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1. August 1897. Die Entwicklung des Dampf Schiffbaues in den Ver. Staaten. Stahl und Eisen. 651 geschwindigkeil 150 bis 200 m in der Minute beträgt. Die 28 bis 32 Schaufeln der Räder haben durchschnittlich 3,5 m Länge und 0,8 bis 1 m Breite. Der Dampfverbrauch beträgt etwa 12,5 kg für die HP-Stunde. Bei dem hoch aufragenden Oberbau auf dem schmalen Rumpf sind die riesigen Schaufelräder von 8 bis 12 m Durchmesser zur Erhaltung des Gleichgewichts unentbehrlich. Die merkwürdigen Maschinen mit ihrem aus dem Maschinenschacht, gleichsam als Wahrzeichen, über das Oberdeck, zuweilen bis 19 m über dem Schiffsboden aufsteigenden Balancier, dessen beginnende Bewegung den heran eilenden Fahrgästen als Abfahrtszeichen gilt, haben sich so fest eingebürgert, dafs Neuerungen sich nur schwer Eingang erkämpfen konnten. Nicht so mit Unrecht! denn die Maschinen haben einen sehr ruhigen Gang, sind bei ihrer Einfachheit aufserordent- lich dauer haft, und leicht auch durch weni ger gut aus gebildete Ma schinisten zu bedienen. Sie sind mit der ganzen Schiffscon- struction so verwachsen, dafs Aende- rungen des Einen ohne entsprechen- de Aenderun- den Bau von Handelsschiffen der Kriegsschiffbau belebend einwirkte, darauf werden wir noch ein gehend zu sprechen kommen. Die Blüthezeit der Dampfschiffahrt auf dem Hudson waren die fünfziger Jahre, bis die Eisen bahnen mit ihr in Wettbewerb traten. Dieser Kampf um den Verdienst half zwar den Neuerungen die Wege zu ebenen, aber sie kamen, besonders auf den Dampfern der Binnenflüsse, nur langsam vorwärts, verhältnifsmäfsig schneller in der Küsten schiffährt. Zwischen New York und den Küstenstädten von Massachusetts, wo seit alter Zeit die Textil- und Lederindustrie der Vereinigten Staaten ihren Hauptsitz haben, begann schon in den dreifsiger Jahren ein lebhafter Dampferverkehr sich zu ent wickeln. Es bestehen heute vier Dampfschiffahrts gesellschaften, deren Schiffe den Verkehr zwischen New York, Boston, Pro vidence, Fall River, New- haven u.s.w. vermitteln und trotz der Küsten bahnen er freut sich die ser Verkehr beständiger Zunahme. Viele dieser Bai-Dampfer, wie man sie in Amerika nennt, die zwar Perso Abbild. 2. Der eiserne Bai-Dampfer „Priscilla“ der Fall River Line. gen des Andern ihren Zweck verfehlen würden. Solche Aenderungen fanden aber auch erst Eingang, als man anfing, den Schiffsrumpf aus Eisen, statt Holz, zu bauen. Wir brauchen nicht daran zu erinnern, wie lange es dauerte, bis bei uns dem Eisen und Stahl vor dem Holz im Schiffbau der Vorzug ge geben wurde, wie schwer Vorurtheile sich über winden liefsen! Und nun vollends in Amerika, wo man über anscheinend unerschöpfliche Vor- räthe der vorzüglichsten Schiffbauhölzer verfügte, und wo andererseits die Eisentechnik in der Her stellung von Schiffbautheilen, wie die Maschinen technik in der Herstellung von Schiffsmaschinen gegen Europa zurückgeblieben war. * — Wie auf * The Peoples Line in New York hat für den Verkehr auf dem Hudson zwischen New York, Albany, Saratoga, dem Georgsee und dem Adirondack noch im Juni 1895 einen Dampfer, den „Adirondack“, von 125 m Länge, 4500 t Wasserverdrängung und 1000 t Ladefähigkeit aus Holz mit eincylindriger Nieder druckmaschine bauen lassen, der bereits 1896 für die Sommerfahrt in Dienst gestellt wurde. Er hat die hoggframes aus Holz und 6 Tragemasten (king- nendampfer sind, aber auch Frachtgut befördern, z. B. die Dampfer Pilgrim, Priscilla, Puritan, Plymouth der Fall River Line, sind aus Stahl gebaut und gehören zu den gröfsten, schönsten und besteingerichteten Passagierdampfern der Welt. Sie sind, wie die Hudsondampfer, flachbodige Raddampfer mit geradem Vordersteven, deren Räder mit 12 bis 13 beweglichen, gekrümmten Schaufeln bei 4,27 m Breite, 10,67 m (Pilgrim sogar 12,5 m) Durchmesser haben. Die Schiffe haben Doppel boden und Längsspanten und daher keine hogg frames. Während der 1887 erbaute Puritan noch eine Woolfsche Balanciermaschine mit 2 Gylindern hat, gab man der 1891 erbauten Plymouth eine vier- cylindrige Maschine mit dreistufiger Dampfspannung, ihr 1894 erbautes Schwesterschiff Priscilla (siehe Abbild. 2) von 129,77 m Länge und 2673 t aber erhielt eine diagonale zweifache Expansionsmaschine. posts) nach altem Brauch. Die Patentschaufelräder haben 9 m Durchmesser und 12 Schaufeln aus Stahl von 1,1 m Breite und 3,85 m Länge. Der Nieder- druckcylinder hat 2,05 m Durchmesser und 3,6 m Kolben hub, die Räder machen 26 Umdrehungen in der Minute.