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1. Februar 1896. Die Mannesmannröhren-Werke, ihre Entwicklung u. s. w. Stahl und Eisen. 107 in Deutsch-Ostafrika von Dar es-Salam nach Kilwa — stählerne Mannesmannröhren von 6,5 m Länge verwendet. Der Bau begann am 20. November 1893 und war am 13. März 1894 beendet. Und nun heifst es: „Die verwendeten Materialien haben ihrem Zweck im allgemeinen entsprochen; nament lich gilt dies von Stahlrohrstangen, die sich als genügend fest erwiesen haben und auch durch die an der Küste häufig auftretenden schweren Gewitterstürme (Tornados) weder schief gedrückt, noch sonst beschädigt worden sind.“ 8. Anderwette Betriebseinrichtungen. DasKomo- tauer Werk soll in Rücksicht auf die Einfuhr- und Zollverhältnisse ausschliefslich für Oesterreich- Ungarn arbeiten, liefert daher ebensowenig nach Deutschland, wie die beiden deutschen Werke sich an Lieferungen nach Oesterreich - Ungarn betheiligen. Eine Ausnahme machen nur die aus der Fabrik in Bous hervorgehenden Präcisions- röhren, deren Absatzgebiet unbeschränkt alle Länder der Erde umfafst. Diese Verhältnisse bedingen es, dafs Komotau auch zur Herstellung von Stahlflaschen für flüssige Kohlensäure und verdichtete Gase eingerichtet ist, um den Bedarf für Oesterreich-Ungarn zu decken. Gegenwärtig ist derselbe in diesen Ländern noch gering; obgleich er seit einigen Jahren steigt, bleibt er doch weit hinter dem Bedarf zurück, den die Fabrik in Bous in Deutschland und im Ausland zu decken hat. In Bous ist dies daher der Hauptfabricationszweig und werde ich weiter unten auf denselben zurück kommen. Der umfangreiche und eigenartige Betrieb des Werkes in Komotau hat die Einrichtung einer Eisengiefserei mit Modelltischlerei, sowie einer grofsen mechanischen Werkstatt nothwendig gemacht. Eine Schmiedewerkstatt mit mehreren Dampfhämmern arbeitet fast nur für den eigenen Bedarf. Gewisse Rücksichten haben es räthlich erscheinen lassen, einzelne Maschinen und Ma schinentheile selbst anzufertigen. Die Neuanfertigung und Wiederherstellung der zahllosen Dorne für die verschiedenen Walzenstrecken ist aufserdem eine umfangreiche Arbeit, die mehrere Dampf hämmer beschäftigt und sich nicht gut aufserhalb der Fabrik ausführen läfst. So ist es erklärlich, dafs in dem verzweigten Betriebe eine Anzahl Dampfmaschinen verschiedener Gröfse auf gestellt sind, für welche eine Gentralcondensation eingerichtet ist, die während meines Besuchs in Betrieb gesetzt wurde. Die Arbeiterzahl betrug zu dieser Zeit etwa 700, unter diesen eine gröfsere Zahl junger Burschen, die, ihrer Körperkraft an gemessen, hauptsächlich beim Fertigmachen der Siederöhren, Ziehen, Richten und Abstechen der selben auf Mafs, beschäftigt sind. (Schlufs folgt.) angeschnitten, welches so viel konisch ausläuft, als es die Wanddicke des Rohres zuläfst. Das andere Ende des Rohres wird um ein gewisses Mafs trichterförmig erweitert und mit einem Mutter gewinde versehen. Das Zusammenschrauben zweier Rohre ist durch die konische Form erleichtert, so dafs diese Verbindung, da sie in der Praxis als genügend haltbar sich erwiesen hat, als die einfachste und beste gelten darf. Diese Bohr röhren mit ihrer Verschraubung sollen sich nach dem Urtheil von Tiefbohr-Ingenieuren bei Bohrungen bis über 500 m Tiefe hinaus sowohl gegen Zug als Drehung vortrefflich und besser bewährt haben, als gleichzeitig verwendete englische Stahlrohren bester Qualität. 7. Licht- und Stromzuführungsmasten und, Telegraphenstangen. Bei der günstigen Aufnahme, welche die elektrischen Bahn- und Beleuchtungs anlagen in Oesterreich-Ungarn bisher fanden, durfte die Einrichtung des Komotauer Werkes zur Her stellung von Stromzuführungs- und Lichtmasten nicht unterbleiben. Sie liefs sich hier um so leichter bewerkstelligen, als die gröfsten Blockapparate, Zieh bänke und Glühöfen für lange Röhren hier bereits vorhanden waren, welche die Herstellung von 12m langen Masten aus einem Stück in derselben Weise gestatten, wie es in „Stahl und Eisen“ 1895, S. 527 bereits beschrieben wurde. Jede Stange wird auf ihre Biegungsfestigkeit gegen Seitenzug (horizontale Belastung) in einer besonderen Vor richtung geprüft. Die Stange wird dazu wage recht mit dem unteren Ende soweit in dieselbe angespannt, als sie in die Erde kommen soll. Ihr oberes Ende wird mit einem am Erdboden befestigten Dynamometer verbunden, nach unten gezogen und an einem daneben angebrachten Brett mit Mafseintheilung abgelesen, um wie viel sich die Spitze bei bestimmtem Zug (in kg) nach unten biegt. Die Masten zeichnen sich bei ihrer schlanken Gestalt durch grofse Biegungsfestigkeit aus, die sowohl in dem verwendeten Werkstoff, als in der Herstellungsweise begründet ist. Ein Brechen der Stangen ist kaum denkbar. Die diesen Masten gleichartigen Telegraphen stangen sind gerade aus diesem Grunde in solchen Ländern zu Telegraphenleitungen in Verwendung genommen, die oft von heftigen Stürmen heim- gesucht werden. Ilir gutes Verhalten bei solchen Stürmen wird in dem vom Reichspostamt heraus gegebenen „Archiv für Post und Telegraphie“. Heft Nr. 19 (October) 1895, bestätigt. Die Reichspost- und Telegraphenverwaltung hatte im Jahre 1893 beschlossen, im Togogebiet vom englischen Grenzort Dauve über Lome zunächst nach Klein-Popo eine oberirdische Telegraphen leitung zu bauen. Als Baumaterial für die neue Linie wurden — wie bei der Telegraphenanlage