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40 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 1. Januar 1895. An die Verhandlungen schlofs sich ein gemein sames Mittagsmahl, bei welchem unter jubelndem Beifall Geh. Bergrath Wedding den Kaisertoast, Schrödter den Bismarcktoast ausbrachte; es folgte ein Trinkspruch des Hm, Meier, welcher die Gäste hochleben liefs und mannigfache weitere Beden. Die Stimmung war die denkbar beste und lieferte der ganze Verlauf glänzenden Beweis dafür, dafs die Be gründung des östlichen Zweigvereins einem that- sächlich vorhandenen Bedürfnifs entsprochen hat. Eisenhütte Düsseldorf. (Ordentliche Hauptversammlung vom 19. Decbr. 1894). Den Vorsitz führte Hr. R. M. Daelen, welcher in Anwesenheit von 15 Mitgliedern die ordentliche Gene ralversammlung abhielt. Aus dem von Hin. Schrödter erstatteten Jahres bericht ging hervor, dafs der locale Zweigverein z. Zt. 60 Mitglieder zählt. Nachdem am 29. December v. J. die begründende Versammlung stattgefunden hatte, wurden regelmäfsig Monatsversammlungen, mit Aus nahme der Sommermonate Juli, August und Septem ber, welche als Ferienmonate in den Statuten vor gesehen sind, abgehalten. An Vorträgen sind zu verzeichnen: 15. Januar: (Vorabend der Hauptversammlung.) 23. Februar: Vortrag über elektrisches Schweifsen von Hrn. Siegfried Stein. 31. März: (Damenabend) Vorführung von amerika nischen Reisebildern durch Hrn. Petri. 18. April: Vortrag über Pyrometer von Hrn. G. Gaab. 16. Mai: Vortrag über Wellblechfabrication von Hrn. 0. Vogel. 14. Juni: (Vorabend der Hauptversammlung.) 17. October: Vortrag über Schornsteinbau von Hrn. Self. 14. November: Vortrag über das Scheiblersche Ver fahren von Hrn. Schrödter. 19. December: Vortrag über Schwebebahnen von Hrn. Daelen. Dann folgte der Kassenbericht der Hrn. Lührmann. Hiernach wurde festgesetzt, dafs der Jahresbeitrag wiederum in der Höhe von 5 •K eingezogen werden soll. Bei der nun folgenden Vorstandswahl wurden wiedergewählt die Herren: R. M. Daelen, E. Schrödter, Eckardt, Vehling, Fr. W. Lührmann als Kassenführer und 0. Vogel als Schriftführer. Sodann hielt Hr. R. M. Daelen einen Vortrag über Schwebebahnen. Er wies auf eine Reihe von in den Vereinigten Staaten in Vorschlag und auch zur Ausführung gekommenen Hoch-, Schwebe- und Seilbahnen hin. Redner erwähnte die Chase-Kirchner Railroad, ferner die T. C Clarke New Elevated Railway, sowie die Unicicle Elevated Railway, von welcher ein Modell auf der Ausstellung von St. Louis ausgestellt war, welches damals vielen Beifall fand. Ferner hob er die Bayaton Unicicle Railroad hervor, welche zwischen Gravesund und Coney Island ausgeführt worden ist. Das Gewicht der Locomolive ist 23 bezw. 16 t, und sollen die Züge 100 englische Meilen in der Stunde machen. Auf Long Island ist eine Ausführung mit elektrischen Antrieb im Bau; dabei sind lange Wagen vorgesehen von kleinem Querschnitt, um geringen Luftwiderstand zu erzielen. Die Personen sitzen hier bei Rücken gegen Rücken. Ferner erwähnte er die Drahtseilbahn über den Tennesseeflufs bei Knoxville von der Aerial Gable Railway, welche 107 m über den Tennesseeflufs geleitet ist. Die Seile haben einen Durchmesser von 13/8 Zoll, die Spannweite beträgt 1060 Fufs. Ein Unglücksfall, welcher im Februar dort passirte, brachte den Betrieb zum Stillstand. Das Hauptinteresse des Vortrages concentrirte sich