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42 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 1. Januar 1895. aber dafür ist auch der dünnere Ueberzug nicht so haltbar. Und wird der Ueberzug undicht, dann findet an der betreffenden Stelle ein verstärktes Rosten statt und ist sodann Flufseisen schnell zerstört, während Schweifseisen sich noch lange hält. Von der Gruppe der Walzwerke bin ich beauftragt, bei unserem Vereine die Verfolgung der Untersuchungen der Haltbarkeit von Flufs- und Schweifseisen zu be antragen, und entledige ich mich hiermit dieser Pflicht, die Sache dem Vorstande zu freundlicher Erwägung übergebend.“ — Wir entnehmen dem Bericht ferner, dafs mit der Königl. techn. Versuchsanstalt in Charlottenburg Verhandlungen geführt worden sind, um eingehende Untersuchungen über das Verhalten der verschiedenen Blechsorten unter verschiedenen Umständen anzu stellen. Ein hierüber aufgestelltes Programm soll von einer Commission bearbeitet und der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten gebeten werden, dieser so sehr wichtigen Sache seine Aufmerksamkeit zuzu wenden. Zur Vorbereitung der Ausführung eines Netzes von Kleinbahnen im Kreise Siegen wurde eine Com mission gewählt. Es soll aufser dem Personenverkehr darauf Rücksicht genommen werden, dafs die Werke des Landes, soweit eben möglich, untereinander ver bunden und denjenigen Werken, welche noch keinen Eisenbahnanschlufs haben, die Wagen der Staats bahn auf Untergestellen, wie sie die Maschinenfabrik Efslingen anfertigt, zugeführt werden. Verein deutscher Maschinen-Ingenieure. In der December-Silzung des Vereins deutscher Maschinen-Ingenieure machte Ingenieur Lohmann von der Firma Julius Pintsch in Berlin nähere Mit- theilungen über das von dem russischen Ingenieur Nicolai Slavianoff erfundene elektrische Giefsverfahren, denen wir Folgendes entnehmen. Dem elektrischen Giefsverfahren liegt ebenso, wie dem Benardosschen Schweifsverfahren die Anwendung des Voltaschen Lichtbogens zu Grunde; dieser ent steht, wenn die Leitung eines Stromes von genügen der Stärke durch eine dünne Luftschicht unterbrochen wird. Die Ueberwindung des Luftwiderstandes durch den Strom erzeugt an der Unterbrechungsstelle des Leiters eine so starke Erwärmung, dafs die Enden (Elektroden), zwischen denen sich die Luftschicht be findet, stark erglühen. An dieser Stelle ist die elektrische Energie in Wärme umgewandelt. Je kleiner nun der Leiter an Umfang ist, desto mehr concentrirt sich die Wärme, und um so höher ist die Temperatur. Bei Anwen dung entsprechend starker elektrischer Ströme erreicht man in einem solchen Lichtbogen Temperaturen, wie sie bei der Verbrennung kaum erreichbar sind, bei Kohlen-Elektroden z. B. etwa 2000° C. Siemens gebührt das Verdienst, die Anwendung der Temperatur des Lichtbogens zuerst aus dem Laboratorium in die Praxis übertragen zu haben, in dem er 1880 einen sogenannten elektrischen Herd zum Schmelzen schwerflüssiger Metalle und zur Ausschei dung derselben aus ihren Erzen erfunden hat. Siemens benutzte zur Stromerzeugung, ebenso wie nach ihm Benardos 1 und Slavianoff, die dynamo-elektrische Maschine. Benardos wendet als eine Elektrode einen mit einer Handhabe versehenen Kohlenstab an, die andere Elektrode wird von dem zu schweifsenden Metall gebildet. Mit dem Kohlenstab fährt der Schweifser dicht über der Schweifsfuge hin und her; dadurch wird das in Stückchen in die Schweifsfuge eingelegte Metall, oder auch direct das Metall an den Rändern des Schweifsgegenstandes bis zur Schweifs hitze erwärmt und verschweifst. Der Kohlenstab mufs — und