Volltext Seite (XML)
Die Landwirthschaft, welche, wenn sie gründ lich betrieben werden soll, grofser Mengen künst lichen Düngers bedarf, ist in einem noch sehr primi tiven Zustand. Für Californien, welches vor etwa 60 Jahren in der gleichen Lage war, wie heute Transvaal, ist die in den ersten Jahren des Gold- flebers überhaupt unbeachtet gebliebene Ausübung der Landwirthschaft eine Quelle des Wohlstandes geworden; die Erträgnisse an Weizen, Wein und Obst haben dort heute etwa den dreifachen Werth der Golderzeugung. Von den Bodenschätzen unseres Landes, Kohle, Kupfer, Blei, Silber und Gold, dürfte nur das letzt genannte sich im Wettbewerb mit der übrigen Welt vortheilhaft produciren lassen; daher ist von unserem Standpunkt aus die Chemie und Metallurgie des Goldes der einzige Gegenstand, dem wir unser nächstes Interesse zuzuwenden haben, und können wir uns nur beglückwünschen, ein solch ergiebiges Feld für unsere Arbeiten zu haben. Die metallurgischen Pro bleme, die wir zu lösen haben, ziehen die Beachtung der Goldbergleute der ganzen Welt auf sich. Vom Zerkleinern der Quarze in unseren Pochwerken bis zum endlichen Ausziehen des Goldes sind die hier aus Witwatersrand heute in Anwendung befindlichen Systeme die besten der Welt, und dieses erfreuliche Ziel haben wir dadurch erreicht, dafs Energie und Kenntnisse Vieler sich auf ein engbegrenztes Gebiet concentrirt haben; der freie, ständige Ideenaustausch zwischen Leuten, die im selben Fache thätig sind, hat für Fabricationsgeheimnisse keinen Raum gelassen, sondern die Erfahrungen der Einzelnen der Allgemein heit unserer Industrie zu gute gebracht. Vortragender giebt zum Schlufs eine Ueber- sicht über die Entwicklung der Goldgewinnung von der Goldwäscherei und dem Amalgamationsprocefs bis zu dem heute in Südafrika auf einem hohen Grad der Vollkommenheit stehenden Cyanide-Verfahren. Referate und kleinere Mittheilungen. Die Kohlen- und Eisenindustrie von Südwales. Der Kohlenbergbau in Südwales wird ungefähr 400 Jahre alt sein; Galloway erzählt, dafs schon in der I. Hälfte des 16. Jahrhunderts bei Neath in Glamorgan shire Kohlen gewonnen worden sind. Im folgenden Jahrhundert standen in der Umgebung von Pembroke shire bereits Kohlenschächte von 70 bis 120 Fuls Tiefe in Betrieb, deren Wasserhaltung durch tiefe Stollen erfolgte. Eine der ältesten Gruben, die jetzt noch gebaut wird, ist Dowlais Mine in der Nähe von Aberdare; hier wurde auch zuerst ein regelrechter Abbau der Kohlenflötze ins Leben gerufen. Zu Anfang dieses Jahrhunderts begann man- vom Aberdare-Thale aus die ersten Abladungen der später so berühmt gewordenen Steam coal, und zwar in der winzigen Menge von 40 t täglich, via Glamorgan—Canal nach London. Heute beziffert sich die Kohlenmenge, welche Südwales fördert, auf über 30 Millionen engl. Tonnen, von denen im verflossenen Jahre 21811296 t über See ausgeführt worden sind. Das Gebiet der Fettkohlen-Ablagerung in Südwales umfafst etwa 410 engl. Quadratmeilen, ebensoviel die Anthracitkohlenpartie, und ungefähr 180 Quadratmeilen entfallen auf die zwischen beiden liegende Efskohle, so dafs das Gesammtkohlenfeld also rund 1000 englische Quadratmeilen grofs ist. Der in diesem Kohlengebiet vorfindliche Koblenreichthum kann als beträchtlich bezeichnet werden; indefs sind die Vorräthe stark