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658 Stahl und Eisen. Die Roheisenindustrie an der Saar und Mosel u. s. w. 15. Juli 1895. unsere Flammrohr- und Mac Nicol-Kessel nur alle 3 bis 4 Monate stillgestellt. Während von der gesammten Hochofengasmenge etwa 60 % für den eigenen Betrieb, also Kessel und Cowper- Apparate, gebraucht werden, stehen etwa 40 % als Ueberschufs den anderen Betriebsabtheilungen zur Dampferzeugung zur Verfügung. Von den 60 % sind wiederum 45 % zum Betriebe der Cowper-Apparate und 55 % zur Dampferzeugung nöthig, so dafs also augenblicklich folgende Ver- brauchsverhältnifszahlen bestehen: 40 % Gasüberschufs, 33 » für Kessel, 27, » Gowper-Apparate. Dabei ist unsere Kesselanlage noch nicht ein mal ausgenutzt, indem thatsächlich bei zwei Gruppen die Verbrennungsgase mit zu hoher Temperatur, durchschnittlich noch 450° G, in den Schornstein eintreten. Bei unseren ver schiedenen Versuchen hat sich ein Unterdrück von 8 bis 10 mm als die vortheilhafteste Ge schwindigkeit für die Verbrennungsgase erwiesen; wir arbeiten aber augenblicklich noch mit 12 bis 13 mm, um die Ueberschüsse der Gase weg zubringen. Daher erklärt sich auch die hohe Schornsteintemperatur, die wir unbedingt noch auf 200° C. herunterdrücken müssen. Bei dieser Gelegenheit will ich noch weiter hin die Versuche erwähnen, die wir im vergangenen November mit dem Junkersschen Calorimeter* zur Bestimmung des Heizeffects der Hochofen gase gemacht haben. Da der Apparat sehr em pfindlich ist und die Schwankungen in der Zu sammensetzung der Hochofengase sich sofort durch eine Unregelmäfsigkeit in dem Heizeffect bemerkbar machen, so glaubte Hr. Junkers durch seinen Apparat ein Mittel an der Hand zu haben, selbst den Gang des Hochofens damit controliren zu können. Allein dies war, wie ich es auch von vornherein bezweifelte, doch nicht möglich; besonders waren hier das öftere Beschicken des Hochofens und die dadurch hervorgerufenen Schwankungen in der Pressung der Hochofengase sehr nachtheilig für die Gleichmäfsigkeit der Er gebnisse. Immerhin wurde aus einer ganzen Reihe von Versuchen ermittelt, dafs 1 cbm Hoch ofengas bei der Verbrennung zwischen 875 und 925 W.-E. erzielt, im Durchschnitt also rund 900 W.-E. Nehmen wir an, dafs 1 kg Kohlen 7500 W.-E. entwickelt, und dafs hiervon bei der Verbrennung unter Dampfkesseln etwa 60 % nutzbar gemacht werden, so liefert 1 kg Kohlen 0,60 X 7500 = 4500 W.-E. 1 cbm Gas ergiebt bei 85% Nutzeffect 0,85 X 900 = 750 W.-E., 750 ist somit gleichwerthig mit450050,16 kg Kohlen, welche bei den augenblicklichen Preisen der Saarkohlen etwa 0,144 8 kosten dürften. * «Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 1895, S. 564. Im allgemeinen findet man in unseren Be zirken nunmehr geschlossene Gicht; nur die Hochofenanlage Düdelingen will noch den ganz besonderen Vortheil an der offenen Gicht ent deckt haben, dafs man damit weitaus vortheil- hafter im Materialverbrauch arbeitet.' Als Gas fang bedient sich die Anlage der bekannten LuxemburgerGonstructionTremy miteingehängtem Rohr; die Gase werden durch zwei mächtige Gasableitungen abgeführt. Ebenso arbeiten auch Dommeldingen und ein Hochofen von Metz & Gie. in Esch noch mit offener Gicht. Den mit zwei seitlichen Gasabführungen versehenen Parryschen Trichter, wohl den einfachsten Apparat, findet man bei de Wendel und einzelnen französischen Werken; er ist dann so eingerichtet, dafs sämmt- liche Gase auch während des Beschickens ab gefangen werden. Rümelingen hat einfach ein grofses centrales Rohr mit Langenscher Glocke als Verschlufs. Dasselbe System ist in Mont St. Martin im Betrieb und soll im Vergleich zu dem früheren Athusschen Gasfang ganz gute Resultate ergeben haben; hingegen ist Düdelingen mit einem Versuch nicht zufrieden gewesen. Immerhin kann es nicht genug empfohlen werden, die Gasableitungsrohre soweit wie nur möglich, bis zu 2500 mm Durchmesser, zu machen. Die Temperatur der Hochofengase dürfte bei den mit geschlossener Gicht arbeitenden Hochöfen kaum über 100° G. steigen, die Pressung durchschnitt lich bis zu 25 mm und mehr betragen. Diese geringen Temperaturen — in Burbach nur 60° G., im Winter sogar nur 40° G., — gestatten, die Gase mit kaltem Wasser auszuwaschen, am zweck- mäfsigsten durch Körtingsche Streu- und Kühl düsen, wodurch die Gase zur besten Verbrennungs wirkung vorbereitet werden. Bei offener Gicht und mit im allgemeinen viel höherer Temperatur, bis zu 300 0 G. und mehr, dürfte ein derartiges Auswaschen nicht möglich sein, weil weiterhin Wasser verdampfen würde. Von einem solchen Auswaschen der Gase machen wir in Burbach ganz ausgedehnten Gebrauch, obwohl man im allgemeinen häufiger viel gröfsere Gasbehälter findet, bei denen der Erzstaub durch die geringere Geschwindigkeit in den Leitungen sich abscheiden soll. Merkwürdig ist, dafs einzelne Werke im Betrieb mit sehr viel Erzstaub zu thun haben und sogar gröfsere Anlagen zur Aufnahme dieses Erzstaubes ausgeführt haben, wohingegen wiederum andere Anlagen, wie Burbach und Maizieres, die mit denselben Erzen aus nahezu gleichen Gruben arbeiten, davon ganz verschont sind. Es dürfte dies wohl in erster Linie auf das Bindemittel der Minette zurüchzuführen sein, ob kalkig oder thonig-kieselig, dann aber auch auf die mehr oder weniger starke Windpressung und Gicht temperatur, aber auch auf die Hochofenprofile, besonders die Rastverhältnisse. Denn wie seine Zusammensetzung ergiebt, mufs der Erzstaub