Volltext Seite (XML)
Referate und kleinere Mittheilungen. Einführung des Thomasprocesses in Deutschland und den Nachbarstaaten. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dafs in dem Vortrag über das Thomas- und Bessemer- Roheisen* die Angaben über die Einführung des Thomasprocesses auf den einzelnen Werken nicht vollständig sind. Nach von uns eingezogenen genauen Erkundigungen nahm die Einführung dieses Verfahrens in Deutschland folgenden Verlauf: Nachdem der Hörder Verein und die Rheinischen Stahlwerke mit der Einführung des basischen Ver fahrens bahnbrechend vorangegangen waren und im Herbst des Jahres 1879 am gleichen Tage ihre ersten Chargen erblasen hatten, erwarben noch in demselben Jahre die Firmen de Wendel in Hayingen, Gebr. Stumm sowohl für ihr Neunkirchener als auch für das Dil linger Werk und Gebr. Gienanth die Patente, dann de Dietrich & Co. in Niederbronn und die Lothringer Eisenwerke. Im Jahre 1880 folgten der Aachener Hütten-Actien-Verein, der BochumerVerein, die Max- hütte, die Ilseder Hütte, Gutehoffnungshütte, Phönix, Friedenshütte, Königs- und Laurahütte und Hösch. Im folgenden Jahre schlofs die Union in Dortmund ab, dann die Saarwerke, und im Jahre 1885 kam noch das Hasper Eisen- und Stahlwerk hinzu. Nach Erlöschen der Patente hat das Stahlwerk zu St. Ingbert das Verfahren bei sich eingeführt. In Deutschland arbeiten nach dem sauren Ver fahren nur noch Fried. Krupp, das Osnabrücker Stahl werk und stellenweise der Bochumer Verein und Königshütte O.-Schl. In unserem Nachbarland Oesterreich nahmen die Werksverwaltungen Witkowitz und Teplitz frühzeitig Licenzen. Die Erzherzoglich Albrechtschen Werke folgten 1884 und 3 Jahre später noch Salgö-Tarjan in Ungarn. In Belgien wird auf dem Werk der Gesellschaft John Cockerill in Seraing noch nach dem sauren Verfahren gearbeitet, auf anderen Werken ist dagegen das basische Verfahren eingeführt worden, insbesondere * „Stahl und Eisen“ 1895, Nr. 3, S. 134 u. f. wurden nach Erlöschen der Thomaspatente 3 grofse Stahlwerke erbaut. In Frankreich hat das Verfahren in Le Creuzot vorübergehende Anwendung gefunden, ist dagegen im Norden und an der Ostgrenze in starke Aufnahme gekommen. Ergebnisse der Radreifenbruch-Statistik in den Jahren 1887 bis 1891. Jahr Bestand an Radreifen Stück Anzahl der Brüche Stück Anzahl der An brüche Stück Bestand an Vollrädern Stück Anzahl der Brüche Stück Anzahl der An brüche Stück 1887 . 1671907 3835 3214 342 118 58 164 1888 . 1782 757 3040 3011 354 304 51 200 1889 . 1869 068 1921 2292 365 389 59 309 1890 . 1 963459 5872 3240 373 624 98 845 1891 . 1975 750 2684 2408 360 387 86 2826 Die beträchtliche Steigerung der Anbrüche bei Vollrädern im Jahre 1891 findet darin ihre Begrün dung, dafs in diesem Jahre zum erstenmal neben den Anbrüchen im Radkranze auch jene in der Scheibe zur Meldung kamen. Die gemachten Erfahrungen weisen im allgemeinen darauf hin, dals die überwiegende Mehrzahl der Schäden an Radreifen auf die Wintermonate entfällt. Von ganz besonderem Interesse sind die Ergebnisse bezüglich des Verhaltens der verschiedenen Material sorten. Sie führen in unzweifelhafter Art den Nachweis, dafs Puddelstahl, Feinkorn und sehniges Schweifs eisen gegenüber den Temperatur- und Witterungs verhältnissen sich durch ein bedeutend unabhängigeres Verhalten auszeichnen, als Tiegel-, Martin-, Bessemer- und anderer Flufsstahl. Dagegen geht aus den Zu sammenstellungen hervor, dafs die Gesammtzahl der Schäden bei dem geschmiedeten und ge- schweifsten Material gröfser ist als bei dem geflos senen Material. (Zeitschr. des Oesterr. Ingen.- u. Archit.-Vereins 1895, S. 17.) Industrielle Rundschau. Rheinisch-Westfälisches Kohlensyndicat. Ueber die am 5. Februar in Essen abgehaltene Versammlung der Zechenbesitzer des Syndicats be richtet die „Rh.-W. Z.“ vom 6. d. M. u. A. wie folgt: Was die Ergebnisse des zum Bericht stehenden Monats December 1894 angeht, so betrug die Bethei ligungsziffer 2 943 319 t und der Absatz 2 921 176 t, die Minderförderung also 22143 t gleich 0,75 %. Wenn schon diese Zahlen als ungünstige durchaus nicht zu bezeichnen sind, so bleiben sie doch infolge der im December 1894 vorherrschend mild gewesenen Witte- runh nicht unerheblich hinter den Ergebnissen des Decembers 1893 zurück, in welchem der arbeitstäg liche Versand der Syndicatszechen 9729 Doppelwagen betrug gegen 9214 Doppelwagen im December 1894. Von den im December versandten Mengen gingen 1 897 015 t für Rechnung des Syndicats gleich 87,04 % gegen 86,61 % im Monat November. Das Verkaufs geschäft hat in den letzten Wochen guten Fortgang genommen, namentlich soweit die Selbstverbraucher und Streckenhändler in Frage kommen, denn es wurden im Monat Januar 3 714264 t verkauft, von denen 3 692 677 t im Inland bleiben und nur 21587 t zur Ausfuhr bestimmt sind. In diesen Zahlen sind zwei grofse in den letzten Tagen zum Abschlufs gelangte Geschäfte nicht enthalten und zwar 375 000 t mit dem Norddeutschen Lloyd, lieferbar bis Ende 1896, und 400 000 t mit der Hamburg-Amerikanischen Packet- fahrt-Actien-Gesellschaft, lieferbar in der Zeil vom 1. Juli 1895 bis dahin 1897. Im Jahre 1894 betrug im Kohlensyndicat die Betheiligungsziffer insgesammt 36 978 603 t und der Absatz 35 137 776 t, so dafs sich eine Förderungseinschränkung um 1840 827 t gleich 4,98 % ergiebt. Abgesehen von dem Selbstverbrauch der Zechen an Kesselkohlen u. s. w. wurden auf den Zechen selbst im Jahre 1894 verkokt 6 134 715 t gleich 17,53 % der Gesammtförderung, und zu Briketts ver arbeitet 710 900 t gleich 2,03%. Von dem eigent lichen Versand an Kohlen mit 26 692 047 t gingen 15 903 468 t für Rechnung des Kohlensyndicats gleich 59,58 % gegen nur 3,24 % in 1893. Zu den obigen von den Zechen selbst verkokten 6 134 715 t kommen