zusammengeschrumpft. Im Jahre 1870 wurde eine Königliche Commission zur Feststellung der noch vor handenen Kohlenschätze eingesetzt; dieselbe schlug der zeit die frühere Gesammtkohlenförderung in Südwales auf 650 Millionen Tonnen (engl.) im östlichen Felde und 179 Millionen Tonnen im westlichen Theile an. Zwischen dem Jahre 1870 und jetzt sind aber wieder 600 Millionen Tonnen gefördert worden, zusammen also 1429 Millionen Tonnen Kohlen bereits als ab gebaut zu betrachten. Die Kohlen-Commission schätzte im Jahre 1870 die ganze abbauwürdige Kohlenmenge in Südwales auf 36 566 Millionen Tonnen, mehr als 1/s des ganzen Kohlenreichthums des vereinigten Königreichs. Von Seiten Price Williams wurde in einer Sonder schätzung nachgewiesen, dafs bei der jährlichen Zu nahme der Kohlenförderung um 51/4 % der Kohlen vorrath in Südwales in den nächsten 78 Jahren zu Ende gehen würde. Der östliche Theil des Südwales- Kohlenfeldes ist bereits stärker ausgebeutel als der westliche Theil, und zwar infolge der grofsen Nach frage nach Steam coal. Für diese Sorte bilden Newport und Cardiff die natürlichen Verschiffungs häfen, während im Westen aufser Swansea noch die kleinen Häfen Neath, Port Talbot, und Llanelly für die Kohlenausfuhr thätig sind. Im Jahre 1889 berichtete Price Williams in einem Vortrage vor der König!. Gesellschaft, dals der Vorrath an Steam coal 4320 Millionen Tonnen nicht übersteige und dafs bei der derzeitigen Zunahme der Kohlen förderung der Abbau der Steam coal-Flötze im öst lichen Theile von Südwales bereits in 41 Jahren (ab 1888) beendet sein würde, so dafs heute lebende Personen noch das Finale der so werthvollen Wales- Kohle, welche, unter dem Namen Steam coal bekannt, für das Emporblühen von Cardiff bezw. Südwales so aufserordentlich viel beigetragen hat, miterleben könnten. Es mufs bemerkt werden, dafs die Steam coal-Flötze nur in einer Hälfte des östlichen Kohlen feldes auftreten. Die gesammte gewinnbare Kohlenmenge in dem östlichen Felde wurde im Jahre 1870 von der König lichen Commission (bis zu 4000/5000 Fufs Teufe) auf 12 963 Millionen Tonnen berechnet. Die obere Plöz- partie enthält keine sehr mächtigen Fettkohlenflötze und nur insgesammt 21 Fufs Kohle, während die untere Fettkohlenpartie, die Träger der Steam coal, dagegen 43 Fufs wirkliche Kohlenmächtigkeit besitzt. Bei jährlich 51/4 % Förderungszunahme sollte nach den Berechnungen von Price Williams die Kohlen förderung im östlichen Felde im Jahre 1897 etwa 37 Millionen Tonnen betragen, im Jahre 1907 105 Millionen Tonnen, 1927 rund 175 Millionen und 1957 —■ also von heute ab in 60 Jahren — rund 815 Millionen Tonnen! — Zu den wichtigsten Eigenschaften des Steam coal- Flötzes („Schwarzflötz" genannt) rechnet seine Festig keit, infolgedessen sich nur ganz geringe Mengen Grus und Staub bilden; aufserdem ist die Kohle sehr aschenrein und frei von Schwefel und anderen Un reinigkeiten. Sie stellt daher die beste Exportkohle und speciell das beste Heizmaterial für heise Klimate dar. Die Mächtigkeit des „Schwarzflötzes" wechselt zwischen 6 und 9 Fufs. Die Kohle führt viel Schlag wetter, so dafs bei der Kohlengewinnung nicht ge schossen werden darf. Man benutzt Müselersche Sicherheitslampen. Die tiefsten Schächte in Südwales erreichen nicht die auf dem Festlande (Nordfrankreich und Belgien)