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hervor, dafs die hochprocentigen Stähle grofse Auf merksamkeit beim Aufträgen der gleichen Schatten- tiefen erfordern, während die Eisensorten mit sehr niedrigem Kohlenstoffgehalt nicht so sorg fältig in der Zeichnung, als vielmehr im Aetz- bilde verglichen werden müssen. Es ergiebt sich aus dieser Erwägung auch, dafs man zur Unter suchung kohlenstoffärmeren Eisens die Zeichnung gern tief, bei Stahl mit hohem Kohlenstoffgehalt sie gern heller ausführt; selbstverständlich ist dabei, dafs sich der Rath nur auf gesonderte Aetzbilder bezieht. Die Proben, welche Ihnen hier vorliegen, zeigen bei 1 und 1,2 % G-Gehalt noch Unter schied genug, um 1 % und sogar noch weniger mit Sicherheit zu interpoliren; die Gegend 0,2 % läfst Vergleiche leicht bei 0,05 und sogar 0,025 zu. Auch habe ich einige Bestimmungen aus geführt, die Ihnen zeigen, wie man vergleichs weise vorgeht, ohne gerade den Gehalt an Kohlenstoff zu bestimmen: Ein Nagel und eine Gardinenöse, an die ein Holzschraubengewinde geschnitten war, sind durch Strichprobe einander gegenübergestellt; aus dem Bild kann man deut lich erkennen, dafs der Nagel wesentlich mehr Kohlenstoff enthält. Ebenso ist ein Stückchen ungehärteter kaltgezogener Silberstahldraht neben ein gehärtetes Sägeblatt gestellt, und auch da zeigt sich das Aetzbild des Silberstahls viel dunkler. Erwähnt sei hier, dafs es für die Probe ganz gleich ist, ob der Stahl gehärtet oder ungehärtet untersucht wird; das Resultat ist das gleiche. Nun habe ich den Kohlenstoffgehalt des Draht nagels wissen wollen und die Probe mit den Normalstäben 0,2 Nagel und 0,4 gemacht. Man । sieht, dafs die Mittelätzungen nicht zwischen der | Tiefe von 0,2 und 0,4 liegt, sondern mehr nach 0,4 zu, es ist 0,37 % G, was die Probe angiebt, wir haben es also mit einem modernen Nagel zu thun. Gerade diese Probe zeigt Ihnen deut lich, wie die schon vorhin behandelte Gontrast- wirkung erhöht wird, wenn die Abstufung der I Aetzbilder nicht mit der Regelmäfsigkeit der Scala erfolgt. Zu erwähnen ist auch die Untersuchung des I Kohlenstoffgehalts für das Sägeblatt; zwischen die Normalstäbe 0,6 und 0,8 gestellt, erscheint das Bild dunkler als beide. Da man schon aus Stahl mit 0,7% G-Gehalt Sägeblätter herstellt, so überzeugt mich die Probe, dafs ich vom Händler gut bedient worden bin; eben das wollte ich wissen, und konnte ich daher auf die genaue Probe zwischen den Probestählen 0,8 und 1 oder 1,2 verzichten. Sie sehen an diesen Beispielen, wie gut sich diese schnellwirkende Methode zur Untersuchung fertiger Waaren eignet. Es interessirt Sie darum ■ vielleicht, noch Einiges über die zur Verwendung , gelangenden Normalstähle zu erfahren. Genau IV.i» abgestufte Probestähle sind nicht so einfach zu beschaffen: die Hütte liefert die analysirten Knüppel und prüft auch vor dem Versenden die auf 8X8 mm ausgewalzten oder geschmiedeten Stangen auf ihren Kohlenstoffgehalt. Darauf wird jede Stange gegen Anfang und gegen Ende genau auf Kohlenstoff analysirt und zwar je 2 mal, und wenn die Resultate genügend übereinstimmen, so wird das arithmetische Mittel als Kohlenstoffgehalt aufgeschlagen; zeigen die Analysen aber zu grofse Unterschiede, so wird die ganze Stange aus geschieden. Daher finden Sie hier auf den Probe stäben 0,2, 0,42, 0,61, 0,81, 0,96, 1,2 % C auf geschlagen, während praktisch vielleicht die erste Decimalstelle genügen würde. Nun ist aber der Kohlenstoffgehalt nicht gleichmäfsig in einer Stange vertheilt; aufsen ist mehr, innen oft weniger, und störende Differenzen würde man auch bei der ge wissenhaftesten Analyse bekommen, wenn man zur Materialgewinnung z. B. den Kern einer Stange anbohrte und ein anderes Mal die äufsere Fläche abfeilte. Auch bei dieser Strichprobe zeigen sich natürlich jene Unterschiede, deshalb schmiedet man die Probestäbe zu einer Spitze aus, befeilt diese und hält sie beim Aufstreichen so, dafs der nun verkleinerte ganze Querschnitt Metall abgiebt (Fig. 6). Der Schmied mufs aber sehr vor sichtig und zuverlässig sein, er darf nicht zwei mal Hitze geben, nicht zu lange glühen; denn Stahl verliert leicht an Kohlenstoff, und zwar der hoch- procentige mehr als der weichere; auch schreckt die dünne Spitze leicht ab, und eine, wenn auch nicht gerade schädliche, so doch unangenehme Folge ist dann, dafs eventuell Stahl mit weniger Kohlenstoff sich schwerer auftragen läfst als hochproceutiger, der langsamer abgekühlt war. Das Ausglühen vermeidet man aber thunlichst. Sie sehen auch in der Gesammtscala, die ich Ihnen zuerst zeigte, geringe Tiefenschwan kungen, die mir bei meiner Absicht, Ihnen recht schöne Proben zu liefern, trotz 10- bis 15maliger Wiederholung der Zeichnung doch stets wieder kehrten. Der Stab mit 0,61 C giebt z. B. ein etwas zu tiefes Bild, ein Beweis, dafs die Spitze aus irgend einem Grunde doch nicht den Gehalt hat, wie ihn die vierfache Analyse für den län geren Stab feststellte. Bevor man unglasirtes Porzellan als Strich täfelchen verwendete, wurden Versuche mit Achat, 5