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658 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 1. August 1897. Der Ausenhandel Grosbritanniens im ersten Halbjahr 1897, mit Hinblick auf Deutschlands Maschinenausfuhr. Die Einfuhr von Eisenerz ist anhaltend gestiegen | und war im Monat Juni mit 562 334 t um 11,4 % höher als im Juni 1896; die Einfuhr im ganzen Halbjahr beträgt 3151828 t im Werthe von ; 2 349 333 £, das ist eine Zunahme um 8,7 % und um 17,2 % gegen das erste Halbjahr 1896. Auch die Einfuhr von Kupfer ist bemerkenswerth gestiegen, um 1,5% der Menge und um 7,6 % dem Werthe nach. Dagegen ist die Einfuhr von Blei um 1,3 % zurückgegangen, trotzdem war der Werth der 81 943 t Blei um 4,9 % höher als 1896. Aehnlich ist es bei Zink; die 35159 t stehen der Menge nach um 1,9 % hinter 1896 zurück, ihr 603 000 £ betragender Werth ist jedoch um 7,3 % höher. In Zinn sind 288825 engl. Centner im Werthe von 866935 £ importirt, 15,4% bezw. 16,3 % weniger als in der entsprechen den Zeit 1896. Die Einfuhr von Eisenfabricaten er reichte einen Werth von 3 030 650 £; das bedeutet eine Zunahme um nicht weniger als 942 431 £. Die Ausfuhr in Eisenfabricaten zeigte zwar im Juni vielfach einen Abfall gegen 1896, namentlich in Maschinen; überblickt man aber die Zahlen für das Halbjahr, so findet man fast durchweg Zunahmen. Die Menge des in den sechs Monaten ausgeführten Eisens und Stahls beläuft sich auf 1851932 t im Werthe von 12301542 £, 10,7% bezw. 6,2% mehr als 1896. Diese Zunahme ist hauptsächlich der vermehrten Ausfuhr von Eisenbahnmaterial zu ver danken, die von 359 376 t auf 425 715 t gestiegen ist. Ein Mehrbedarf hat sich besonders in Britisch-Ost- indien, Australien und Britisch-Südafrika gezeigt. Die Ausfuhr von Roheisen nach Deutschland betrug 162 503 t, gegen 124591 t 1896. Rufsland weist eine besonders starke Zunahme auf bei verzinnten Eisen blechen, von 4223 t auf 19 161 t. In Kurz- und Messerschmiedwaaren ist für 1067 680 £, um 3,0 % mehr als 1896, ausgeführt worden. Eine starke Zunahme zeigt sich hier bei den Vereinigten Staaten von Amerika, wohl infolge verstärkter Bestellungen im Hinblick auf die neuen Zölle, insbesondere der Messerwaaren. Auch Britisch- Südafrika hat bedeutend mehr aufgenommen, wogegen Britisch-Ostindien zurücktritt. Der Werth der exportirten Maschinen beträgt 8 729 237 £ oder 5,2 % mehr als im Vorjahr. Das Plus ist hauptsächlich der gesteigerten Ausfuhr von Locomotiven zu verdanken, sie stieg von 539944 £ auf 627 935 £. Die Verschiebungen in den wichtigsten Empfangsländern sind ungewöhnlich grofs, es gingen 1897 und 1896 nach den Vereinigten Staaten von Amerika für 96 705 £ und 141517 £, nach Süd amerika für 61 588 £ und 110440 £, nach Australien für 114026 £ und 60 160 £ und nach Britisch Ost indien für 149 403 £ und 75 656 £. Besondere Beachtung erfordert die starke Zu nahme der Maschinenausfuhr nach Ostasien. Zwar sind China und Japan nur bei den Textilmaschinen besonders aufgeführt, bei den anderen Gattungen stecken sie mit in den „anderen Ländern“. In Textil maschinen gingen in dem vorliegenden Zeitraum 1897 bezw. 1896 nach China für 103 999 £ bezw. 48 301 £ und nach Japan für 412 422 £ gegen 187 698 £. Wenn nun auch in diesen Maschinen Deutschland noch nicht zu concurriren vermag —■ empfing es doch selbst für 509 807 £ gegen 479 788 £ —, so ist doch auch nach den „anderen Ländern“ die Ausfuhr so stark gestiegen, z. B. in „nicht besonders benannten Maschinen“ von 413636 4 auf 682513 £, dafs man annehmen mufs, dafs auch hier, wie übrigens Con- sulats- und andere Berichte vollauf bestätigen, die Engländer sehr grofse Fortschritte in Ostasien machen. Hält man dagegen, dafs Deutschland an Maschinen vorwiegend aus Gufseisen nach Japan in den ersten 5 Monaten 1897 619 t und entsprechend 1896 716 t, in dem laufenden Jahre also weniger exportirt hat, und nach China 1897 115 t gingen (für 1896 ist die Zahl gar nicht mitgetheilt), so kann man sich doch der Frage nicht verschliefsen, ob nicht diese Zukunft- reichen Exportgebiete zu sehr vernachlässigt werden. Diese Frage drängt sich um so mehr auf, als auch die Nordamerikaner ihre Maschinen in diesen Ländern, in welchen sich eine gewaltige, Maschinen benöthigende Grofsindustrie zu entwickeln beginnt, mit besonders grofsem Erfolg in eigenen Ausstellungsräumen vor führen und verkaufen. Es ist in letzter Zeit, nachdem der Inlandsmarkt sich in den letzten Jahren allerdings sehr aufnahmefähig und rentabel gezeigt hat, vielfach betont worden, dafs die Ausfuhr für die deutsche Industrie nur von völlig untergeordneter Bedeutung sei. Es könnte aber doch verhängnifsvoll werden, wollte man nicht zugleich die gröfstmöglichen An strengungen machen, die Ausfuhr zu erweitern. Dafs es in Bezug auf Ostasien hohe Zeit ist, zeigen die oben mitgetheilten Zahlen. Busemann. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Deutsche Elektrochemische Gesellschaft. Die diesjährige sehr gut besuchte Hauptversamm lung wurde am 21. bis 24. Juni in München abgehalten und durch einen Begrüfsungsabend im königl. Hof bräuhaus eingeleitet. Am folgenden Tage fänden die Verhandlungen, zu welchen Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Therese von Bayern sowie Cultus- minister v. Landmann und Staatsminister Freiherr von Crailsheim erschienen waren, im Festsaale des Kunstgewerbehauses statt. Nachdem der Vorsitzende, Professor Dr. Ostwald - Leipzig, den Gästen für ihr Erscheinen gedankt und die Vertreter der Stadt München, der dortigen Hoch schulen sowie die Vereinsmitglieder begrüfst und Minister v. Landmann namens der Gäste gedankt hatte, erhielt Professor Dr. Linde das Wort zu seinem Vortrag über Apparate zur Verflüssigung der Luft und zur Erzeugung hoher Kältegrade. In allen Kältemaschinen beruht die Wärme entziehung darauf, dafs gewisse Körper, sogenannte Kälteträger, bei Ausdehnung ihres Volumens Kräfte überwinden, und demgemäfs Arbeit leisten, deren Aequivalent ihnen in Form von Wärme abgenommen wird. Der vom Vortragenden construirte Apparat