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788 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 15. September 1897. gehen, nicht einverstanden bin, und dafs die „Mittel und Wege“, welche zur Erreichung des durch den Antrag beabsichtigten Zweckes meiner Meinung nach ein zuschlagen sind, und welche auch in der dem Antrag s. Z. beigefüglen Begründung angedeutet waren, sich wesentlich von denjenigen unterscheiden, welche hier von den durch den Vorstand zum Obmann bezw. dessen Stellvertreter gewählten Herren Referenten vorgeschlagen werden. Wenn Hr. Ast sagt, dafs „bei Eintritt in diese Arbeit es naturgemäfs sei, an Vorhandenes anzu knüpfen, dafs die bestehenden gültigen Vorschriften für die Qualität, Prüfung und Abnahme des Stahl materials gesammelt, gesichtet und nach Mafsgabe ihrer Brauchbarkeit in die neuen Vorschläge auf genommen werden“, so trifft die Ausführung einer solchen Arbeit die Absicht des Antragstellers, wenn er diese Arbeit nicht nur auf bestimmtes Stahlmaterial, sondern alles Eisenmaterial im weitesten Sinne des Worts ausdehnt, bei welchem überhaupt eine Prüfung oder Abnahme stattfindet. Wenn aber derselbe Herr Referent weiter „auf die Schwierigkeiten hinweist, welche bei der gegenwärtig zwischen Consumenten und Producenten bestehenden Situation durch Homo genitätsdifferenzen geschaffen seien“, so vermag ich der Richtigkeit dieser Behauptung nicht zuzustimmen. Selbst wenn dieselbe aber auch thatsächlich begründet wäre, d. h. die erwähnten Schwierigkeiten in irgend wie bedenklichem Umfang beständen, so entspräche es nicht meinem Anträge, durch noch anzustellende wissenschaftliche Untersuchungen, die sehr gründlicher Art sein müfsten, erst eine Grundlage für die Durch führung meines Antrags zu schaffen. Mit den Herren Referenten, wie sicherlich mit allen geehrten Anwesenden bin ich einig in der An sicht, dafs unser Wissen Stückwerk ist, dafs wir erst in den Anfangsstadien der Erkenntnifs des Materials uns befinden, ich gehe auch darin mit ihnen einig, dafs der internationale Verband Alles thun und nichts unterlassen soll, was diese Erkenntnifs zu fördern imstande ist. Wenn daher die Herren Referenten in diesem Sinne beim Verband Anregungen geben wollen, so will ich mich, wie bereits betont, ihrer Aufnahme und Bearbeitung durchaus nicht entgegenstellen, aber dagegen erhebe ich Einspruch, dafs dieselben mit meinem Antrag verquickt werden. Ich beziehe mich dieserhalb auf die Begründung, welche ich vor zwei Jahren meinem Antrag bei gegeben hatte. Ich hatte damals auf die auffallenden sachlichen Unterschiede hingewiesen, welche in den verschiedenen Lieferungsvorschriften für ein und das selbe Material, das ein und derselben Beanspruchung ausgesetzt ist, enthalten sind. Ich hatte weiter darauf mich bemüht zu zeigen, dafs eine Sammlung und Sichtung der vorhandenen, jetzt in der Praxis ge bräuchlichen Vorschriften für die verschiedenen Eisen- und Stahlgattungen und eine in Verbindung damit vor zunehmende Festlegung der hauptsächlichen Bestim mungen oder wenigstens von Grenzen, innerhalb deren diese sich zweckmäfsig zu hallen hätten, von reichem Nutzen sowohl für Erzeuger wie für Besteller sein würde. Während einerseits die Fabrication vereinfacht, und diese Vereinfachung der Gleichmäfsigkeit des Fabricats wiederum zu gute kommen würde, würde andererseits sicherlich mancher Besteller, der aus Mangel an Zeit oder aus sonstigen Gründen sich dem Studium der Eigenschaften des von ihm zu verwenden den Materials nicht in hinreichender Weise selbst hin zugeben vermag und mehr oder weniger auf die Er fahrungen Anderer sich verlassen mufs, es dankbar begrüfsen, wenn aus dem Chaos von Lieferungs vorschriften eine durch das Ansehen des internationalen Verbandes gestützte Normalform hervorginge, welche ihm zur Richtschnur dienen könnte. Gegenüber der dergestalt durch meinen Antrag und seine Begründung festbegrenzten Aufgabe wollen nun die Herren Berichterstatter gewissermafsen die ganzen gegenwärtigen Uebernahmeproben über Bord werfen, weite Felder von wissenschaftlichen Unter suchungen neu eröffnen und auf Grund der dabei zu erwartenden Ergebnisse Normalien für die Abnahme zu vereinbaren suchen, d. h. sie verlassen den prak tischen Boden meines Antrags und setzen an Stelle desselben eine, sit venia verbo, unsichere Zukunfts musik. Gegen die von Hrn. Ast angedeuteten und von Firn. Barba weiter entwickelten Ansichten, dafs die bisher gebräuchlichen, auf den tausendfältigen Er fahrungen zahlloser Interessenten beruhenden Prüfungs methoden für die Abnahme der Baumaterialien durch weg nicht zweckentsprechend seien, dafs vielmehr das Hauptgewicht auf die Untersuchung der Homogenität des Materials zu legen sei, lassen sich sowohl vom theoretischen wie vom praktischen Standpunkt aus gewichtige Einwendungen erheben. VZeil aber, ich mufs dies nochmals scharf hervorheben, mein Antrag dahin geht, die Normalien nur auf vorhandenen Grund lagen aufzubauen, somit diese Vorschläge der Herren Referenten aufserhalb seines Rahmens fallen, so be gnüge ich mich mit dem Hinweis, dafs ich den zur Begründung ihrer weitergehenden Vorschläge vor gebrachten Ausführungen nicht in allen Punkten zu zustimmen vermag, lehne es aber wiederholt ab, in eine Discussion über diese Fragen, als nicht zu meinem Antrag gehörig, einzutreten. Ich könnte somit höchstens den Punkten I bis IV des von Hrn. Barba vorgeschlagenen Programms zu stimmen, würde aber andererseits kein Bedenken darin erblicken, das Arbeitsfeld von vornherein gröfser in Aussicht zu nehmen und dies insbesondere dadurch zu erreichen, dafs für die verschiedenen Gattungen des Eisenmaterials besondere Commissionen aus Fachleuten eingesetzt werden. In Deutschland ist man gegenwärtig mit Arbeiten beschäftigt, welche gegebenen Falls die erforderlichen Unterlagen liefern, indem unter Vorsitz des Hrn. Directors Ri epp el aus Nürnberg sieben Fachcommissionen mit der Sichtung der bestehenden Lieferungsverträge für 1. Oberbaueisen, 2. rollendes Material, Locomotiven und Wagen,