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15. August 1897. Neue Umsteuervorrichtung für Walzwerke. Stahl und Eisen. 673 zuführen ist, als die directe Verbrennung mittels lleichromates. Da überdies das Siliciumcarbid nach Mühlhäuser auch durch Chlor bei höherer Tem peratur angegriffen wird, so würden diese Resultate ebenfalls für die Anwesenheit von Siliciumkohlenstoff im technischen Ferrosilicium sprechen. Fassen wir nun alle Ergebnisse der ausgeführten Versuche nochmals zusammen, so ist daraus ersichtlich, dafs durch Verbrennung des vor liegenden Ferrosiliciums mit einem kochenden Gemisch von Chromsäure und Schwefelsäure ohne, oder nach vorhergegangener Zersetzung, mit kochender Natriumkupferchloridlösung immer für den Kohlenstoff Werthe erhalten wurden, welche dem durch Flufssäurelösung ermittelten Graphit gehalt entsprechen. Der andere Theil des Kohlen stoffs aber, der auch nach vorausgegangener Zer setzung mit heifser Natriumkupferchloridlösung der energischen Einwirkung des Oxydationsgemisches von Chromsäure und Schwefelsäure gänzlich Wider stand leistet, kann demnach nicht in einer der jenigen Formen des Kohlenstoffs angenommen werden, welche man als die nicht graphitischen amorphen Kohlenstoffe, sei es nun Temperkohle, Garbidkohle oder Härtungskohle,* bezeichnet. Ob- * Von dieser Unterscheidung des Kohlenstoffs kann im vorliegenden Falle abgesehen werden. zwar manche Umstände dafür sprechen, dafs dieser nicht als Graphit vorhandene Kohlenstoff | vollständig in Form von Siliciumcarbid vorhanden sein könnte, so steht dieser Anschauung wieder die Thatsache gegenüber, dafs beim Auflösen des Ferrosiliciums in Flufssäure sich in der That dieser Kohlenstoff in Form von Kohlenwasser stoffen verflüchtigt, während Siliciumcarbid (Car- borundum) von Flufssäure nach Mühlhäuser kaum angegriffen werden soll. Dieser Umstand führt schliefslich zu der Annahme, dafs das Silicium carbid entweder in jener feinsten Vertheilung, wie es im technisch verwertheten Ferrosilicium eventuell enthalten sein mufs, bei der Auflösung in Flufssäure unter Bildung von Siliciumfluorid und Kohlenwasserstoffen zersetzt wird, oder aber, dafs dieser nicht als Graphit vorhandene Kohlen stoff in Form eines Eisensiliciumcarbides enthalten sei. welche Art von Verbindung wir allerdings bisher noch nicht kennen gelernt haben. Wir haben wegen Eintritts der akademischen Ferien diese vorläufigen Versuche schon jetzt ver öffentlicht, beabsichtigen aber, das Ferrosilicium später in der angedeutelen Richtung weiter zu untersuchen. Ghemisch-technolog. Laboratorium der technischen Hochschule in Brünn, im Juli 1897. Neue Umsteuervorrichtung für Walzwerke.* Es ist bekannt, dafs ein an einem Ende be festigtes, und drei- oder viermal um eine rotirende Achse gedrehtes Seil eine vorzügliche Bremse ab- giebt, vorausgesetzt, dafs die Rotationsrichtung derjenigen der Wicklungen entgegengesetzt ist. Ein leichter Zug am Ende des Seiles wird durch jede Umdrehung mehrfach verstärkt, bis ein starker Druck erreicht wird. — Die Stelle des Seilwickels vertritt bei dieser Einrichtung eine vier kantige Stahlspirale, die so eingerichtet ist, dafs das eine Ende die Achse beliebig festhalten oder loslassen kann. Wenn das eine Ende der Spirale an einer Riemscheibe befestigt ist, und das andere Ende den Schaft festhält, so kann die Bewegung, vermöge der Reibung derselben auf der Achse, von der einen auf den andern übertragen werden. Wenn die Theile proportional hergestellt sind, so kann man es ermöglichen, eine derartige Klaue ohne die geringste Bewegungsstörung in Thätig- keit treten zu lassen, da ein genügendes Gleiten stattfindet, um den Beginn ganz leicht zu ge stalten, während derselbe gleichzeitig durchaus sicher ist. * Nacli „Engineering“ 1897, S. 604. XVI. 17 Soviel vom Princip, das von der Coil Clutcl and Pulley Co. zu einer Umsteuervorrichtung für Walzwerke verwendet worden ist. Um die Vorrich tung in Wirkung zu setzen, hat man nur das Ende der Stahlspirale mit der Achse oder einer auf diese aufgesetzten Muffe in reibende Verbindung zu bringen, worauf sich die aufeinander folgenden Wicklungen derartig anspannen, dafs sie schliefslich aufser- ordentlich fest anschliefsen. In Wirklichkeit ist der dadurch erzeugte Druck für eine weiche Eisen- oder Stahlachse zu grofs, weshalb immer eine Muffe aus Hartgufs auf die Achse aufgesetzt wird. Die Oberfläche dieses Stückes ist glatt geschliffen und erleidet keine Abnutzung; ist dasselbe konisch, so ist es leicht, die Einwirkung ganz allmählich zu gestalten, und die Reibung an der Spitze der Wicklung so einzurichten, dafs die Klaue gleitet, wenn die beabsichtigte Wirkung überschritten werden sollte. Um die Thätigkeit zu beendigen, wird die Spirale von dem Konus heruntergezogen, was nur geringe Anstrengung erfordert, da die letzte Wicklung nur verhältnifsmäfsig geringe Reibung besitzt. Bei einem andern Typus von Wickelklauen ist die Muffe parallel gedreht und die Wicklung 2