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Die Zahl der Panzerkreuzer ist bis jetzt auf die beiden New York und Brooklyn beschränkt geblieben. An den Schlachtschiffen ist die hervorragend starke Artillerie bemerkenswerth. Die Amerikaner gehörten zu den Ersten, welche die Geschütz- ausrüstung der Schlachtschiffe zu einer solchen Höhe steigerten, wie sie bis dahin nicht gebräuch lich war. Die Artillerie ist die Hauptwaffe des Kampfes zur See, und Aufgabe des Schlachtschiffes ist es daher zu allererst, der Artillerie zu gröfst- möglichster Wirkung zu verhelfen, worin auch ausgedrückt ist, dafs die Artillerie denjenigen Schutz finden mufs, der geeignet ist, ihre Kampf kraft im Gefecht zu erhalten; das ist die hohe Aufgabe des Panzers. — Die Frage, was denn nun aber der Kriegs schiffbau mit der Entwicklung des Baues von Handelsschiffen zu thun habe, beantwortet sich nach den vorstehenden Betrachtungen von selbst, denn Niemand wird bezweifeln wollen, dafs die Werften an dem Bau der grofsen Kreuzer und Schlachtschiffe viel gelernt haben und durch ihn befähigt worden sind, auch jedes grofse Handels schiff zu bauen, was sie inzwischen auch bewiesen haben. Bei Cramps wurde der Dampfer St. Louis der American Line erbaut, der 162,75 m Länge, 11 629 t Wasserverdrängung hat und dessen Maschinen 20 000 HP entwickeln. Damit wäre erreicht, was die Regierung beabsichtigte und was der Marinesecretär Tracey in seinem Bericht von 1889 ausspricht: „In der Frage, ob es vortheilhafter sei, die Schiffbauten auf eigene Rechnung von Staats werften, oder durch die Privatindustrie erbauen zu lassen, neigt sich das Marinedepartement zu der Ansicht, dafs letztere Methode die bessere sei. Diese ist geeignet, wesentlich zur Vervoll kommnung und Hebung des Schiffbaues im Lande beizutragen, Kapitalien und sonstige Geschäfte heranzuziehen, tüchtiges Personal heranzubilden, die Einrichtungen der betreffenden Werke zu ver vollständigen, die Kosten des Baues herabzumindern und in dieser Weise den Wettbewerb mit dem Auslande zu ermöglichen, wodurch man es in nicht zu langer Zeit dahin bringen würde, dafs sich die Vereinigten Staaten am Wettbewerbe um den Bau von Schiffen in gleich hervorragender Weise wie Europa betheiligen könnten. * Diese Vortheile würden unbedingt verloren gehen, wenn man sich darauf beschränken wollte, die Kriegs schiffe ausschliefslich auf Staatswerften zu bauen. Diese sollten daher nur in beschränktem Mafse für Neubauten benutzt werden, die Mehrzahl der Bestellungen sollte der Privatindustrie zu gute kommen.“ J. Castner. * Auch diese Voraussicht hat sich inzwischen erfüllt, denn die Union Iron Works in San Francisco und Cramp & Sons in Philadelphia bauen gegenwärtig für die japanische Regierung je einen Kreuzer dem Typ der Olympia ähnlich. Beide Kreuzer sollen 5500 t Wasserverdrängung, 21 Knoten Geschwin digkeit und eine Armirung von vier 20,3, acht 15,2, zwölf 5,7, sechs 3,7 - cm - Kanonen und 4 Gatling- mitrailleusen erhalten; sie werden etwa den deutschen Kreuzern II. Klasse „Hertha“, „Freya“, „Victoria Louise“, die in den letzten Monaten vom Stapel liefen, entsprechen. Zuschriften an die Redaction. Ueber Ergebnisse von Zerreifsversuchen. Weszterheim, Ober-Ungarn, 4. August 1897. Sehr geehrte Redaction! Der Aufsatz des Hrn. 0. Knaudt in Nr. 15 d. J. von „Stahl und Eisen“ bedarf sehr ein gehender Erläuterung, da meiner Ansicht nach die Voraussetzungen und Schlufsfolgerungen zu Irrthümern hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Zerreifsversuche mit Metallen führen müssen. Vor allen Dingen giebt Hr Knaudt das Material nicht ausführlich genug, um den Grad der Zuver lässigkeit der praktisch so bedeutungsvollen Schlufsfolgerungen beurtheilen zu können. Ich fordere daher hiermit Hrn. Knaudt sehr ergebenst aut, den Lesern, oder der Versuchsanstalt zur eigenen Zusammenstellung, die Originalzeugnisse der vier Anstalten zugänglich zu machen. Ich werde mir erlauben, alsdann den Artikel „Ueber die Ergebnisse von Zerreifsversuchen“ vom Standpunkt der Versuchsanstalt zu beleuchten. Einstweilen bitte ich Ihren Lesern gütigst mit- theilen zu wollen, dafs die Versuchsanstalt Ein spruch gegen die Auslegungen des Hrn. Knaudt erheben mufs. Hochachtungsvoll! A. Martens, Director der Königl. mechanisch-technischen Versuchsanslall, Charlottenburg, technische Hochschule. * * * Zu dieser Zuschrift bemerken wir, dafs Hr. Knaudt ihrem Einsender durch unsere Ver mittlung die vier Originalzeugnisse gern zur Verfügung stellen wird. Was den eingelegten Einspruch betrifft, so können wir nicht umhin darauf hinzuweisen, dafs derselbe an den mit- getheilten Thatsaehen nichts zu ändern vermag. Düsseldorf, den 8. August 1897. Die Redaction.