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1. Januar 1895. Referate und kleinere Mittheilungen. Stahl und Eisen. 45 laufenden Jahres ungemein lebhaft gestaltete, hat der selbe namentlich im letzten Quartal beträchtlich ab genommen, und nur in Träger- und Constructions- eisen behauptete sich eine lebhaftere Nachfrage. Angesichts der ungünstigen Verhältnisse des auslän dischen und besonders des deutschen Eisenmarktes, welcher während des ganzen Geschäftsjahres durch Preisermäfsigungen einen gröfseren Absatz nach Oesterreich-Ungarn erzwingen wollte, konnten die Preise für die Erzeugnisse der Eisenindustrie nur in den mäfsigsten Grenzen sich bewegen und haben sich diese Preise im Verhältnifs zu denen des Vorjahres in gleicher Höhe nicht zu behaupten vermocht. Ganz ungenügend beschäftigt waren die für den Eisenbahn bedarf arbeitenden Eisenwerke. Die Stagnation auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues war die Ursache, dafs Bestellungen für Eisenbahnbedarfsartikel nur in ganz ungenügender Weise gemacht wurden. In gleich ungünstigem Mafse und aus gleicher Ursache waren die Locomotiv- und Waggonfabriken nur ganz un genügend beschäftigt. Auch hier sind Aufträge nur in geringer Weise ertheilt worden und haben wir bereits an anderer Stelle berichtet, in welcher Weise Ihr Ausschufs sich bemühte, hier durch die Unter stützung des hohen k. k. Handelsministeriums wenigstens in Bezug auf die Bestellungstermine Ab hülfe zu schaffen. Zu beklagen ist es, dafs diese ge ringe Arbeitsmöglichkeit zu Arbeiterentlassungen Ver anlassung gab, welche um so empfindlicher treffen, als dieselben in der vorgerückten rauhen Jahreszeit erfolgen mufsten. Das Geschäft in Maschinen für die Industrie und die Landwirthschaft konnte unter günsti gen Verhältnissen geführt werden. Das Inland be- nöthigte derartige Maschinen in entsprechender Menge, und auch nach dem Auslande, insbesondere nach Rufsland gelang es mehreren Fabriken, nicht unbe trächtliche Posten abzusetzen. Der Markt in unedlen Metallen trug das ganze Jahr hindurch ein recht ungünstiges Gepräge. Deut licher als je trat hier die Erscheinung zu Tage, dafs gesteigerte Nachfrage allein nicht die Besserung der Preise im Gefolge hat. Ungeachtet des im Laufe des Jahres zu Tage getretenen bedeutenden Verbrauches von unedlen Metallen, haben die Preise unaufhörlich eine retrograde Bewegung behauptet, um am Schlufs des Jahres das bisher niedrigste Preisniveau erreicht zu haben. Als Ursache dieser Erscheinung ist nicht Ueberproduction, sondern die durch die Silberfrage in Amerika und Ostasien entstandene finanzielle Schwierigkeit zu betrachten. Kupfer wurde infolge des grofsen Verbrauches zu elektrischen Zwecken stark begehrt, und um ein Drittel mehr als im Vorjahre eingeführt. Die Preise sanken gegen das Vorjahr um 7 bis 8 %. Zink notirte das ganze Jahr hindurch schlechte Preise, die den tiefsten Stand in den letzten Wochen erreichten, als die Auflösung der zwischen den schle sischen, rheinischen und belgischen Hüttenwerken bestehenden Productionsvereinigung eintrat. Blei wurde in grofsen Mengen für Kabelherstellung verbraucht, so dafs eine namhafte Importvermehrung eintrat; auch waren die Preise sehr niedrig. Am heftigsten trat der Preisrückgang bei Zinn ein. Un geachtet eines bedeutend höheren, durch Import ge deckten Consums sind die Preise um 25 bis 30 % gegen die vorjährige Notirung gewichen. Quecksilber, das einzige Metall, welches zum Ex port gelangt, stand das ganze Jahr hindurch sehr niedrig, da der Handel nach Ostasien durch die Silber- entwerthung unterbunden war und nach dort von Californien aus empfindliche Concurrenz gemacht wird. Die Preise ermäfsigten sich um 10 %. Nur nach Deutschland konnte noch dank der Vorliebe der dor tigen Zinnoberwerke für Idrianer Quecksilber ein Export aufrecht erhalten werden. American Institute of Mining Engineers. Der Verein beabsichtigt seine nächste Versamm lung gegen Ende März im Staate Florida abzuhalten. Die auf etwa 14 Tage bemessene Reise soll den haupt sächlichen Phosphatgruben und hervorragenden Plätzen gelten; die Kosten ab New York und zurück sind auf 100 $ für den Theilnehmer veranschlagt. Referate und kleinere Mittheilungen. Aus dem Kaylerbachthai im Lothr.-Luxemburger Minette-Revier. Seit einigen Jahren wird ein Theil des Minette- Reviers auf die von den ehemaligen Tagebauen her rührenden alten Abräume (auch „tipp“ geheifsen) behufs Gewinnung der in denselben sich vorfindenden Erze und Kalknieren durchsucht. Diese Art von Wiederausbeutung hat an und für sich nichts Aufser- gewöhnliches, denn bei Anfang der Tagebaue wurden nur die am reichsten Minette führenden Felder in Angriff genommen und dann wurde auch nur die beste Qua lität gefördert. Den Vorzug erhielten die der Wilhelm- Luxemburg - Bahn von Bettemberg nach Rümelingen nächstgelegenen Felder. Die Normal- und schmal spurigen Eisenbahnen, die Verbindungs- und Rutsch bahnen, sowie die Abladebühnen fehlten damals fast gänzlich. Die Erze mufsten daher per Achse zu den spärlich vorhandenen Abladequais transportirt werden, um dort verladen zu werden. Die jetzt überall eingeführten schrägen Abrutsch flächen der Quais waren nicht vorhanden, und so mufsten die Minette durch Hand und Schaufel ver laden werden. Diese Art von Förderung und Ver laden war jedenfalls kostspielig, aus welchem Umstand man sich darauf beschränkte, nur die edleren Erze zu versenden. Dazu kam noch, dafs vor 20 bis 30 Jahren die Hochöfen nur Stückminette der sogenannten rothen und grauen Lager verhütteten. Infolge dieser beschränkten Verhüttung, wie auch der damals noch mangelhaften Hochofen - Einrichtungen wurden die Mulm-Erze, sowie diejenigen des gelben Lagers und der Nebenlager einfach in den Abraum geschüttet und als werthlos betrachtet. Mitunter kam es aber auch vor, dafs man, wegen ungenügender Kenntnifs, mergelige Erze förderte; das Hangende des gelben Lagers, das eine rothbraune Farbe hat und mit Mergel flecken durchsetzt ist, sieht nämlich den wirklichen Minetten täuschend ähnlich; unsere Bergleute nennen diese Ablagerung „Buch“, und wer in der Ausbeutung und Formation nicht bewandert ist, glaubt schönes Erz vor sich zu haben. Aus all dem erhellt, dafs die früheren auf diese Art geführten Tagebaue sehr viele Erze und Kalk-