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lieber ein diamantähnliches kohlenstoffreiches Siliciumcarbid. Von Leon Franck in Esch a. d. Alzette. (Dritte Miltheilung,* eingegangen den 2. Mai 1897.) Calciumcarbid ist mehrfach zu Reductions- zwecken bei der Flufseisenerzeugung empfohlen worden. Auf diese Weise raffinirtes Metall unter zog ich einer näheren Untersuchung, um zu er mitteln, welche Veränderungen der Kohlenstoff des Carbids dabei erlitten, und ob sich nicht dabei neue Graphitarten bilden. Bei diesen Untersuchungen wurde das Mikro skop stets zu Hülfe gezogen. Die gröfste Aufmerksamkeit dabei lenkte ein Siliciumcarbid auf sich, welches in ziemlicher Menge auftrat und mikroskopisch schöne Bilder zeigte. Das Eisen wurde nach den früher an gegebenen, von H. Moissan befolgten Methoden gelöst, die Kieselsäureverbindungen mit Flufssäure zerstört, Graphit nach Moissan getrennt und der Rückstand mit Königswasser, Flufssäure und con- centrirter Schwefelsäure gereinigt. Der Rückstand, welcher zwar nicht bedeutend war, zeigte unter dem Mikroskop gut ausgebildete Krystalle und Krystallsplitter. Dieselben waren theils wasserblau, theils gelb bis grünlich gefärbt. Sie gleichen Diamantstaub. Als allgemeine Krystall- form tritt die octaedrische auf. Die parallele Streifung ist derjenigen des Diamanten täuschend ähnlich. Das specifische Gewicht schwankt zwischen 3,10 bis 3,30; die Theilchen ritzen Rubin. Bei einer Vergröfserung von 500 sah man im polari- sirten Licht wie ein leichter Schleier über die Kryställchen huschen. Erst bei einer Vergröfserung von 1000 konnte man deutlich wahrnehmen, dafs der polarisirte Lichtstrahl auf alle Krystalle und Splitter theilweise mehr, tbeilweise weniger ein wirkte. Vergleichsversuche mit reinem Diamant staub zeigten ein Nichteinwirken des polarisirten Lichtstrahls. Durch Auflösen einer gröfseren Quantität des mit Galciumcarbid raffinirten Eisens gelang es, nur etwa 400 mgr des diamantähnlichen Pulvers zu erhalten. Dieses wurde zur quantitativen Analyse benutzt. Zur Bestimmung des Kohlenstoffgehalts wurden etwa 200 mgr in einem Platinschiffchen mit Blei chromat auf eine Temperatur von etwas über 1000° erhitzt. Der Versuch wird ausgeführt in * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1896 Nr. 15, S. 585, 1897 Nr. 11, S. 449. einer Röhre von Berliner Porzellan. Durch die selbe geht ein continuirlicher Sauerstoffstrom. — Zur Bestimmung des Siliciums wurden 200 mgr mit Natrium-Kaliumcarbonat im Platintiegel all mählich erhitzt bis zum vollen Schmelzen, dann bis zum starken Schmelzen. Die Operation dauert etwa G Stunden. Hierdurch ist das Carbid in Silicat übergegangen, aus dem in gewöhnlicher Weise die Kieselsäure abgeschieden wird. Ich erhielt bei dieser Analyse: Silicium .... 14,34 % Kohlenstoff. . . 84,95 „ Es lag demnach ein kohlenstoffreiches Silicium carbid vor, welches alle Eigenschaften des Diamanten theilt, selbst die der Krystallisation, worauf jedoch der polarisirte Lichtstrahl einwirkte. Wie aber hatte sich dieses Carbid gebildet im Eisen, da doch die Temperatur des ge schmolzenen Eisens beim Einträgen des Calcium carbids eine verhältnifsmäfsig geringe war? Es schien mir unmöglich, dafs die Bildung des Carbids im Eisen stattfand, ich nehme viel mehr an, dafs dasselbe sich schon im angewandten Calciumcarbid gebildet vorfand. Eine gröfsere Portion desselben Calciumcarbids, welches zur Raffination benutzt worden war, wurde gelöst und der Rückstand, wie vorher beschrieben, behandelt. Es bestätigte sich meine Vermuthung. Auch hier fand ich ähnliche mikroskopische Bilder. Eine abgewogene Probe des Rückstandes ergab etwa 30 % Asche. Galciumcarbid enthält demnach diamantähn liches, an Kohlenstoff hochprocentiges Silicium carbid. Es unterscheidet sich vom reinen Diamanten nur dadurch, dafs es schwache Färbungen im polarisirten Licht zeigt. Man wäre versucht, die wohlausgebildeten octaedrischen Mikrokrystalle als Diamanten zu bezeichnen. Diamanten jedoch enthalten nicht so viel Rückstand und wirken absolut nicht auf den polarisirten Lichtstrahl. Der Rückstand eines Calciumcarbids, dargestellt aus kieselsäurereichem Graphit des Gantons Wallis (Schweiz), lieferte einen gröfseren Rest von Silicium carbiden. Es ist deshalb der Schlufs zu ziehen, dafs, je reicher an Kieselsäure das Material zur Calciumcarbiddarstellung ist, desto mehr das er zeugte Galciumcarbid Siliciumcarbid enthält. XII.17 2