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deckte Fläche demnach rund 120,0 qkm. Bei einer durchschnittlichen Ueberdeckung von 10 bis 15 m Abraum schwankt die Mächtigkeit zwischen 15 und 40 m, im Mittel ist sie etwa 30, so dafs nach einer Schätzung von Geh. Bergrath Heusler- Bonn die anstehende Menge von Braunkohle etwa 3600 Mill. Tonnen beträgt. Vom technisch-volkswirthschaftlichen Standpunkte aus ist es nun sehr interessant zu sehen, wie eine so grofse Menge von billigst zu gewinnen dem Brennmaterial und zwar im einfachsten Tagebau, ohne jedwede Fördermaschine und Wasserhaltung, mit blofser Menschenkraft und einfachsten Geiäthen, so lange unausgebeutet hat liegen bleiben können. Welch grofsen Werth hätte die Braunkohle für die ihr be nachbarten Bezirke vor Erbauung der Eisenbahnen, bei den damaligen Preisen der Steinkohle, gehabt 1 Es zeigt sich hier aber auch wieder die öfter gemachte Erfahrung, dafs ein Land eine gewisse Höhe der gewerblichen Entwicklung erreicht haben mufs, bevor man beginnt, allen seinen Bodenschätzen aufs genaueste nachzuspüren. So ist denn die eigentliche Entwick lung des Rheinischen Braunkohlenbergbaues in die Zeit des vollen Wettbewerbes der benachbarten grofsen Steinkohlenbezirke gefallen und hat gegen diese einen harten Kampf zu bestehen. Zur Zeit werden in etwa 20 Betrieben, einschliefslich der auf einem Insel vorkommen bei Herzogenrath bauenden Grube, rund 2 Mill. Tonnen Rohbraunkohle jährlich gefördert. Da dies durchweg im Tagebau geschieht, so ist der Preis bei der grofsen Mächtigkeit des Vorkommens ein billiger, in gröfseren Bezügen wird der Doppellader Rohbraunkohle unter 20 K zu haben sein. Angesichts einer Verdampfungsfähigkeit von 1/3 gegenüber mittlerer Steinkohle kann ein Verbraucher, wenn er sich un mittelbar neben die Steinkohle legt, seine Energie also zu einem Preise erstellen, als wenn er Steinkohle zu einem Preise von 55 bis 60 K den Doppellader franco bezöge, d. h., es ist nirgendwo in Deutschland motorische und gleichzeitig Heizkraft billiger zu be schaffen als dort, ein Punkt, der noch hei weitem nicht genügend beachtet wird. Natürlich ist der Umkreis, in welchem dies möglich ist, ein verhältnils- mäfsig kleiner, bei etwas über 10 M Fracht kostet der Doppellader franco 30 (, mal 3 macht 90 , die Braunkohle stellt sich also gleich einer mittleren Steinkohle zu 90 • franco, was heute am Niederrhein nur durch Anlage bei der Kohlengrube selbst zu haben ist. Bei etwas über 15 M Fracht stellt sich die Braunkohle auf 35 JC, mal 3 macht 105 (, hier kommt also dann bald der Grenzrayon, für welchen, besonders in der Richtung auf die Steinkohlenbezirke zu, der Gebrauch der letzteren billiger wird. Immer hin ist aber in einem Umkreis von etwa 50 km, von den Enden des Braunkohlenvorkommens ab, die Roh kohle mit Vortheil zu verwenden, um so mehr als sie, richtige Rosteinrichtungen vorausgesetzt, auf das Quadratmeter Kesselfläche dieselbe Verdampfung wie Steinkohle ergiebt, nicht schlackt, und bei Anwendung von Schütttrichtern eine billigere Bedienung der Kessel ermöglicht, als bei Steinkohle. Die bedeutende Erschwerung, welche der grofse Eiuflufs der Fracht der Verwendung der Rohbraun kohle entgegensetzt, hat denn auch dazu geführt, ein höherwerthiges Product aus derselben herzustellen, das Brikett. Die feine Rohkohle wird getrocknet, erwärmt und mit etwa 200 Alm. Druck geprefst, wo bei das eigene Bitumen der Braunkohle das Binde mittel abgiebt, ein Zusatz also nicht nöthig ist. Auf diese Weise erreicht man das von 8 der gröfseren Brikettfabriken hier ausgestellte Product, welches in seinem Heizwerthe a. d. Kilogramm von mittlerer Steinkohle nicht allzuweit abbleibt. Sie sehen denn auch, dafs die grofse Lanzsche Locomobile, welche die . motorische Kraft dieser Ausstellung abgiebt, an standslos mit denselben