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1. September 1897. Einige HauptzUge der Entwicklung der Eisenindustrie in Schweden. Stahl und Eisen. 731 Verein mit Herdfrischen zu befördern, welches man schon damals lohnender ansah, als die alte directe Methode. Unter den Mafsregeln, die man deswegen traf, war u. a. diejenige, die Bergleute ihre Steuer in Roheisen an die Krone bezahlen zu lassen, statt wie bisher in Osmund, welches während münzen armer Zeiten sogar als Zahlungsmittel in Handel und Wandel angewendet worden war. Diese Mafsregeln scheinen indessen von geringem Einflufs gewesen zu sein und erst während der Regierung unseres grofsen Königs Gustav II. Adolph, der unter Anderem geschickte Schmiede aus Deutschland verschrieb, spürt man einen be stimmteren Uebergang zum Hochofenbetrieb und Herdfrischen, und ein Decennium nach dem Tode desselben im Jahre 1632 dürfte man das neue System als allgemein eingeführt ansehen können. Die Herdfrischungsmethoden, welche dergestalt in Gebrauch kamen, waren theils die ihres Ur sprunges wegen „Deutschschmiede“ benannte, theils die aus Belgien stammende Vallonschmiede. Früher hatte die Reinheit des Erzes keine so grofse Rolle gespielt, denn wie schon vorher erwähnt worden, wurde z. B. die Phosphorsäure nicht aus dem Erze reducirt. Bei der Roheisen erzeugung hingegen geht so gut wie aller Phosphor in das Metall über, und das Herdfrischen reinigt — wie bekannt — nicht vom Phosphor. Nun erst begannen also unsere schwedischen reinen Erzlager sich recht geltend zu machen. Dazu kamen noch — und dies war von keiner geringeren Bedeutung — unsere grofsen Wälder und mäch tigen Wasserfälle, alles Vortheile, die unserem Lande in viel reicherem Mafse zu theil geworden sind, als irgend einem andern in Europa. Damit war die Grofsmachtzeit der schwedischen Eisenindustrie gekommen und unzählige kleine Eisenwerke entstanden während dieser Zeit. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts trat indessen eine Veränderung in den Verhältnissen ein, nach dem der Engländer Cort im Jahre 1788 den Puddelprocefs erfunden hatte. Mittels desselben konnte man mit Vortheil auch mit fossilen Brennstoffen hergestelltes Roh eisen in schmiedbares Eisen verwandeln. Und ein vielleicht noch gröfserer Vortheil lag darin, dafs das Puddeln selbst nur fossile Brennstoffe erforderte. Das auf diese Weise dargestellte Product konnte indessen wegen seines hohen Phosphor gehaltes nicht zu feineren Erzeugnissen angewendet werden, aber dessenungeachtet ward dennoch unser Export bedeutend reducirt, denn zu allen weniger feinen Artikeln wurde natürlicherweise das weit billigere Puddeleisen angewandt. Der Verbrauch desselben war auch ungeheuer, der hastigen Fortschritte der Cultur zufolge, welche während dieser und der gleich darauf folgenden Zeit gemacht wurden. Und so kam das Jahr 1824, wo der Eng länder Rogers einen weiteren Umsturz in der Eisenindustrie hervorrief, da er die Puddelöfen mit Schlacken ausfütterte, die reich an oxydirtem Eisen waren, wodurch es nicht nur möglich wurde, ein phosphorhaltiges Roheisen vom gröfseren Theile des Phosphorgehalts zu befreien, sondern auch ein gleichmäfsigeres und dichteres Product zu erhalten. Ebenso bedeutungsvoll, wie diese Erfindung aus weiterem Gesichtspunkte für die Eisenindustrie Europas war — ebenso verhängnifsvoll war die selbe für Schweden. Die Absatzgebiete für das schwedische Eisen wurden immer mehr eingeschränkt, und unser Eisen wurde fast ausschliefslich nur zu den feinsten Artikeln angewendet; im übrigen stellte sich der Preis zu hoch. Die Folge hiervon war indessen nicht lähmend für unsere Eisenindustrie — im Gegentheil ver suchte man mit aller Kraft das Arbeitsverfahren zu verbessern, um nicht nur geringere Arbeits kosten, sondern auch eine gleichmäfsigere, ge suchtere Waare zu erzielen. Der erste Schritt in dieser Richtung war der Uebergang von der Deutschschmiede zur Lancashire schmiede. Den Anfang hierzu machte man zwischen 1830 und 1840, aber der Uebergang geschah recht langsam und wäre vielleicht nie in so hohem Grade durchgeführt worden, wenn nicht Gustaf Ekman durch die Gonstruction seines Kohlenthurm ofens der Eisenindustrie einen für schwedische Ver hältnisse geeigneten und besonders guten Schweifs ofen verschafft hätte. Die Lancashiremethode arbeitete sich indessen zu einer dominirenden Stellung in unserer Eisen industrie empor, und erst im Jahre 1895 überstieg die Summe des dargestellten Flufseisens diejenige des Schweifseisens; was das letztere betrifft, so ist nur ein geringer Theil desselben mit anderer Frischung hergestellt, als der Lancashiremethode. Eine andere wichtige Veränderung in der Mitte des jetzigen Jahrhunderts war das weit genauere Rösten, dem man das Erz gegen früher unterwarf. Dies wurde durch das Einführen von Westmans Gasrostöfen ermöglicht. Im Zusammenhang hier mit mag auch erwähnt werden, dafs man warmen Wind anzuwenden begann, wobei man — da Gichtgase gleichwie bei den Rostöfen Brennstoff ausmachten — nicht unbedeutende Ersparungen erzielen konnte. Die Winderhitzer, welche man anfangs an wandte, waren indessen nicht sehr wirkungsvoll, theils ihrer weniger geeigneten Gonstruction zufolge, theils auch, weil der Gasvorrath bei den unvoll kommenen Anordnungen hinsichtlich der Gasfänge oft gering war. Erst während der achtziger Jahre wurden in dieser Hinsicht wesentliche Ver besserungen gemacht: gute Röhren-Winderhitzer wurden construirt und an zwei Stellen hier zu