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1. September 1897. Einflu/'s des Prüfumjsverfährens auf das ürciebnil'n der Biegeproben. Stahl und Eisen. 723 Preises mit dem englischen wettbewerbsfähig zu machen; im Interesse unseres vaterländischen Gewerbfleifses ist zu erhoffen, dafs der Erfolg ein baldiger und vollständiger sein möge. Von welcher Wichtigkeit die Eroberung dieses Gebietes für das deutsche Eisenhüttenwesen ist, darüber giebt uns ein Blick auf die Thätigkeit des englischen Schiffbaues Aufschlufs. Es liefen in Grofsbritannien Handelsschiffe vom Stapel mit einem Gesammttonnengehalt von 1194784'Ions im Jahre 1892, mit etwa 526000 tonsStahl 878000 1080419 1074-890 1316906 1893, » 1894, „ 1895, „ 1896,* „ 386000 475000 473000 579000 Im Jahre 1897 vertheilte sich der Bau nach Hauptdistricten wie folgt: Clyde-District . . . Tyne Wear Belfast Tees West-Hartlepool . . 420841 tons, 246 882 „ 218350 „ 119 656 » 110 314 „ 83 299 „ u. s. w. Während nun unsere deutsche Stahlerzeugung die englische bereits übertrifft,** ist unser Schiffbau, was Anzahl und Tonnengehalt der Schiffe betrifft, * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1897, Seite 204. ** Vergl. Nr. 9 dieses Jahrgangs. nur ein kleiner Bruchtheil des englischen. Nach den Listen des Germanischen Lloyd sind im ver flossenen Jahre bei uns gebaut: 275 Schiffe aller Klassen, und von deutschen Rhedern, in erster Reihe der Hamburg-Amerika-Linie, in England für deutsche Rechnung 31 Schiffe. Von diesen 275 Bauten sind 13 hölzerne kleinere Segelschiffe, 18 Stahlsegelschiffe, 189 Dampfer und Barkassen, 44 Schleppkähne, 3 Schwimmdocks und 8 Fahr zeuge zu besonderen Zwecken. Unter den 189 Dampfern sind nur 26, welche eine Länge von mehr als 100 m besitzen, und davon entfallen allein auf Blohm & Vofs, Hambug, 10! Jene 31 in England bestellten Schiffe dagegen sind sämmtlich grofse Fracht- und Passagierdampfer, 18 unter ihnen haben eine Länge von mehr als 100 m und eines sogar, die „Pennsylvania“, die ungeheueren Dimensionen: Länge 170,68 m, Breite 18,90 m, Seitenhöhe 12,80 m, mit einem Deplacement von rund 24 000 t, augenblicklich, dem Deplacement nach, das gröfste bestehende Fahrzeug! Unserem Vaterlande aber diese vielen Millionen, welche jetzt speciell für Schiffbauzwecke nach England gehen, zu bewahren, ist sicherlich eine Aufgabe, deren Lösung mit Eifer anzustreben wohl der Mühe lohnt! Einfufs des Prüfungsverfahrens auf das Ergebnifs der Biegeproben bei niederen Wärmegraden. Im Anschlufs an seine früheren Untersuchungen über den Einflufs der Kälte auf die Festigkeits eigenschaften von Eisen und Stahl * hat der stell vertretende Director der Königl. technischen Ver suchsanstalten und Vorsteher der Abtheilung für Metallprüfung, Professor M. Rud el off, nunmehr in dankenswerther Weise auch Untersuchungen über den Einflufs, welchen das Prüfungsverfahren auf die Ergebnissse der bei niedriger Temperatur vorgenommenen Biegeproben ausübt, angestellt. Der darüber in den Mittheilungen ** der genannten Anstalt veröffentlichten Abhandlung entnehmen wir die folgenden Einzelheiten,*** wobei wir des besseren Vergleichs wegen auch die Haupt ergebnisse der eingangs genannten Untersuchungen vorausschicken. Dieselben erstreckten sich auf drei Sorten Schweifseisen, auf Siemens -Martin- Flufseisen, Thomasstahl, Federstahl und Gufsstahl, und umfafsten Zugversuche, Stauchproben und * Heft 5, Jahrgang 1895 der „Mittheilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten“ daraus in „Stahl und Eisen“ 1896 Nr. 1, S. 15. ** Heft 2, Jahrgang 1897. *** Bezüglich der zahlreichen Tabellen und Schau bilder verweisen wir auf die Quelle. Biegeproben. Die letzteren waren mit unverletzten, an den Rändern abgerundeten Probestücken auf der Presse angestellt und führten zu dem folgen den Ergebnifs: „Die Abkühlung auf — 20° G. übte im allgemeinen nur einen geringen Einflufs auf die Biegsamkeit der untersuchten Eisensorten aus. Der Biegungswinkel ging nur beim Federstahl von 91° auf 84° und beim Hammereisen von 150° auf 139° zurück, während die Proben aus den übrigen Materialien sich auch bei — 20 0 G. wie bei Zimmerwärme um 180°, d. h. bis zur parallelen Lage der beiden Schenkel zusammen biegen liefsen. Die Biegegröfse war sogar bei — 20 °G. zum Theil gröfser als bei Zimmerwärme und nur bei dem Siemens-Martineisen und dem Thomasstahl war sie von 100 auf 88 zurück gegangen. Auch das Aussehen der Proben an der Biegestelle liefs keine Veränderung der Material eigenschaften durch die Abkühlung auf — 20 0 G. wahrnehmen. Die Abkühlung auf — 80 0 G. blieb bei dem weichen Nieteisen und bei dem gewalzten Schweifseisen ebenfalls ohne erhebliche Nachtheile auf die Biegsamkeit der Probestreifen, bei allen übrigen Materialien litt die Biegsamkeit jedoch