein gröfseres Modell gleicher Anordnung liefert bis zu 930 cbm Wind bei 0,35 kg Pressung, die Dampfeylinder haben 1020 und 1364 und der Windcylinder 2230 mm Durchmesser, der Hub beträgt 1500 mm. Die Maschinen sind derart construirt, dafs die Dampf kolben nach unten, die Gebläsekolben nach oben behufs Reparatur in kürzester Zeit herausgenommen werden können. Theils sind die Maschinen mit von der Hand verstellbaren Kolbensteuerungen, theils mit Rider-Schiebern, welche von Regulatoren beeinflufst werden, versehen, damit sie bei plötz licher Entlastung nicht durchgehen können. Die Gebläseventile sind ringförmig um den Gebläse- cylinder angeordnet, bestehen meist aus Leder mit Filz oder Segeltuch und können leicht aus gewechselt werden. Zur Bedienung sind je nach der Gröfse 2 bis 4 Bühnen aus Gitterblech vor handen, welche einen freien Ueberblick über die Maschinen gestatten. Die Maschinen können so wohl vom Maschinenhausflur wie von der ersten Bühne stillgestellt oder angelassen werden. Die Ständer der gröfseren Maschinen sind derart construirt, dafs sie mit ihren Füfsen die Achs lager umschliefsen, um die Sohlplatten gegen Bruch zu schützen. Die Luftpumpe wird mit Balancier betrieben; Wasserpumpen zum Kühlen der Formen sind selten angehängt. Auch die Dinglersche Maschinenfabrik in Zweibrücken hat den Kölnern ähnliche Gebläse maschinen ohne wesentliche Neuerungen von einer Leistungsfähigkeit bis zu 500 cbm Wind an die Hochofenanlagen Redingen und Ueckingen geliefert. Weiterhin wird als etwas ganz Be sonderes eine stehende Gebläsemaschine der Elsässischen Maschinenfabrik in Mülhausen ge priesen, über welche ich jedoch leider keine Notizen erhalten konnte. In den allerletzten Jahren ist eine liegende Verbundgebläsemaschine mit Condensation von Ehrhardt & Sehmer in Saarbrücken sehr stark in Aufnahme gekommen, die bei einem Durch messer desHochdruckdampfcylinders von 725 mm, des Niederdruckdamplcylinders von 1150 mm und der Windcylinder von 1700 mm bei 1300 mm Hub und normal 45 bis 56 Minuten-Umdrehung 520 bis 650 cbm Windkolbenhubvolumen liefert. Dabei sollen die wirthschaftlich vortheilhaftesten Windpressungen bei 4 Atm. Dampfüberdruck 5 „ 5 " 7 . . 0,18 bis 0,22 Atm. • 0,22 , 0,33 „ . 0,33 » 0,40 „ . 0,40 „ 0,45 " betragen, die höchste Windpressung überhaupt 0,4 bis 0,6 Atmosphären. Die Maschinen arbeiten sehr günstig; durch einen Versuch wurde fest gestellt, dafs bei 0,34 Atmosphären Windpressung und 56 Minuten-Umdrehung die Dampfarbeit 510 PS; betrug, die Windkolbenarbeit dagegen 440 PS i( so dafs sich ein mechanischer Wirkungs grad von 86 % ergiebt. Bei 6 Atmosphären Kesseldruck verbrauchte diese Maschine bei dieser Leistung für 1 PS,-Stunde 7,2 bis 7,4 kg Dampf netto. Uebrigens scheint man sich im allgemeinen mehr den liegenden Gebläsemaschinen zuzuwenden; so ist im letzten Jahre wiederum eine ganz