geheizt wird. Zur Verwendung XI.17 für gewerbliche Feuerungszwecke werden die Briketts dicker hergestellt, als sie hier vorliegen, die Pressen können dann in der Zeiteinheit mehr leisten und das Product wird billiger. Derartige Industriebriketts stellen sich franco Düsseldorf zwischen 90 und 100 •K für den Doppellader, je nach den Umständen, können also im Wettbewerb mit der Steinkohle noch recht wohl verwendet werden. Es kommt ihnen dabei der Vorzug der rauchfreien Verbrennung zustatten, ein Punkt, der trotz aller möglichen Systeme zur rauch freien Steinkohlenfeuerung eine ganz wesentliche Rolle, namentlich inmitten der grofsen Städte, spielt und mehr, als es geschieht, beachtet werden sollte. Aufser- dem das Nichtschlacken auf dem Rost, die angenehme Bedienung des Feuers und die leichte Controle der verbrauchten Mengen. Weitaus die gröfste Bedeutung haben die Briketts aber für den Hausbrand bekommen und sich da ganz entfernte Absatzgebiete, so z. B. in Holland, der Schweiz u. s. w. errungen. Es beruht das auf der angenehmen reinlichen Bedienung des Feuers, dem sparsamen Brennen bei einiger Aufmerksamkeit und der leichten Controle des Verbrauchs. Nicht zum wenigsten aber auch auf dem bequemen Einkauf nach Stückzahl im kleinen, welche gerade dem minder be mittelten Theile der Bevölkerung, der nicht grofse Summen auf einmal ausgeben kann, das Heizen mit Braunkohlenbriketts so werthvoll macht. Kann man doch in Köln ans Haus geliefert 1000 Stück Briketts schon zu 3,60 «, 100 Stück zu 40 Pfg. kaufen. Nur mufs dabei dem Bestreben der zweiten Hand ein Riegel vorgeschoben werden, dafs diese sich nicht kleinere Briketts machen läfst, von denen sie die 1000 oder die 100 Stück natürlich billiger verkaufen kann. Es haben sich die Werke denn auch dahin geeinigt, dafs der Doppellader Briketts nur 33 000 Stück enthalten soll, so dafs also auch der kleinste Käufer, wenn er nur nachzählt, weifs was er bekommt. Welchen Um fang die Heizung mit Briketts angenommen hat, beweist die Thatsache, dafs der Brennmaterialverbrauch von Berlin in den Jahren 1892/95 auf ± 11/2 Millionen Tonnen Steinkohlen stehen geblieben ist, bis das gewerblich so gute Jahr 1896 dann eine Zunahme um stark 200000 t brachte. Während dieser Zeit hat aber der Verbrauch an Briketts ganz stetig zugenommen, insgesammt um mehrere 100000 t, auf 857 000 t in Berlin und den Vororten im Jahre 1896. Die Rheinische Brikett- erzeugung hat, abgesehen von 2 älteren Werken, erst seit der Mitte der 80er Jahre ihren eigentlichen Aufschwung genommen, ist also noch ganz jungen Datums. Im Jahre 1896 wurden rund 500000 t er zeugt und zur Zeit sind auf 14 Werken etwa 70 Pressen im Betrieb und Bau, mit einer jährlichen Leistungsfähigkeit von rund 600000 t. Welch be trächtliche Leistung dies ist, zeigt der Umstand, dafs der grofs - mitteldeutsche Braunkohlenbezirk Halle- Magdeburg mit einer Rohkohlenförderung von über 20 Mill. Tonnen kaum über 3 Mill. Tonnen Briketts herstellt! Ein Punkt, auf den ich noch ganz besonders aufmerksam machen möchte, ist das sehr vortheilhafte Heizen mit Briketts in passenden Dauerbrandöfen, d. h. in Regulir-, Füll- oder irischen Oefen mit Schüttelrost; vom Standpunkte wirklichen Comforts die einzig richtige Art der Ofenheizung. Die Eigen schaft der Briketts, bei schwacher Luftzufuhr langsam weiter zu glimmen, macht sie für eine solche Art der Feuerung ganz besonders geeignet, wozu noch der Vortheil kommt, dafs keine Schlackenbildung eintritt, der Rost, stets frei bleibt, es braucht nur die feine hellgelbe Asche in demselben Mafse durchgeschüttelt zu werden, als Kohle nachbrennen soll. Wenn man bedenkt, dafs der Doppellader normale Hausbrand briketts = 33 000 Stück sich im Augenblick auf etwa 100 JI franco Düsseldorf stellt, so läfst sich leicht ermessen, um wieviel billiger sich solch eine Heizung 5