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liehen Hoftheater. Der Dienstag, 21. September, ist ganz den Arbeiten in den Abtheilungen gewidmet, Abends 6 Uhr: allgemeines Festessen in der Aegidien- halle. Am Mittwoch den 22. September findet eine gemeinsame Sitzung der Abtheilungen der natur wissenschaftlichen Hauptgruppe statt, in der die wissenschaftliche Photographie, die zum ersten mal als selbstthätige Abtheilung bei einer Natur forscher-Versammlung auftritt, über ihre Anwendung auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissen schaften und Medicin behandelt werden wird. Prof. Dr. H. W. Vogel (Berlin) hat den einleitenden Vortrag dabei übernommen und die Herrn Dr. Ren du Bois Reymond, Dr. Max Le vy, Prof. Dr. O. Lass ar (sämmtlich aus Berlin) sowie Prof. Dr. E. Selenka (München) und Andere werden weitere Vorträge und Referate halten. Nachmittags 5 bis 7 Uhr Be sichtigung der Samariterschule, Abends 8 Uhr Fest commers (mit Damen) in der Aegidienhalle. Am Donnerstag Morgens um 9 Uhr: Abtheilungs- Sitzungen, Abends 8 Uhr: Festball im Wilhelmsgarten. Mit der II. allgemeinen Sitzung in Brünings Saalbau am Freitag den 24. September hat der wissenschaft liche Theil der Versammlung sein Ende erreicht. Nachmittags finden je nach Wahl Ausflüge nach Wolfenbüttel oder Königslutter statt und Abends ist eine Abschiedszusammenkunft im Altstadt-Rathhaus zu Braunschweig geplant. Sonnabend den 25. Sep tember wird ein Tagesausflug mit Damen nach Bad Harzburg und Umgebung beabsichtigt, am Sonntag Ausflüge nach Wahl: 1. nachWernigerode und Rübeland (Besichtigung der elektrisch beleuchteten Hermanns höhle mit der neu erschlossenen Krystallkammer), 2. nach Goslar, 3. nach dem Brocken. — Aufserdem hat der Bürgermeister von Pyrmont, Hr. Rud. Ockel, in Erinnerung an die 17. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, welche 1839 in Pyrmont tagte, die Theilnehmer der diesjährigen Versammlung in Braunschweig für Sonntag den 26. September und Montag den 27. September dorthin eingeladen, wobei ein reichhaltiges Programm in Aussicht steht. Die mit der Versammlung verbundene Ausstel lung für wissenschaftliche Photographie (mit Einschlufs der Röntgen-, Farben- und Mikro photographie), Instrumentenkunde, Mikroskopie, De- monstrations- und Schulapparate für Physik, Chemie, Naturbeschreibung und Geographie, für Bacteriologie und innere Medicin, für Chirurgie und Orthopädie verspricht auf Grund der zahlreich erfolgten An meldungen sehr reichhaltig und lehrreich zu werden. Referate und kleinere Mittheilungen. Neues Verfahren zur Herstellung von Präge stempeln. Es war längst ein Wunsch der Galvanotechniker, in Stahl, ähnlich wie in Kupfer, mittels elektro chemischen Verfahrens Prägestempel, Cliches und dergl. herstellen zu können. J. Rieder in Thalkirchen bei München hat nun, um dieses Ziel zu erreichen, einen vollkommen neuen Weg eingeschlagen. Er bildet beispielsweise das Relief einer Münze in Gips nach, und zwar so, dafs eine mehrere Centimeter lange Gipssäule entsteht, die in einer Hartgummi hülse ruht. Diesen Gipsblock setzt er in ein mit geeignetem Elektrolyt (Chlorammonium) gefülltes Glas so ein, dafs das untere Ende in die Flüssigkeit taucht, während die Seite mit der Abbildung des Reliefs aus dem Glase heraustritt. In den Elektrolyt taucht aufserdem eine Drahtspirale, die mit dem negativen Pole einer elektrischen Stromquelle verbunden ist. Die vor erwähnte Gipssäule saugt sich mit der im Glase be findlichen Flüssigkeit voll. Wird nun auf die Bildseite des Gipses ein Stück Stahl, das mit dem positiven Pol derselben Stromquelle verbunden ist, gelegt, so wird durch die Thätigkeit des Stromes an denjenigen Stellen des Stahlstücks, die mit dem Gips in Be rührung kommen, Metall gelöst. Durch die eigene Schwere wird das Stahlstück nachsinken und dieser Vorgang so lange andauern, bis der Procefs durch Ab nehmen des Stahlstücks oder Ausschalten des Stromes unterbrochen wird. Es ist ohne weiteres klar, dafs bei genügend langer Dauer des Vorganges das Stahlstück allmählich so weit nachsinken mufs, dafs alle Theile der auf liegenden Fläche mit dem Gips in Berührung kommen müssen, worauf auch die Copie des Reliefs fertig ist. Bei der praktischen Ausführung kamen manche Fragen in Betracht, die erst durch viele Versuche zu einer Lösung gebracht werden mufsten, ehe ein gutes Arbeiten erzielt werden konnte. In erster Linie mufste die geeignete Stromstärke ausprobirt sowie ein passender Elektrolyt gesucht werden, was wenigstens in Bezug auf das Arbeiten in Stahl bereits geschehen ist. Die ersten Versuche wurden mit sehr schwachem Strome gemacht, womit aber einestheils kein gutes Resultat erzielt wurde, anderntheils die Arbeit nur langsam vorwärts schritt. Jetzt arbeitet Rieder mit Spannungen von 10 bis 15 Volt und Stromstärken von 0,2 bis 0,5 Ampre a. d. qcm Arbeitsfläche, und hat sich dieses Verhältnifs als günstig in Bezug auf schnelles und sauberes Arbeiten herausgestellt. Weiter kamen noch die Beimengungen des Stahls, besonders die Entfernung des Kohlenstoffs in Betracht, welcher sich nicht in Lösung bringen läfst, sondern an dem Arbeitsstück als schwarzer Ueberzug haften bleibt, wodurch eine unreine Arbeitsfläche entsteht. Rieder hat dieses Hindernifs dadurch beseitigt, dafs er das Metallstück von Zeit zu Zeit abnimmt und reinigt. Erfordernifs ist dabei, dafs dasselbe wieder mathe matisch genau an dieselbe Stelle zu liegen kommt. Rieder benutzt fast ausschliefslich sogenannten Alabaster-Gips, der aber, mit Säure getränkt, sehr weich wird, und beim Abnehmen und Wiederauflegen des Stahlstücks sehr leicht Beschädigungen unterworfen ist. Indessen giebt es aller Wahrscheinlichkeit nach viel geeignetere Materialien für die Modelle als be nannte Gipssorte und werden die diesbezüglichen Versuche fortgesetzt. Um vorläufig auch mit be sagter Gipssorte zum Ziele zu gelangen, hatte Rieder die Anordnung so getroffen, dafs er ein beschädigtes Modell durch ein neues gleiches ersetzen konnte. Allerdings verlangt dieses Mittel eine sehr genaue Ausführung der betreffenden Anordnung, die bei dem Versuchsapparate noch nicht vollkommen gelungen ist. Von grofser Bedeutung war auch die Feststellung der Zeit, die das Arbeitsstück ununterbrochen auf dem Modell liegen kann, ehe es wieder gereinigt werden mufs. Es hat sich ergeben, dafs diese Zeit abhängig ist von der angewandten Stromstärke. Während bei den Anfangsversuchen mit schwachem Strom ein bis zwei Minuten angängig waren, mufs bei der jetzt ge-