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1. Juli 1895. Die Fabrication von Nadeln. Stahl und Eisen. 609 Ingenieure und tüchtige Geschäfts- und Kaufleute sind, zur Verfügung stehen. Deutsche Ingenieure, welche im Auslande sind, haben oft Gelegenheit, den Mangel an kauf männischer Gewöhnung als Hindernifs am Fort kommen beklagen zu müssen. In der oben geschilderten Weise gehen amerikanische Firmen bei Errichtung von Agenturen seit längerer Zeit in Süd-Afrika, Mexico u. s. w. thatsächlich vor und verdient dieses praktische Vorgehen unsere Bewunderung sowohl als unsere Aufmerksamkeit und Nachahmung. Die Fabrication von Nadeln. /Nachdruck verboten. (Ges. v. 11. Juni 1870./ Man theilt die Nadeln ein nach der Arbeit, welche mit denselben verrichtet werden soll; man unterscheidet demzufolge Handnähnadeln, Näh maschinennadeln, Wirkmaschinennadeln, Strick-, Steck- und Haarnadeln. Diese verschiedenen Arten sind genau auseinander zu halten, da die Bean spruchung derselben sehr verschieden ist, auch mufs auf letztere aus demselben Grunde bei Aus wahl des Materials, aus welchem die Nadeln gemacht werden sollen, Rücksicht genommen werden. Handnähnadeln werden neuerdings nur noch aus Martinstahldraht angefertigt, und zwar richtet sich die Qualität des zu verwendenden Stahls nach dem Preise, welcher für die fertigen Nadeln bezahlt wird. Der Stahl mufs vollkommen blasenfrei und sehr gleichmäfsig in der Härte sein; sein Kohlenstoffgehalt schwankt zwischen 0,8 und 1,2 %. Näh- und Wirkmaschinennadeln werden nur aus bestem Tiegelgufsstahldraht angefertigt. Es kann hierzu nur solcher Stahl mit Erfolg ge braucht werden, der den höchsten Ansprüchen in Bezug auf Gleichmäfsigkeit, Zähigkeit, Elasticität und Härtefähigkeit entspricht, da gerade bei diesen Nadeln, wegen ihrer kostspieligen Herstellungs weise, in diesen Beziehungen die höchsten An forderungen gestellt werden und weil bei der Herstellung selbst das Material viel auszustehen hat. Der Kohlenstoffgehalt schwankt bei Nähmaschinen nadelnstahl zwischen 0,9 und 1,2 %, bei Wirk maschinennadeln zwischen 0,7 und 1,1 %. Strick- und Haarnadeln fertigt man aus Bessemerstahldraht oder auch aus Eisendraht, welcher dann später cementirt wird. Die Härte und Gleichmäfsigkeit des Materials spielt bei diesen beiden Arten von Nadeln keine grofse Rolle. Stecknadeln endlich werden aus Stahl-, Eisen- oder Messingdraht angefertigt, je nach dem Zweck, für welchen dieselben bestimmt sind. In Obigem sind nur die wichtigsten Arten von Nadeln aufgeführt worden, weil es zu weit führen würde, wenn die vielen sonstigen verschiedenen Arten von Nadeln geringerer Bedeutung besonders aufgezählt werden sollten, ebenso soll in Nach stehendem auch nur die Herstellung oben an geführter Nadelarten näher beschrieben werden. XIII.15 I. Handnähnadeln. Handnähnadeln werden neuerdings nur noch nach der Länge und Dicke, nach der Form des Oehres und nach der Qualität des verwendeten Stahls klassificirt. Die Länge ist sehr verschieden, sie schwankt zwischen 20 und 90 mm; die Dicke beträgt bei Nr. 5/0 2,0 mm bis herab zu Nr. 18 mit 0,39 mm Durchmesser. Das Oehr kann länglich, kurz oval oder rund sein. Der zur Anfertigung von Nadeln dienende Draht wird von den Drahtziehereien gewöhnlich in Ringen von 5 bis 10 kg geliefert, deren lichter Durch messer zwischen 180 und 420 mm beträgt. Je nach der Dicke des Drahtes ist der Durchmesser des Ringes gröfser oder kleiner. Um nun eine ein heitliche und zugleich für die Weiterverarbeitung des Drahtes geeignete Gröfse der Drahtringe zu erhalten, wird der Draht zunächst auf ein grofses Spulrad gewickelt, dessen Durchmesser 2 bis 3 m beträgt. Zu gleicher Zeit passirt der Draht eine Richtvorrichtung, welche zweckmäfsig direct zwischen Haspel und Spulrad angebracht wird, da dann das Richten und Spulen des Drahtes von einer Person besorgt werden kann. Diese Richtvorrichtung beseitigt alle etwaigen Krüm mungen und Buckel des Drahtes und dressirt denselben zu gleicher Zeit, d. h. sie biegt den Draht schwach nach jener Richtung, welche der, dem Draht durch das Anliegen an die Ziehscheibe gegebenen Richtung entgegengesetzt ist. Hierdurch erhält der Draht das Bestreben, immer wieder in eine gerade Richtung zurückzukehren. Abbild. 1 zeigt einen solchen Spul- und Richtapparat im Grund- und Aufrifs. Hierbei ist a ein hölzerner Haspel, auf welchen der zu spulende Draht auf gelegt wird, b ist der Richtapparat; derselbe be steht aus einem Stück Eichenholz, welches in der Regel 500 bis 600 mm lang, 100 bis 120 mm breit und 40 mm dick ist. In diesen sogenannten Klotz werden gehärtete Stahlstifte c gegeneinander versetzt eingetrieben, zwischen welche der zu richtende Draht hindurchgeführt wird. Zu beiden Seiten der Stifte befinden sich je 4 Drahtklamrnern, durch welche, über den zu richtenden Draht hin weg, Stäbchen aus hartem Holze gesteckt werden, um den Draht immer in einer Richtung zu halten. 2