darin beruht hauptsächlich die Hand fertigkeit des Schweifsers — von Hand so dicht über dem Metall hergeführt werden, dafs der Lichtbogen während des Schweifsens erhalten bleibt. Im Gegensatz hierzu bestehen bei Slavianoff beide Elektroden aus Metall; die eine bildet nach wie vor der zu bearbeitende Metallgegenstand, zum andern Pol macht man das Metall, das bei der Be arbeitung aufgeschmolzen werden soll und das man in der Form eines runden Stabes verwendet. Bei der Erzeugung des Voltaschen Lichtbogens schmilzt der Metallstab schnell ab und tropft auf den zu bearbei tenden Gegenstand, welchem der Metallstab natürlich immerfort so weit zu nähern ist, dafs der Lichtbogen erhalten bleibt. Daraus erhellt auch, welcher Art die Bearbeitung ist, welche man so vornehmen kann. Hat z. B. ein grofses kostbares Gufsstück oder auch ein geschmiedetes Stück einen Rifs erhalten, so schliefst man diesen durch Abtröpfeln von einem Stab aus demselben Metall. Ist ein Stück abgebrochen, so tröpfelt man so viel auf, als zur Neubildung nöthig ist. In beiden Fällen mufs man durch zuvorige Her stellung einer Umgrenzung der betreffenden Stelle — einer Form — die Grenzen feststellen, innerhalb deren sich das flüssige Metall ausbreiten soll. Beide Metalle, für den Flicken, wie für das zu flickende Stück, können beliebiger Art sein, z. B. Gufseisen, Stahl, Schmiedeisen, Kupfer, Bronze u. s. w., denn alle werden im Lichtbogen niedergeschmolzen. Die Vorzüge vor dem Benardosschen Verfahren bestehen in der durch vollständige Schmelzung des Metalles erreichbaren gröfseren Vielartigkeit der Flick arbeiten; sodann ist der Nutzeffect gröfser, weil die dort zum Erhitzen des Kohlenstabes benutzte Wärme menge hier der Schmelzung zu gute kommt, endlich wird das Metall an der Flickstelle nicht unbequem hart. Die bei Benardos nicht vorhandene Schwierig keit, den Abstand zur Bildung des Lichtbogens trotz des abschmelzenden Metallstabes gleichmäfsig zu er halten, hat Slavianoff glänzend dadurch gelöst, dafs er den Metallstab trotz der Führung durch des Ar beiters Hand selbstthätig bis auf die richtige Entfer nung vom Flickstück einstellt. Der hierzu dienende Apparat ist sehr sinnreich und beruht auf der an ziehenden Wirkung eines vom elektrischen Strome umflossenen weichen Eisenkernes. Je gröfser die Ent fernung zwischen dem abschmelzenden Metallstab und dem Arbeitsstück wird, um so gröfser wird der Wider stand für den Strom, um so geringer die Stromstärke und die Anziehungskraft. Dadurch kommt eine Feder stärker, wie zuvor zur Geltung; deren Kraft nähert den Metallstab dem Arbeitsstück bis zur richtigen Ent fernung für den Lichtbogen. Immerhin findet diese Regelung nur in engen Grenzen statt, und die Kunst des Arbeiters beruht darin, diese Grenzen von Hand einzuhalten, da andernfalls unliebsame Störungen in der Dynamo-Maschine auftreten. Die mehrjährige Anwendung in der Pintschschen Filiale in Berlin ohne jede Störung der Maschine zeugt für die Leichtigkeit der praktischen Durchführung. Das Modell eines solchen Regelungs-Apparates wurde vom Vortragenden vorgeführt, ebenso eine grofse Zahl von Probestücken, an welchen der innige Zusammenhang gezeigt wurde, den die verschiedenartigsten Metalle beim Aneinander schmelzen eingehen. Namentlich die durchschnittenen und auf der Schnittfläche sauber polirten Stücke zeigten den tadellosen fugenlosen Uebergang von einem Metall zum andern. Aufser dem genannten Regelungsapparat und einem Rheostat zur Regelung der Stromstärke ist in den Stromkreis ein sogenannter Commutator zur Ver änderung der Stromrichtung eingeschaltet. Da am