schliefslich auf das Langensche Schwebehahn- System. Der Vortragende legte die neuesten Projecte tür Berlin, Hamburg, Elberfeld-Barmen vor, welche die Bewunderung der Versammlung erregten. In der anschliefsenden Besprechung wies Hr. Schrödter auf die aufserordentliche Leichtigkeit hin, mit welcher das Langensche System nicht nur in verkehrsreichen Städten, sondern auch in dicht bevölkerten Gegenden einzuführen ist, da es über alle Hindernisse hinwegschreitet. Auch wurde von ihm das hohe Interesse hervorgehoben, welches die Eisenindustrie an der Einführung der Schwebebahn hat, weil dadurch ein starker Verbrauch an Eisen zu erwarten ist. Ferner betheiligten sich an der Discussion die Herren Lührmann, Dücker u. a. Berg- und Hüttenmännischer Verein zu Siegen. In der am 16. November abgehaltenen Vorstands- silzung wurde aufser über minderwichtige Gegenstände auch über die Verhandlungen der nordwestlichen Gruppe bezüglich eines Antrages auf wesentliche Er- mäfsigung der Frachten für Minette be- ralhen. In der Berathung wurde ausdrücklich hervor gehoben, dafs das Siegerland ein Interesse an der Erhaltung der niederrhein. - westfäl. Eisen - Industrie habe, und daher einem ermäfsigten Tarif für Minette nicht entgegenlreten dürfe. Andererseits wurde betont, dafs derartige Ermäfsigungen auch nothwendigerweise weitere Ermäfsigungen der Kok-frachten nach dem Siegerland bedingten, und soll daher neben obigem Anträge gleichzeitig von hier ein entsprechender An trag bezüglich des Koks gestellt werden. Bezüglich der Aenderung und Erweiterung des Unfallgesetzes erklärte der Vorstand einstimmig, dafs er den augenblicklichen Zeitpunkt für durchaus ungeeignet zu einem derartigen Vorgehen hielte. Dann hielt Hr. Fr. Menne folgenden Vortrag über Das Verhalten von Flufs- und Schweifseisenblechen. „Die Thatsache, dafs das Eisen, welches unserer heimischen Industrie so sehr geschadet hat, nämlich das billig und in gefälliger Form zur Weiterver arbeitung für die Zwecke der Feinblech- und anderer Industrieen angeboteneThomas-Flufseisen, viel weniger widerstandsfähig dem Rost gegenüber sich verhält, als man es bei den Gegenständen aus Schweifseisen gewohnt war und doch auch wohl von einem guten Eisen verlangen kann, hat wohl Jeder zur Genüge bei seinen eigenen Gebi auchsgegenständen erfahren, und doch ist das grofse Publikum durch seinen eigenen Schaden noch nicht klug geworden, denn es wird ruhig weiter das Flufseisen von ihm aufgenommen, welches der Handel ihm als billig, schön und „gut“ anbietet. Gerade bei Feinblechen treten die Vortheile der gröfseren Haltbarkeit des Schweifseisens gegen über dem aufserordentlich schnellen Bosten des Flufs- eisens am deutlichsten hervor, da bei dem dünnen Bleche die Obeifläche gegenüber der Masse sehr grofs . ist, und den zerstörenden Einflüssen der Atmo- | sphäre u. s. w. ein weit ausgedehnteres Angriffsfeld I gegeben ist, als bei Stabeisen z. B. Und da kann man denn die schönsten Erfahrungen sammeln, wie viel schneller ein Ofenrohr oder eine Dachrinne aus Flufseisen durch Rost zerstört wird, welche Gegen stände früher aus Schweifseisen Jahrzehnte hielten! Das Schlimmste dabei ist wohl, dafs das Flufseisen, wenn es einmal rostig ist, auch hart und brüchig wird, so dafs bei dem Reste des Eisens, der sodann den ganzen Ansprüchen genügen soll, die zuerst an den neuen Gegenstand gestellt werden, die Zuver-