Volltext Seite (XML)
Auf dem Puritan erreicht die Kolbengeschwindigkeit 204,8 m, auf der Plymouth 130,7 und auf der Priscilla 167,6 bis 174,3 m. Diese Schiffe haben beladen etwa 4600 t Wasserverdrängung. Die Kessel liegen im untersten Schiffsraum, feuern mit künstlichem Zuge und arbeiten auf der Priscilla mit 10,5 Atm. Dampfdruck. Anders als auf den Küstenflüssen sind die Schiffahrtsverhältnisse auf den Western Rivers, die ersichtlich auf die eigenthümliche Einrichtung der Schiffe bestimmend eingewirkt haben. Die Schiffahrt auf diesen Flüssen ist besonders durch das von ihnen mitgeführte Treibholz sehr ge fährdet, wenn die Baumstämme sich mit ihren Wurzeln im schlammigen Flufsgrunde festsetzen, gleichsam verankern. Unter ihnen sind die „Snags" genannten solche, die gegen den Strom geneigt mit ihrem Zopfende bis an die Wasseroberfläche hinaufreichen. Wenn zu Thal fahrende Schiffe auf solchen Snag auflaufen, so pflegen sie sich in der Regel förmlich aufzuspiefsen. Der Baum durchdringt den Schiffsboden und nicht selten noch das Deck, so dafs das Schiff rettungslos ver loren ist. Weniger gefährlich sind die Stämme, die sich so festlagern, dafs sie mit dem Strom geneigt, also mit der Krone stromabwärts liegen. Unter dem Druck des über sie hinströmenden Wassers pflegen sie beständig auf und ab zu pendeln, weshalb sie im Volksmund „Sawyers“ ge nannt werden. Von den vielen Schiffsunfällen auf dem Mississippi, deren Zahl so grofs ist, dafs ein Dampfer es nur im Durchschnitt zu einer fünfjährigen Lebensdauer bringt, kommen 2’3 auf die Snags und Sawyers. Diese grofse Havarie gefahr war der Grund, die Dampfer so billig wie möglich zu bauen. Wenn auch von der Regierung in einer Anzahl Uferstädte des Mississippi „Snagboats" stationirt sind, welche die Aufgabe haben, alle die Schiffahrt gefährdenden Baum stämme zu beseitigen, so mag dies wohl die Zahl der Unfälle vermindert haben, aber auf Aenderungen im Schiffbau hat es kaum eingewirkt. Die Gründe hierfür sind ohne Zweifel manngi- facher Art. Ein Hauptgrund ist wohl in der Abnahme des Schiffsverkehrs auf den Binnen flüssen im allgemeinen zu suchen. Diese Verkehrs abnahme ist durch die Eisenbahnen herbeigeführt worden, welche fast den ganzen früher so bedeu tenden Personenverkehr, aber auch die Beförderung vieler Waaren und solchen Frachtgutes an sich gerissen haben, dessen Versand schnell und sicher erfolgen mufs. Gerade der Mangel an Verläfs- lichkeit, bedingt durch die Wasserverhältnisse — monatelanger Frost, Hochwasser, Niedrig wasser — hat der Schiffahrt durch die Eisen bahnen Abbruch gethan. (Schlufs folgt.) . Die Ehrlichkeit des „Ironmonger". Der Artikel „neunzig Procent aller deutschen Kaufleute Betrüger“, den wir in Erwiderung der schweren, gegen den deutschen Kaufmannsstand in dem Londoner Fachblatt „Ironmonger“ erhobenen Beschuldigungen veröffentlichten,* hat, wie uns zahl reiche Zuschriften bekundeten, allgemeines Interesse erregt und weitere Bestätigung durch den nach folgenden , im „ Ironmonger “ ** veröffentlichten Brief gefunden: „Die Behauptung des Sheffielder Fabricanten, dafs deutsche Waaren in Buenos-Ayres nicht verlangt werden und dafs 90 % des deutschen Exports dahin durch Betrug geschieht, ist eine Unwahrheit. Das dort bestbekannte Sheffielder Fabricat ist das von Rodgers, aber dessen Fabricat hat in den letzten Jahren den hiesigen Markt durch die deutsche Con- currenz verloren, jedoch nicht etwa durch betrügerische Markirung. Die in Solingen fabricirten deutschen Waaren, wie zum Beispiel Rasirmesser, sind hier wohl bekannt und werden Rodgers’ Fabricat vorgezogen, weil ihre Qualität eine bessere ist. Man kennt sie hier unter dem Namen „Navajes de Solingen“ und fordert sie auch unter dieser Benennung. Sogar in Taschenmessern, mit dem Namen des Fabricanten und der Stadt Solingen gestempelt, ist hier Ueberflufs, und Rodgers verkauft jetzt lange nicht so viel wie früher. * „Stahl und Eisen“ 1897 S. 251. ** Ausgabe vorn 26. Juni, S. 600. Englische Scheeren kennt man hier nicht, nur französische und deutsche, letztere in der Mehrzahl. Englische beim Abhäuten gebrauchte Messer wurden früher importirt, aber nur in kleinen Mengen, weil ihre Form und Bearbeitung schlecht war. Der Schreiber dieses hat eine Anzahl solcher Messer gesehen, welche man dem englischen Fabricanten zur Verfügung ge stellt hatte. Das deutsche Fabricat dieser Art Messer kommt entweder mit dem Namen des Solinger Fabricanten oder des Händlers in Buenos-Ayres nach hier, was als ein Beweis guter Qualität gelten dürfte, aber niemals kommt es mit dem Namen eines französischen Liefe ranten. Der deutsche Fabricant ist stolz auf sein Fabricat und hat nicht nöthig, fremde Marken betrügerisch nach zumachen. Die Bemerkung des Sheffielder Fabricanten, 90 % deutscher Waaren würden auf betrügerische Weise importirt, beruht wohl auf der schlechten Laune des Fabricanten, hervorgerufen durch das negative Resultat seiner Bemühungen, Geschäfte zu machen. Es möge hinzugefügt werden, dafs sehr viele englische Fabricanten ihre Waaren von deutschen Fabricanten kaufen und verlangen, dafs ihre (der Engländer) Namen darauf angebracht werden. Dies dürfte wohl ein weiterer Beweis sein, dafs die deutsche Waare nicht nur ihrer Billigkeit, sondern auch ihres hohen Werthes wegen geachtet wird.“ Ihre ergebene »Justice^. Buenos-Ayres, den 27. Mai 1897.“