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22 Stahl und Eisen. Die Eisenerze der Mittelmeerstaaten. 1. Januar 1895. wird in allernächster Zukunft das südliche Spanien und besonders die Provinz Almeria mit ihren grofsen Eisenerzlagern einen hervorragenden Platz unter den Eisenerz exportirenden Gebieten ein nehmen. Die Erze dieser Provinz sind der tech nischen Welt bereits genügend bekannt, und das Ausbringen der dortigen Gruben — welches gegen wärtig stets im Steigen begriffen ist — wird binnen kurzer Zeit ganz gewaltig zunehmen. Schon jetzt sind, und zwar hauptsächlich von Grubenbesitzern zu Bilbao, in den letzten 2 Jahren Grubenankäufe in dem südlichen Spanien gethäligt worden. Sobald diese Gruben alle eröffnet sind und der Transport der Erze nach der Küste hin geregelt ist, wird innerhalb weniger Jahre die Ausfuhr von Eisenerzen aus dem südlichen Spanien sich bedeutend vergröfsern. Südspanien ist reich an Eisenerzen aller Art. Man findet dort braune Hämatite mit geringem Eisengehalt und hohem Gehalt an freiem sowie Hydratwasser. Das Fördergut enthält etwa 20 % Stücke. Ferner treten dort harte rothe Hämatite mit einem Eisengehalt von 55 % und 3 bis 4 % Mangan auf, die 80 % Stücke ergeben. Aufscr- dem manganhaltige Erze mit über 50 % Eisen und 12 % Mangan. Die bedeutendsten Eisenerzlager Südspaniens liegen in den Provinzen Murcia, Almeria und Malaga, deren Production für die letzten 3 Jahre aus der nachstehenden Tabelle zu ersehen ist: 1891 1892 1891 Murcia . . . 350 000 t 388 000 t 300 000 t Almeria. . . 163224t 174350t 115000t Malaga . , , 99 589 t 70 700 t 55 000 t Total 012 813 t 633 050 t 470 000 t Die Abnahme in der Production findet ihre Begründung in dem ausgedehnten Bergarbeiter streik, der in dem betreffenden Jahre in England ausgebrochen war. Die Frachten stiegen dabei fortwährend, und gegen das Ende des Jahres war es kaum möglich, Frachtschiffe zu erhalten, so dafs man auf manchen Gruben gezwungen war, den Betrieb einzustellen. Wie aus obigen Ziffern ersichtlich ist, beträgt die Gesammtproduction von Südspanien etwa 1/6 bis 1/s derjenigen von Vizcaya. Die südspanischen Eisenerzlager sind nirgends so ausgedehnt, als diejenigen der Vizcaya es dereinst waren. Die bis jetzt bekannten Lager führen etwa 1/2 so viel Erze als die Bilbao- Gruben. Andererseits hat der Süden vor dem Norden mancherlei Vortheile. Die Löhne sind weit billiger, das Klima ist trockener und die Frachten sind im Jahresdurchschnitt nicht so übermäfsig hoch wie zu Bilbao. Ein grofser Theil der Erze ist dabei denjenigen von Bilbao an Qualität überlegen, die südlichen Campafiil- erze sind von besserer Qualität als der Durch schnitt von Bilbao-Campail, da sie mehr Eisen und weniger Kieselsäure enthalten. Auch kann der Norden Spaniens keine solche berühmten Eisenerze aufweisen, wie diejenigen manganhaltigen Eisenerze von Herrerias in Almeria und von Cartagena in Murcia. Die geringe Fracht von den Mittelmeerhäfen aus nach England u. s. w. findet ihre Begründung darin, dafs in den Häfen an der Südküste gröfsere Dampfer geladen werden können als zu Bilbao. | Dagegen ist die Despatch-Gebühr für Dampfer in I Südspanien ziemlich hoch, etwa 2 sh f. d. Tonne. Im Durchschnitt jedoch war die Gesammtfracht von Südspanien nach England u. s. w. verhältnifs- mäfsig billiger als von Bilbao aus. Gegenwärtig 1 beträgt die reine Seefracht von Bilbao nach Middlesborough 5 sh bis 5 sh 6 d, während sie von Garrucha und Almeria etwa 8 sh 3 d aus- I macht, also 3 sh f. d. Tonne zu Gunsten Bilbaos. | Dagegen sprechen die sonstigen Unkosten zu ■ Gunsten der Südhäfen, so dafs die 3 sh sich ausgleichen. Die Hauptcentren der Eisenerzlager Süd spaniens sind Cartagena, Calasparra, Morata und I Sierra Enmedio in der Provinz Murcia; Herrerias, Sierra de Bedar und Sierra Alhamilla in der Provinz Almeria; ferner Marbella, Robledal und 1 Estepona in Malaga. Die Eisenerze des Südens von Spanien treten nie in Gängen auf, sondern stets massenartig oder in Lagern, meist auf Schiefer und bedeckt von Kalkstein oder Dolomit. Die Eisenerze der Provinz Murcia. In der Provinz Murcia liegen die bekannten Eisenerzlager von Porman nahe bei Cartagena. Weiter im Innern der Provinz liegen noch grofse, bis jetzt unaufgeschlossene Erzlager, die der commerziellen Welt noch wenig bekannt sind. Diese Lager, welche den Localnamen Calasparra- Eisenerzlager führen, bestehen aus vier getrennten Gruppen, die in einem Bogen von 20 km Länge liegen und ein Gebiet von 430 ha bedecken. Die gröfste dieser Gruppen liegt bei der Station Calasparra an der Eisenbahnlinie Madrid-Cartagena, 140 km von Cartagena entfernt. Sowohl Hämatit, als auch Magneteisenstein werden hier gefunden, beide hart und compact. Eine Durchschnitts analyse möge nachstehend angeführt werden. Rüther Hämatit Magnetit °/o °/o Kieselsäure und Unlösl. . . 1,67 10,16 Schwefel 0,054 0,019 Phosphor Spur 0,241 Metall. Eisen 5,7 54,00 Alle diese Lager werden durch Tagebau aus gebeutet. Die Eisenbahnfracht von Calasparra nach Cartagena beträgt 4,95 Pesetas f. d. Tonne, und wenn erst die Gruben directen Anschlufs an die Eisenbahn zu Calasparra haben, so wird der Frachtsatz von der Grube bis frei Bord Cartagena 9,80 Pesetas betragen f. d. Tonne, wie aus folgender Berechnung zu ersehen ist.