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1. September 1897. Beschickungsvorrichtungen für Martinöfen. Stahl und Eisen. 715 Zweckmäfsigkeit zu beeinträchtigen, zu einem ver- hältnifsmäfsig einfachen Werkzeug macht. Die erste von obengenannter Gesellschaft ge baute Maschine, welche genau nach dem amerika nischen Vorbild ausgeführt wurde, hatte 3 vonein ander verschiedene Elektromotorenmodelle, welche durch Räderübersetzung die 8 verschiedenen Be wegungen, welche die Maschine verrichten mufs, hervorbringen, und zwar wurden 3 verschiedene Modelle deshalb gewählt, weil der Kraftbedarf für die einzelnen Bewegungen verschieden ist und weil die ganze Anordnung der ursprünglichen Maschine eine verschiedenartige Construction der Elektro motoren bedingte. Bei der neuen Construction ist man von dem Gesichtspunkte ausgegangen, der ganzen Maschine ein mehr europäisches Aeufsere zu geben, und in Ansehung des Umstandes, dafs der höhere Kraft bedarf für einzelne Bewegungen im allgemeinen nur für kurze Momente, bei Einleitung derselben auftritt, hat man sich entschlossen, alle 4 Elektro motoren nach einem und demselben Modell zu machen, und zwar wählte man, um gleichzeitig einen Schutz gegen den in der Hütte unvermeid lichen Staub zu erzielen, Motoren, die ganz ein gekapselt sind, wie sie bei Strafsenbahnwagen angewendet werden. Sämmtliche Uebersetzungen sind durch Schneckengetriebe bewirkt, die drei gängigen Schnecken sind aus gehärtetem Stahl, die Schneckenräder aus Phosphorbronze, die Schneckengetriebe sind ebenfalls eingekapselt und laufen in Oel, die Elektromotoren sind mit den Schneckengetrieben durch Lederringe gekuppelt, die sich sehr gut bewährt haben. Nach neun monatlichem Betriebe hat sich bei der ersten derartigen Maschine noch nicht eine Spur von Abnutzung gezeigt und das vorzügliche Functioniren derselben hat den Bestellern Veranlassung gegeben, sofort eine zweite Maschine in Auftrag zu geben, die ebenfalls schon seit einiger Zeit im Betriebe ist. Durch die Schneckengetriebe wird ein viel ruhigerer Gang erzielt, und durch die Gleich- mäfsigkeit der 4 Elektromotoren erreicht man den Vortheil, dafs man nur einen Reserveanker und ein Reserveschneckengetriebe zu halten braucht und damit an jedem der 4 Motoren helfen kann, wenn irgend ein Draht der Wicklung brechen oder eine der Schnecken infolge mangelhafter Schmierung untauglich werden sollte. Die Steuerung mit 4 Hebeln ist auch ver vollkommnet worden und jedenfalls der mit nur 2 Hebeln für 8 Bewegungen, wie sie anderwärts ausgeführt worden sein soll, vorzuziehen. Das Ladegewicht der Mulden ist überdies auf Wunsch von 1000 auf 1200 kg erhöht worden, ohne dafs die Elektromotoren verändert worden wären, nur den Schwengel hat man für diese Belastung etwas kräftiger genommen. Die Bilder der Maschine (Abbild. 5 bis 9) bedürfen einer Erläuterung nicht, man wird leicht die ein gekapselten Elektromotoren und die Kapseln der Schneckenräder erkennen und ebenso diejenige Ein richtung, welche der aus früheren Mittheilungen be kannten Construction gleicht. Erwähnenswerth ist noch eine Vorrichtung, die man auch im Bilde ganz hinten an dem Aus- und Einfahrwagen bemerkt; dieselbe dient dazu, den Anker des betreffenden Elektromotors zu schützen, im Falle durch Un achtsamkeit des Führers, oder auch durch Ver sagen der Elektricität aus irgend einem Grunde, ein schneller Rückgang des Ein- und Ausfahr wagens mit der beladenen und erhobenen Mulde stattfindet; es ist dies eine selbstthätig wirkende aufserordentlich zweckmäfsig construirte Brems vorrichtung, die dem Anker des Elektromotors gestattet, sich im Nothfalle weiter zu drehen, ohne dafs die Achse oder sonst ein Theil der Maschine überanstrengt wird. Es sind bereits eine ganze Anzahl dieser Maschinen im Betrieb, davon fünf in Deutschland und eine in Rufsland. Die Maschine in ihrer jetzigen Ausführung ist von der Actiengesellschaft Lauchhammer construirt und ausgeführt worden, alle elektrischen Einrichtungen für dieselben lieferte, wie früher, die Actiengesellschaft Elektricitäts- werke vormals 0. L. Kummer & Go. in Niedersedlitz bei Dresden; sie bewährt sich in jeder Beziehung, nicht nur erfüllt sie die Er wartungen, die man bezüglich des Betriebes an dieselbe knüpfen darf, sie bietet auch für die Arbeiter, namentlich in der heifseren Jahreszeit, eine ganz erhebliche Erleichterung, so dafs die selben sich aufserordentlich rasch mit dem vor Inbetriebsetzung sehr abweisend kritisirten Apparat befreunden, gerade nach dieser Richtung ist der Werth desselben heutzutage auch nicht zu unter schätzen.