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Menge Cadmiumsulphid. Verwandten wir hin gegen von Anfang bis zu Ende des Versuchs als Schutz- und Fortführungsmittel ausschliefslich Kohlensäure, zusammen 6 bis 7 Liter, so kam in der Vorlage N nur etwa 45 des entwickelten Schwefelwasserstoffs an. Der Rest war trotz aller Vorsicht in der Hitze zerlegt worden, wofür ein im letzten Drittel der Glasröhre allemal entstandener Anflug von Schwefel den Beweis lieferte; Wasser stoff schützt daher besser als Kohlensäure. Zu gleich wurde aber auch durch zahlreiche Ver suche festgestellt, dafs der beim Auflösen von Eisenproben sich entbindende Wasserstoff allein vollständig genügt, um ein theilweises Zerfallen des Schwefelwasserstoffs in der glühenden Röhre oder sonstige Störungen zu verhüten, wenn nur vorher mittels 2 bis 3 Liter Kohlensäure die Luft aus den Glasgefäfsen B und II verdrängt worden war. Dieses Verdrängen der Luft mit Kohlen säure statt mit extra bereitetem Wasserstoff hat deswegen grofse Vortheile, weil andernfalls in der glühenden Röhre Explosionen entstehen, und sich diese nach rückwärts fortpflanzen können, was vermieden werden mufs. Viele Beobachtungen haben uns Gewifsheit darüber verschafft, dafs man aufser einem Kippschen Kohlensäureentwickler nicht auch noch einen solchen für Wasserstoff braucht. Denn 1 g Eisen liefert mit verdünnter Salzsäure allein mehr als 300 ccm Wasserstoff, und bei einem Schwefelgehalt des Eisens von 0,5 % noch nicht ganz 3 ccm Schwefelwasserstoff. Läfst man diesen aber bereits vor der glühenden Röhre absorbiren, und leitet man dann nur die nicht absorbirten Gase durch die glühende Röhre, so befinden sich in derselben nach dem Glühprocefs neben mehr als 300 V.-Theilen Wasserstoff nur höchstens noch 0,3 V.-Theile Schwefelwasserstoff, und man hat nun erst recht keinen Verlust an Schwefel mehr zu befürchten. In einzelnen Fällen sind auch die durch essig saures Cadmium geleiteten Gase in der Glasröhre mit Luft vollständig verbrannt und die Verbrennungs- producte dann durch ammoniakalisches Wasserstoff superoxyd geleitet worden, um festzustellen, ob dadurch nicht etwa höhere Resultate, als durch Glühen bei Luftabschlufs, erzielt würden, was nicht der Fall war. Das einfache Glühen der nicht absorbirten Gase bei Fernhaltung von Luft ge währleistet daher die vollständige Umformung des gasförmig entweichenden Schwefels in Schwefel wasserstoff. Wendet man zum Auflösen des Eisens nicht verdünnte Salzsäure, sondern starkes Königswasser an, und nimmt man hierzu für 10 g des Metalls 50 ccm Salzsäure (1,19) und 16 cc Salpetersäure (1,4), welche Mischung man nur nach und nach durch den Trichter 1) giefst, so wird zwar aller Schwefel des Eisens vollständig zu Schwefel säure oxydirt, und es ist jetzt das Glühen der abziehenden Gase überflüssig. Leitet man sie indessen durch Wasserstoffsuperoxyd oder Brom wasser, so läfst sich hieraus noch eine bestimmte Menge Schwefelsäure abscheiden, während der gröfsere Theil derselben in der Eisenlösung ver blieben ist. Der aus ihr nach Abscheidung der Kieselsäure und nach Zusatz von Chlorbarium sich absetzende schwefelsaure Baryt enthält jedoch bis 12 % Eisenoxyd, weshalb es nicht rathsam ist, das Rolletsche Glühverfahren umgehen und dafür Königswasser als Lösungs- und Oxydationsmittel anwenden zu wollen. Die Verwendung von bromhaltiger Salzsäure als Oxydationsmittel für Schwefelwasserstoff mit Einschlufs des Glühverfahrens würde zwar genauere Resultate liefern, aber der hierzu erforderliche Apparat fällt etwas schwei-fällig aus. Dann ist die Mischung von Brom mit Salzsäure nie ganz frei von Schwefelsäure, das Brom auch sehr schädlich, und der abgeschiedene schwefelsaure Baryt ebenfalls oft durch Eisenoxyd verunreinigt. Die Vereinigung des bisherigen Bromverfahrens der Schwefelbestimmung mit dem Rolletschen Glühprocefs dürfte daher von den Chemikern nur ungern bewerkstelligt werden. Das Verfahren der Schwefelbestimmung in Eisensorten, welches wir mittels des in Abbild. 2 veranschaulichten Apparates seit 3 Monaten mit bestem Erfolge anwandten, ist dasselbe, welches von uns ausgearbeitet und in »Stahl und Eisen“ 1896 Seite 865 u. f. ausführlich beschrieben wurde, nur ist es um das Glühen der beim Auflösen des Eisens in verdünnter Salzsäure entweichenden Gase erweitert worden. Das Verfahren führt rasch und und sicher zum Ziel, ist für alle Eisensorlen an wendbar, giebt sehr genaue Resultate, ist nicht mit Unannehmlichkeiten verknüpft und kann, da die dabei zur Anwendung kommenden Lösungen unbegrenzt haltbar sind, zu jeder Zeit, ohne irgend welche Vorarbeiten, zur Ausführung gelangen. Soll diese Methode, welche wir den Herren Gollegen bestens empfehlen können, angewandt werden, so stellt man sich zunächst nach folgender Vorschrift 3 Lösungen her: I. Verdünnte Salzsäure, gewonnen durch Mischen von 1 Vol.-Theil conc. Salzsäure (spec. Gew. 1,19) mit 2 Vol.-Theilen destill. Wasser. Jedes Gramm Eisen erfordert beim Auflösen 20 ccm dieser verdünnten Säure. II. 25 g Gadmiumacetat (oder billiger, doch ebenso gut: 5 g Cadmiumacetat + 20 g Zinkacetat) werden mit 200 ccm Eisessig und destill. Wasser auf dem Wasserbade erwärmt, die Lösung nach dem Erkalten mit mehr Wasser auf 1 1 gebracht und gut filtrirt. III. 120 g krystallisirter Kupfervitriol, gut zerrieben, werden mit 800 ccm destillirtem Wasser und 120 ccm concentrirter Schwefelsäure durch Er wärmen auf dem Wasserbade und Schütteln ge löst, die Lösung nach dem Erkalten mit mehr Wasser auf 1 1 gebracht und filtrirt. Hat man den Apparat zusammengesetzt, so zündet man zunächst den Gasofen L an, da die