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451 Stahl und Eisen. Chemische und mikroskopische Uniersuchung u. s. w. 1. Juni 1897. welche auf den polarisirten Lichstrahl einwirkten, und solche welche nicht darauf einwirkten. Es wurden beide Sorten unterm Mikroskop im polarisirten Uchte ausgelesen, eine Arbeit, die recht zeitraubend erscheint, jedoch nur einzig und allein eine richtige Trennung ermöglicht. Vor herrschend waren die Krystalle, welche auf den polarisirten Lichtstrahl einwirkten. A. Untersuchung der Krystalle und Bruchstücke, welche auf den polarisirten Lichtstrahl ein wirkten. Ich konnte etwa 0,5 g von diesem Material isoliren. Einiges davon diente zur Bestimmung des spec. Gewichts, welches zwischen 3,13 und 3,22 schwankt. Ein anderer Theil diente zur Bestimmung nach der anfangs beschriebenen Me thode. Dieselbe kommt der des Diamanten ziemlich gleich. Einiges diente zur mikroskopischen Analyse. Durchschnittlich waren tiefgrüne Exem plare vorherrschend; auch blaue und gelbe treten häufiger auf als farblose. Ganz farblose waren überhaupt nicht vorhanden. Sie treten auf in regulären Sechsecken von muscheligem Bruche. Bei einer Vergrößerung von 1000 konnte man bei einzelnen eine schwach angedeutete parallele Streifung beobachten, die der geübte Mikroskopiker wohl von der des Diamanten zu unterscheiden weifs. Die Vergleichsanalyse ergab Siliciumcarbid. Das Material besitzt auch all die Eigenschaften, die das Siliciumcarbid charakterisiren. Quantitative Bestimmungen von dein vorhandenen Kohlenstoff und Silicium habe ich nicht ausgeführt, obwohl solche sicherlich interessante Resultate geliefert hätten. Die Menge meines Materials war zu gering, um solches zu versuchen. Jedoch wurde das Material zur qualitativen Analyse wie folgt behandelt: Mit der vierfachen Menge Natrium-Kaliumcarbonat gemischt, wurde dasselbe allmählich im Platintiegel zum vollen Schmelzen gebracht. Die Operation dauert etwa (i Stunden. Dadurch ist das Carbid in Silicat übergegangen. Die Schmelze wurde in Wasser gelöst, mit Salzsäure behandelt und durch Abdampfen nach der gewöhnlichen Weise die Kieselsäure abgeschieden. Im salzsauren Filtrat wurde Eisen und Titan nachgewiesen. Mit Blei chromat erhitzt, bildet das Material Kohlensäure. Es lag somit Siliciumcarbid vor, welches aller Wahrscheinlichkeit nach in verschiedenen höher und niedriger carburirten Modificationen auftrat. B. Untersuchung der Krystalle und Bruchstücke, die nicht aut den polarisirten Lichtstrahl einwirkten. Die untersuchten Krystalle und Bruchstücke, deren Gewicht, etwa 20 mg betrug, zeigten alle Eigenschaften des Diamanten. Ich habe schon früher darüber in dieser Zeitschrift* berichtet. Die damals gebrachten Mikrophotographien * „Stahl und Eisen“: »Die Diamanten des Stahls« von Leon Franck, 189G, Nr. 15. zeigen jedem Kenner auf den ersten Blick alles Charakteristische des Diamanten. Ein gröfseres Exemplar als „den Stein Luxem burgs“ habe ich noch nicht gefunden. Dieser gröfste im Hochofen gefundene Diamant befindet sich im Privatbesitze von Professor Dr. A. Rossel. Die 20 mg Diamant verbrannten im tiefen Platinschiffchen bei etwa 900 0 unter Bildung von Kohlensäure, welche ich nicht bestimmte. Wohl wurde aber nach dem Verbrennen das Platinschiffchen zurückgewogen, und ich ermittelte | auf diese Weise einen Aschengehalt von 0,16 bis 0,17%. Es unterliegt deshalb keinem Zweifel, dafs wir es hier mit wirklichen Diamanten zu thun hatten. Hiermit ist der praktische Theil meiner 14 Monate dauernden Untersuchung beendet, obwohl noch manches Körnchen ununtersucht blieb. VI. Im Vorhergehenden schilderte ich den Gang meiner Untersuchungen und die Resultate in der Reihenfolge, wie ich sie erhielt. Bevor ich mich weiter über das untersuchte Hochofenproduct aus spreche, finde ich es für nöthig, die erhaltenen Resultate noch einmal geordnet zu bringen. Das Material enthielt: 1. in Wasser lösliche Ferrocyanverbindungen im Krystallzustande; 2. verschiedenartige Sulphide, Phosphide und Arsenide; 3. verschiedenartige Carbide; 4. verschiedenartig krystallisirte SiOg -Verbin dungen ; 5. sieben verschiedenartige Graphite; 6. ein charakteristisches Cyanstickstofftitan, der interessanteste Körper des Hochofen- productes; dieses Gyanstickslofft itan enthielt unreine Diamanten, welche mit Rutil verunreinigt waren; 7. Kohlenstofftitan - Verbindungen verschieden artiger Zusammensetzung; 8. Titanverbindungen, welche sich in Wasser und in Salzsäure lösten; 9. Stickstoffmetalle, welche unbestimmt blieben; 10. verschiedene Arten von Siliciumcarbid; 11. Diamant. Das Hüttenproduct, dessen Analyse hier vor liegt, wurde, wie schon angedeutet, am Gestelle und Herde bei einer Reparatur des Ofens Nr. 111 der Gesellschaft Metz & Go. in Esch a. d. Alzette (Luxemburg) gefunden. Dasselbe besteht zum gröfsten Theil aus Sublimationsproducten und ist auch als ein solches zu bezeichnen. Den Haupt- bestandtheil desselben machen die Gyan- bezw. Stickstoffverbindungen aus. Ferner treten Kohlen stoff und Silicium ungefähr in gleicher Menge auf. Dann spielen die Verbindungen des Titans eine Hauptrolle.