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51G Stahl und Eisen. Referate wul kleinere Miltheilunyen. 15. Juni 1897. Iron and Steel Institute. (Fortsetzung und Schlufs von S. 4-71.) Nach Verlesung der Eröffnungsrede beglück wünschten Windsor Richards und Sir Lowthian Bell den neuen Vorsitzenden zu seiner Rede und sprachen ihm den Pank des Institutes aus. Den ersten Vortrag hielt John E. Stead „lieber Mikroskop-Zubehör für Metallographen“. Nach einer kurzen Einleitung, in welcher er auf die Be deutung der Mikroskopie für das Studium der Metalle hinwies, beschrieb er eine von der „Millar's Fall Manufacturing Company“ gebaute Kaltsäge, welche sowohl für den Hand- als für den Motorbetrieb ein gerichtet ist und sich zum Abschneiden der Probe stücke von Schienen und dergleichen vortrefflich eignet. Der Vortragende ging alsdann auf die Be schreibung einiger von ihm erfundener einfacher Hülfsmittel für mikroskopische Untersuchung über; er erläuterte zunächst einen kleinen Apparat, der dazu dient, um unregelmäfsig geformte Probestücke dergestalt auf Glas zu befestigen, dafs die polirte Schnittfläche stets mit derjenigen des Mikroskoptisches parallel ist; daran knüpfte er die Beschreibung eines einfachen Apparates für mikro - mechanische Untersuchungen und eines mikro - photographischen Apparates und anderer Hülfsmittel für mikroskopische Untersuchungen. Auf den nächsten Vortrag von H. W. Hollis „Der Weardale-Wärmofen“ werden wir an anderer Stelle ausführlich zurückkommen. — Der folgende Vortrag von J. O. Arnold und F. K. K n o w 1 e s behandelte „Die Durchlässigkeit der Stahl- sc h m e 1 z t i e g e 1 Von der von Arnold im Jahre 1891 nachgewiesenen Thatsache ausgehend, dafs Kohlenoxyd, welches über weifsglühendes Aluminium streicht, auf dem Metall einen grauen Ueberzug von Thonerde und Kohle erzeugt (nach der Gleichung 2 Al + 3 CO = Al: + 3C), wurde der Versuch in der Weise abgeändert, dafs man Kohlenoxydgas durch geschmolzenen weichen Stahl leitete, welcher 4 % Aluminium enthielt. Dabei stellte sich heraus, dafs der Kohlenstoffgehalt des Metalls während des Schmelzens von 0,38 auf 0,51 % gestiegen war. Diese Eigenschaft des Aluminiums, das Kohlenoxyd in hoher Temperatur zu zerlegen, ist dann benutzt worden, um nachzuweisen, dafs die Thonschmelztiegel für Ofen gase durchlässig sind. Weiches Schmiedeisen wurde mit Aluminium zusammengeschmolzen, wobei der Schmelzkoks durch Zusatz von Schwefeleisen schwefel reicher gemacht worden war; es stellte sich heraus, dafs sich der Schwefelgehalt des Stahls beim Schmelzen verdoppelt hatte. Aus den Versuchen folgt, dafs die Wände der Schmelztiegel wenig Schutz gegen das Eindringen von Schwefeldioxyd aus den Feuergasen bieten und dafs man daher stets möglichst schwefel- reinen Koks zum Schmelzen verwenden soll. In der nun folgenden Erörterung wies Professor Bauermann auf die Vorzüge der Gasheizung gegen über der Koksverwendung für Schmelzöfen hin, da man dort in der Lage sei, durch Waschen der Gase die Gefahr der Schwefelaufnahme gänzlich zu ver meiden. Pattinson fügte noch hinzu, dafs nicht nur Thontiegel, sondern auch Platintiegel für Gase durch lässig seien. An die Verhandlungen des ersten Tages schlols sich das gemeinsame Festmahl. Am nächsten Tage sprach J. Head über „Das maschinelle Beschicken von Herdschmelz öfen“. Wir behalten uns vor, an anderer Stelle auf diesen Vortrag ausführlich zurückzukommen. — Der Inhalt des nächstfolgenden Vortrages von E. Bertrand „Ueber die Ausführung des combinirten Herdofenverfahrens von Bertrand und Thiel “ deckt sich zum grofsen Theile mit den Mittheilungen, welche Ingenieur Thiel auf der letzten Haupt versammlung unseres Vereins gemacht hat,* so dafs wir von der Wiedergabe dieses Vortrags absehen können. — Die beiden nächsten Vorträge von George Parker Royston „Ueber schmiedbares Gufseisen“ und „Ueber die Aenderungen des Kohlenstoffs bei schmiedbarem Gufs eisen“ werden wir später in einem besonderen Artikel zusammen fassen. Thomas D. West hatte eine Mittheilung eingesandt über „Cupolöfen mit centraler Windzuführung“. Wir haben be reits früher eine Beschreibung dieses Ofens gebracht.** Als Vortheile seiner Ofenconstruction giebt West an: Brennstoffersparnifs, geringe Abnutzung des Ofen- mauerwerks, schnelleres Schmelzen, Arbeitsersparnifs, Fehlen einer Gichtflamme, geringe Schwefelaufnahme, erleichterte Windzuführung, weniger Arbeitsaufwand zum Freihalten der Düsen und endlich den Umstand, dafs das Eisen am Ende der Chargen ebenso heifs und rein wie zu Beginn derselben sei. Baron H. Jüptner von Johnstor ff hatte zwei grösere Abhandlungen eingeschickt: „Ueber den Einflufs des Phosphors auf die Kalt brüchigkeit“ und „Die Bestimmung der Härtungs- und Carbidkohle“; wir werden später auf dieselben zurückkommen. F . J. R. Car uIla machte eingehende Mittheilungen „Ueber den Werth des aus Hochöfen ge wonnenen Ammoniumsulphats für die Landwirthschaft“, welche Frage insbesondere für England grofse Bedeutung besitzt. — Zum Schlufs sprach noch Professor W. N. Hartley über „Die specifische Wärme des Eisens bei hohen Temperaturen“. — Die Herbstversammlung des Institutes findet am 3. bis 6. August in Cardiff statt. Im Anschluls an die Verhandlungen sind Ausflüge in die Umgebung von Cardiff und die Besichtigung der Bute und Penarth Docks sowie der Cardiff - Dowlais, der Cyfarthfa und anderer Eisenwerke in Aussicht genommen. * „Stahl und Eisen“ 1897 Nr. 10, S. 403 bis 413. * * „Stahl und Eisen“ 1894, Nr. 7, S. 323. Referate und kleinere Mittheilungen. Sauerstoffgas als Heilmittel gegen die Vergiftung | durch Kohlenoxydgas. Bei der beständig zunehmenden Ausdehnung des Gasfeuerungsbetriebes durch Benutzung von Hochofen gasen, von Generatorgasen und von Leuchtgas kommen trotz aller Vorsicht, aller Vorbeugungsmafsregeln und aller Warnungen häufig genug noch Fälle vor, dafs Menschen durch Einathmen von Kohlenoxydgas, weiches in jenen Gasen enthalten ist und aus den Apparaten oder Leitungen an unrechter Stelle aus strömt, betäubt werden. Hier und da kommen sogar Todesfälle vor, theils durch acute, mehr aber durch chronische Vergiftung mit diesem Gase, welches, wie Blausäure und Cyankalium, das Leben zerstört. Die Gefahr ist und bleibt bei jenem Gase so grofs, weil man es nicht sehen, noch schmecken, noch riechen