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102 Stahl und Eisen. Die. Mannesinannröhren-Werlce, ihre, Entwicklung u. s. w. 1. Februar 1896. Ferner ist es anfänglich erforderlich, hei jedesmaliger Entnahme von Eisen die auf dem Bade schwimmende, kaltgewordene Eisen- und Schlackendecke theilweise zu entfernen, bis nach etwa der sechsten Charge das Bad nur mehr von flüssiger Schlacke bedeckt ist. Nach unseren Erfahrungen hat sich herausgestellt, dafs das im Apparat befindliche Eisen sich fortlaufend abkühlt, wenn dasselbe mit kaltgewordener Schlacke he- deckt ist. Das ist schon aus dem Grunde klar, weil einerseits die kaltgewordene Schlacke für sich schon eine bedeutende Wärmemenge absorbirt und andererseits die Oxydation der einzelnen Wärmeentwickler unterbrochen wird. Das sich im Bade bildende Schwefelmangan setzt sich unterhalb der Schlackenschicht an und erkaltet allmählich, ohne als Wäemeentwickler thätig gewesen zu sein. Ist dann das Bad einmal frei von kaltgewordener Schlacke, so bleibt die sich später bildende bis zur Aufserbetriebsetzung des Apparates flüssig und fliefst bei der Entnahme von Eisen mit in die Pfanne, wo sie entfernt werden kann, nachdem sie auf dem Transport zum Stahlwerke erstarrt ist. Die durch die Undichtigkeiten am Ausgufs eintretende Luft ist zur .Oxydation der Wärme entwickler vollständig ausreichend. Künstlichen Zug hervorzurufen durch einen Schlot, den wir behufs Ableitung der sich entwickelnden lästigen schwefligen Säure auf unserem Apparate anbringen liefsen, wirkte zu sehr erkaltend auf das Bad ein und ist darum zu vermeiden. Versuche mit Dolomitsteinen bezw. Dolomit- Ausfütterung sind hier bis jetzt nicht gemacht worden. — Was die Anlage von Misch- bezw. Entschwefe lungsvorrichtungen selbst anbelangt, so können meistens nur örtliche Verhältnisse bestimmen, wie und wo man dieselben anlegt. Da die Höhen differenz zwischen Ein- und Ausgufs etwa 6 m beträgt, so mufs das Eisen entweder auf einer Hochbahn zugeführt oder mittels hydraulischen oder Dampfaufzuges hochgeschafft werden. Gestatten es die Raumverhältnisse, so ist die Anlage mit Hochbahn auf alle Fälle vorzuziehen, weil die sonst nothwendigen maschinellen Hebeeinrichtungen im Betriebe theurer sind. Die gebräuchlichste Form der Apparate ist der Converter. Einige in Amerika eingeführte Mischer haben rechteckigen Querschnitt. Auch der Daelensche cylindrische Drehmischer ist hier zu erwähnen. Jede Einrichtung hat ihre Vor- und Nachtheile und es liegt aufserhalb des Rahmens meiner Mittheilung, näher darauf einzugehen. Nach meinem Dafürhalten ist es von gröfstem Vortheil, bei der Wahl der Form des Mischers darauf zu sehen, dafs derselbe möglichst wenig Ecken und Kanten habe, da erfahrungsgemäfs dort die Aus mauerung am schwierigsten herzustellen ist und am meisten angegriffen wird. Der Rauminhalt des Mischers richtet sich hauptsächlich nach der Menge und nach der Zeitdauer, in welcher das Roheisen sich selbst überlassen wird, und zu welchem Grade das Stahlwerk die Mischung wünscht. Gegen einen zu grofsen Mischer spricht der Umstand, dafs bei gröfseren Betriebsstörungen im Stahlwerk Eisen dem Apparat auf längere Zeit nicht entnommen werden kann und damit die Schwierigkeiten der Entleerung mit der Gröfse des Mischers zunehmen. Schliefslich sei noch erwähnt, dafs im Interesse eines ungestörten Betriebes eine Anlage von zwei Apparaten, von denen einer als Reserve dient, sehr zu empfehlen ist. Im allgemeinen haben sich die Mischanlagen gut bewährt und würde ihre Einführung manchen Werken von gröfstem Vortheil sein. Hörde, den 28. November 1895. A. Knuff. Die Mannesmannröhren- Werke, ihre Entwicklung und ihre Erzeugnisse. Von J. Castner. Die rege Beachtung, welche die Mittheilungen über das Mannesmannröhrenwerk in Remscheid auf Seite 526 des Jahrgangs 1895 dieser Zeit schrift in Kreisen der Technik und Industrie ge funden haben, berechtigt zu der Annahme, dafs das Interesse für diese eigenartige Röhrenindustrie nicht erloschen ist, obgleich sie seiner Zeit Hoff nungen hervorrief, die später unerfüllt blieben. Es scheint mir ein Beweis für das tiefe Eindringen der jener genialen Erfindung zu Grunde liegenden Idee in unsere rastlos schaffende und vorwäfts- strebende Technik und Industrie, wie dafür zu sein, dafs man den guten, keimfähigen Kern der selben festgehalten und nicht verschüttet hat, als spätere Zeiten Manchen dazu zwangen, sich von der auf die Mannesmannsche Erfindung gegründeten Industrie abzuwenden. Der Intelligenz und dem unermüdlichen Fleifse weniger Techniker ist es zu danken, dafs aus jenem guten Kern durch verständig angepafste Pflege desselben inzwischen