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Berichte über Versammlungen aus Fach vereinen. Bezirksverein für Sachsen und Anhalt der deutschen Gesellschaft für ange wandte Chemie. In der am 3. November v. J. in Halle abgehaltenen Hauptversammlung hielt Dr. Walther Hempel einen Vortrag über Verbrennung, rauchlose Feuerung und Heizung, dem wir das Nachstehende entnehmen : Noch immer findet sich in sehr vielen Lehrbüchern der Satz, dafs Kohlenstoff zu Kohlensäure verbrenne, wenn genug Sauerstoff, hingegen zu Kohlenoxyd, wenn zu wenig Sauerstoff vorhanden ist, obgleich Redner schon vor Jahren auf das Irrige dieser An schauung aufmerksam gemacht hat. Die Art der Verbrennungserscheinung ist vielmehr eine Function von Temperatur und Druck. Die Menge des vorhandenen Sauerstoffs ist nur insoweit von Bedeutung, als die .Verwendung der Verbrennungs- producte in Frage kommt. Bei niederer Temperatur bildet sich nur Kohlen säure und Spuren von Kohlenoxyd, gleichgültig, ob viel oder wenig Sauerstoff da ist. Bei hoher Tem peratur bildet sich primär vorwiegend Kohlenoxyd und ganz wenig Kohlensäure. Natürlich verbrennt das Kohlenoxyd nachträglich zu Kohlensäure, wenn ein Ueberschuls von Sauerstoff da ist. Zum Beweis für diese Behauptung macht Redner folgende Versuche: Die Verbrennungsgase einer roth glühenden Holzkohlenschicht eines kleinen Kohlen beckens werden mit einer Gasbürette abgesaugt. Die j Untersuchung ergab 13 % Kohlensäure und 8 % Sauerstoff. Dieselbe Kohlenmasse durch Anblasen mit reinem Sauerstoff auf strahlende Weilsgluth gebracht, ergab in ganz gleicher Weise untersucht 2 % Kohlensäure. Obgleich beim zweiten Versuche viel mehr Sauerstoff da war als beim ersten, gab trotzdem der Versuch eine ganz geringe Menge Kohlensäure, weil die Ver- i brennung bei sehr hoher Temperatur erfolgte. Beim Betrieb eines mit Koks beschickten Gene- I rators, den man erst durch starke Luftzufuhr auf sehr hohe Temperatur brachte und dann langsam alikühlen liefs, fand Redner früher: Anfang Procent Ende Kohlensäure . 4,4 7,2 11,0 14,8 16,5 18,9 19,8 Sauerstoff. ..0 0 0 0 0 0 0 Kohlenoxyd. . 23,8 20,6 15,8 7,1 1,7 1 0 Um den Einflufs des Drucks auf die Verbrennung zu zeigen, verbrannte Redner in einer passenden Autoclave Schwefel unter 80 Atm. Druck. Beim Oeffnen der Autoclave zeigte sich, dafs erhebliche Quantitäten von SO» gebildet waren, während bekannt lich der Schwefel unter gewöhnlichem Druck gröfsten- theils zu SO» verbrennt. Quantitative Versuche, die Redner früher machte, gaben bei einer Verbrennung unter 41 Atm. Druck 35 % des Schwefels als SO» 65 , , , , SO». Kohle verhält sich ganz entsprechend dem Schwefel. Auf Veranlassung des sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins sind von Professor Lewicki gemeinschaftlich mit dem Redner eine Anzahl von Dampfkessel-Feuerungen, welche seitens der Fabrik- , inspectoren als besonders rauchfreie bezeichnet worden waren, und eine Anzahl stark rauchender Feuer auf ihren Wirkungsgrad genau untersucht worden. Dabei hat es sich herausgestellt, dafs von einem ganz über wiegenden Einflufs die richtige Handhabung der Feuerung ist. Alle Constructionen erwiesen sich als mangelhaft wirksam, wenn die zur Verbrennung zu- geführte Luftmenge nicht die richtige war. Der einfache Planrost gab ausgezeichnete Resultate bei ganz sachkundiger Handhabung. Die weit verbreitete Ansicht, dafs bei stark rufsender Flamme grofse Quantitäten des Brennmaterials in den Flammgasen entweichen, konnte nicht bestätigt werden. Kohlen oxyd und Sumpfgas wurde auch bei sehr stark rufsenden Feuern nur in Spuren beobachtet. Die Hauptbedingung für die Erzielung rauchloser Ver brennung ist hohe Temperatur der Flammen. Der Redner zeigt durch zwei einfache Experimente den Einflufs der Temperatur. 1. Ein mit glühenden Holzkohlen gefülltes Becken wurde durch Aufwerfen von Pech zum starken Rufsen gebracht. Beim Ueberbringen eines mit stark glühenden Holzkohlen gefüllten eisernen Korbes verschwand der Rufs sofort. Beim Wegnehmen des Korbes trat sofort wieder Rufsen ein. 2. Eine Terpentinöllampe rufste stark beim Brennen in der Luft. Leitete man in die Mitte der Flamme Sauerstoff, wodurch die Temperatur der Flamme zu heller Weifsgluth gesteigert wurde, so brannte dieselbe ganz rufsfrei. Wenn auch durchaus nicht bestritten werden soll, dafs die mannigfachen sogenannten rauchfreien Feuerungen für viele Fälle ganz vorzüglich sind, so liegt doch auch beim einfachen Planrost die Mög lichkeit vor, völlig rauchfreie Verbrennung zu erzielen. Nothwendig ist jedoch ein gewissenhafter intelligenter Heizer. Man kann auf dem Planrost rauchfrei heizen, wenn man die Kohlen ganz gleichmäfsig in dünner Schicht aufwirft. Viel leichter erreicht man jedoch Rauchfreiheit, wenn man die Kohlen auf dem Rost zurückschiebt und die frischen Kohlen vorlegt. Der Rost ist dann nach einiger Zeit so beschickt, dafs an der Feuerbrücke reine Koks liegen und sich hieran eine Reihe von Schichten immer weniger verkokten Materials anschliefsen. Nahe der Thür liegt endlich das frische Material. Man könnte glauben, dafs die frische Kohle so weniger leicht anbrennt, dies ist jedoch nicht der Fall, da sie durch die Strahlung des Feuers genug erhitzt wird. Ein in dieser Weise be schickter Rost brennt völlig rufsfrei, da die Schweel- gase des frischen kalten Brennmaterials über das hocherhitzte Feuer streichen müssen. Von gröfster Bedeutung ist ein sehr hoher Rost stab. Ein über seine ganze Länge ganz gleichmäfsig hoher Roststab wirkt vorwärmend auf die durch ihn streichende Luft, wodurch ein doppelter Vortheil entsteht. Einerseits wird die Verbrennungsluft heils, was die rufsfreie Verbrennung erleichtert, anderseits aber kühlt die Luft den hohen Stab, was eine viel grölsere Haltbarkeit des Stabes bedingt. Sehr häufig trifft man Kessel, bei denen in dem Bestreben , möglichst grofse Heizflächen herzustellen, aufser Acht gelassen ist, für die nothwendige völlige Dichtheit der äufseren Umhüllung zu sorgen. Da gewöhnliches Mauerwerk äulserst luftdurchlässig ist und grofse gufseiserne Thüren sich von der Hitze werfen, so findet man bei Röhrenkesseln häufig, dafs es absolut unmöglich ist, den Kessel mit einem hohen