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15. August 1897. Zur Kenntnifs des technischen Ferrosiliciums. Stahl und Eisen. 671 hören der Gasblasenentwicklung feststellen kann; endlich wird, wie bei allen anderen Flufssäure- aufschliefsungen, die gesammte in der Platin schale befindliche Masse vorsichtig mit mäfsig concentrirter Schwefelsäure zur Zerstörung der gebildeten Fluoride versetzt, abgeraucht und, um sicher zu gehen, die Behandlung mit Flufssäure und Schwefelsäure nochmals wiederholt. Der auf diese Art erhaltene Rückstand wurde behufs Befreiung von eventuell anhaftendem Eisen mit mäfsig concentrirter Salzsäure unter Erwärmen aufgenommen, sodann mit Wasser verdünnt und durch ein Asbestfilterröhrchen, wie sie für Invert zuckerbestimmungen verwendet werden, filtrirt. Nun wurde mit Wasser und Salzsäure abwechselnd gewaschen, zuletzt mit heifsem Wasser und sodann das Ganze bei 120 bis 130° getrocknet. Der bei dieser Behandlung erhaltene und gewogene Rückstand liefs genau die Form des graphitischen Kohlenstoffs erkennen, auch zeigten die Blättchen Farbe und Glanz desselben. Er verbrannte am Platinbleche verhältnifsmäfsig schwer und hinterliefs eine geringe Menge Asche, die sich bei näherer Prüfung aus Eisenoxyd und Kiesel säure bestehend erwies. Die Menge dieses Rück standes betrug bei zwei sehr gut stimmenden Versuchen 1,50 und 1,52 % ; seine Zusammen setzung entsprach bei der Verbrennung nach Art der Elementaranalyse: i. n. Kohlenstoff .... 94,898 % 94,829 % Wasserstoff .... 0,345 „ 0,379 „ Asche 4,698 " 4,723 „ Die Asche enthielt 1,425 % Kieselsäure und 3,28 % Eisenoxyd, bezogen auf obigen Rückstand ; somit berechnet sich, auf ursprüngliche Substanz bezogen, ein Kohlenstoffgehalt von 1,42 % be ziehungsweise 1,44 %. Aus diesen angeführten Versuchen, wie aus allem dem, was wir über das Verhalten des Kohlenstoffs im Eisen beim Auflösen desselben in verschiedenen wasserstoffentwickelnden Säuren wissen, und mit Rücksicht auf die charakteristische Form des erhaltenen Rückstandes, mufs dieser thatsächlich, sowohl seiner Qualität als auch dem procentischen Gehalte von 1,42 bis 1,44 % nach, als Graphitkohlenstoff angesprochen werden. Da aber weiteres bei der Behandlung des Ferrosiliciums mit Flufssäure ein anderer Theil des Kohlenstoffs in Form von gasförmigen Kohlen wasserstoffen entwichen war,* so müfste ein Theil des Gesammtkohlenstoffs in einer anderen Form als der von Graphit vorhanden sein. Zunächst versuchten wir, ob es nicht möglich wäre, den gesammten Kohlenstoff auf nassem Wege durch Zersetzung der fein gemahlenen Probe mit Kupfer- * Die oben angeführten Ergebnisse bestätigen die von Moissan („Comptes rendus“ 1894) ge fundene wichtige Thatsache, dafs die Graphite des Roheisens stets wasserstoffhaltig sind. sulphat und nachheriger Oxydation mit Chrom- säure und Schwefelsäure und Auffangen der dabei gebildeten Kohlensäure mittels Natronkalks, also gewichtsanalytisch, zu bestimmen, und anderer seits auch auf gasvolumetrischem Wege durch Messung der entstandenen Kohlensäure mittels des modificirten Apparates von v. Reifs zu er halten. Alle diese Versuche lieferten indessen, trotz wiederholter Durchführung nur, wie bei Zersetzung mit Flufssäure, 1,41 bis 1,43 % Kohlenstoff; es blieb stets ein unzersetzter Rück stand, der nach dem Filtriren, Waschen u. s. w. ein bronzeartiges Aussehen besafs, der aber von den Lösungsmitteln (ausgenommen Flufssäure) nicht weiter angegriffen wurde. Dieser Rückstand wurde nach dem Filtriren und sorgfältigen Auswaschen einer weiteren Untersuchung unterzogen, wobei sich dessen Zusammensetzung zu 1,32 % Kohlenstoff, 85,02 % Eisen und 13,74 % Silicium ergab. Weiters wurde eine Probe des Ferrosiliciums mit heifser Natriumkupferchloridlösung so lange behandelt, als noch eine Einwirkung erfolgte. Der Rückstand wurde über Asbest filtrirt und durch weitere Behandlung mit Chromsäure und Schwefelsäure verbrannt; auch hierbei wurden bei mehrmaligen Versuchen Werthe erhalten, die gleichfalls 1,45, 1,43, 1,40 %, im Mittel also 1,43 % betrugen. Wie man sieht, stimmen die Ergebnisse der auf nassem Wege durch geführten Methoden sehr gut überein; die letzteren sind jedoch zur Bestimmung des gesammten Kohlenstoffs nicht geeignet, da zweifellos ein ganz bestimmter Theil desselben auf nassem Wege nicht zur Verbrennung kommt. Bevor wir nun die Wöhlers ehe Methode der Chlorgas- aufschliefsung bei höherer Temperatur an wendeten, wurde die directe Verbrennung des möglichst fein gepulverten Productes (im Schiffchen mit Bleichromat gemischt) im Verbrennungsrohr nach Art der Elementaranalyse durchgeführt; in derselben Weise hat 0. Mühlhäuser* auch den Kohlenstoffgehalt des Garborundums ermittelt. Bei zwei derartigen Versuchen wurden Kohlensäure mengen erhalten, die einem Kohlenstoffgehalte von 2,78 % und 2,81 % entsprachen. Zieht man von diesen gefundenen Werthen 2,78 und 2,81% die Menge des durch Auf- schliefsen mit Flufssäure und Verbrennen des Rückstandes auf trockenem Wege oder die Menge des unmittelbar auf nassem Wege erhaltenen graphitischen Kohlenstoffs zu 1,40 bis 1,42 % ab, so werden die restlichen 1,36 % beziehungsweise 1,39 % Kohlenstoff offenbar jenem Kohlenstoffe entsprechen, welcher bei der Lösung mit Flufs säure in Gasform entwich, und der, obzwar er sonst als gebundener Kohlenstoff angesprochen werden soll, sich dennoch der Verbrennung mit heifsem Chromsäure-Schwefelsäuregemisch entzieht. * „Zeitschr. für angew. Chem." 1893, S. 485, 637