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Industrielle Rundschau. Aetiengesellschaft Westfälisches Kokssyndicat in Bochum. Der Geschäftsbericht für das Jahr 1890 lautet: „Das Wirthschaftsjahr 1896 brachte für das heimische Berg- und Hüttengewerbe eine Zeit des Aufschwungs, in welcher die höchste Anspannung der Productions- thätigkeit zum Ausdruck gelangte. Für die west fälische Koksindustrie insbesondere vollzog sich in dem Berichtsjahre bei einer bisher noch nicht er reichten Tageserzeugung eine allmähliche Aufwärts bewegung der Preise, deren Andauer von der aufser- ordentlich lebhaften und angestrengten Beschäftigung der Eisenindustrie in hervorragendem Mafse getragen wurde. Noch zu Beginn des verflossenen Jahres war man in Hinsicht des aufserordenllichen Zuwachses an neuen Koksöfen über den Vertrieb der dadurch hervorgerufenen plötzlichen Mehrerzeugung in nicht geringer Sorge gewesen, und hatte im ersten Drittel des Jahres starke Productions-Einschränkungen be- schliefsen müssen. Dieselben betrugen im Januar 15%, Februar 23 %, März 22 % und April 15 %, im Mittel demnach 19 % der damaligen Betheiligungsmengen. In der zweiten Hälfte des Jahres war ein vollständiger Umschwung eingetreten und der Koksbedarf der In dustrie unserer Productionsmöglichkeit weit voraus geeilt. Durch den äufserst starken Koksverbrauch im Inland, der beispielsweise im 3. Quartal auf den Hoch öfen des Kohlenreviers das Dreifache des entsprechen den Zeitraums des Vorjahres betrug, genügte die Herstellung nicht mehr für den laufenden Bedarf. Die Nachfrage überstieg schliefslich die zur Ver fügung stehenden Koksmengen in so beträchtlichem Umfange, dafs das Kokssyndicat zu seinem lebhaften Bedauern nicht mehr in der Lage war, den Bedürf nissen der zahlreichen Kundschaft gerecht zu werden, und sich leider zur Ablehnung mancher Aufträge genöthigt sah. Diese bis aufs höchste angespannte Thätigkeit aller Koksanstalten kennzeichnet das ab gelaufene Jahr 1896 als das hervorragendste seit dem Beginn der Syndicatsbildung. Auch auf dem heimi schen Eisenmarkt ging das Jahr unter sehr befriedigen den Verhältnissen zu Ende, begleitet von guten Er folgen und einer stetigen Weiterentwicklung, ohne dafs dieser Aufschwung — dank der Syndicate — eine zu ungestüme Richtung verfolgte. Die Aufwärts bewegung trug vielmehr ein völlig gesundes Gepräge, so dafs das Vertrauen in die Lage des Eisengeschäftes gesichert blieb. Ein besonderes Merkmal des Auf schwunges war, dafs derselbe von unserem eigenen Vaterlande ausging, in welchem sich nach langen Jahren der Zurückhaltung und des Darniederliegens endlich ein gewaltiger Bedarf, wie man ihn in den besten Jahren früherer Zeiten kaum gekannt hat, geltend machte. Bei steigender Preisrichtung in allen Zweigen der Eisenindustrie waren die Hochofenwerke West-Deutschlands durchweg mit ihrer vollen Leistungs fähigkeit in Anspruch genommen und nahmen die Ueberzeugung, dafs für das Jahr 1897 wirthschaftlich günstige Verhältnisse sowie andauernd lebhafter Ge schäftsgang in der Eisenindustrie vorherrschen würde, in das neue Jahr mit hinüber. Man hat daher nicht gezögert, die Production zu verstärken und den Neu bau einer Reihe von Hochöfen im Minette-Revier in Angriff zu nehmen. Die im Syndicat thatsächlich eingetretene Einschränkung der Kokserzeugung betrug im Januar 121/2%, Februar 181/2%, März 121/*%, April 131/2 %, Mai 9 %, Juni 8 %, II. Semester Nichts, mithin im Jahres-Mittel 6 % der Betheiligungsziffer. Die Jahresstatistik über die gesammte Koks industrie des Kohlenreviers zeigt infolge der eingangs geschilderten Verhältnisse ein sehr beträchtliches An wachsen während des Berichtsjahres; es betrug die Production und der Absatz an Koks im Jahre 1896: a) im Syndicat, einschliefslich der Privatkokereien 5 574 695 t, b) auf 3 aufserhalb stehenden Koks anstalten 158 680 t, c) auf den Hüttenzechen 531 963 t, zusammen 6 265338 t im Werth von rund 631/2 Mill. Mark. Gegen das Jahr 1895 mit 5562 503 t, ergiebt sich sonach ein Gesammtzuwachs von 702 835 t gleich 12,63 %. Die Production an Roheisen im Zollverein belief sich im Jahre 1896 auf 6 360982 t, gegen 1895 mit 5 788798 t, sonach mehr 572184 t = rund 10%. Das Anwachsen beider Industrien hat sich mithin ziemlich gleichmäfsig vollzogen. Die Productions-Ver- mehrung im Syndicat allein stellt sich pro 1896 gegenüber dem Jahre 1895 auf 752 908 t oder 151/2 % — nächst dem Jahre 1887 die stärkste Zunahme seit dem Bestehen der Koksvereinigung. — Auf die gesammte Koksherstellung im Kohlenrevier entfällt eine arbeits tägliche Abfuhr im Durchschnitt des Jahres 1896 von 20884 t, gegen 1895 von 18541 t, gegen 1894 von 17 995 t, gegen 1893 von 15 935 t. Im Syndicat allein 18582 t für 1896. Die Steigerung der Kokserzeugung auf sämmtlichen Zechen des Oberbergamtsbezirks Dortmund einschliefslich der Privatkokereien seit Be ginn unseres Kokssyndicats stellt sich wie folgt: 1891 4 388010 t + 4,77 % 1892 4560984 , + 4,—% 1893 4780489 , + 4,8 % 1894 5398612 , + 12,93% 1895 5562503 , + 3,—% 1896 6265 338 , + 12,63% Der Absatz an Hochofenkoks im Syndicat ver theilt sich auf folgende Reviere : Nach 1891 t 1892 t 1894 1895 t 1896 t Luxemburg 422 369 415 882 453 443 626 398 599 665 811 523 Lothringen 415 663 473 508 420 496 482 955 497 075 593 996 Ost-Frankreich . . . 636 400 817 036 982 727 1 112 650 973 586 898 631 Belgien 84 578 133 085 202 817 254 267 287 209 176 625 Nassau-Siegen 591 554 593 144 563 927 532 757 531 574 672 161 Kohlenrevier 418 000 278 380 178 371 202 830 248 967 493 811 Anderen deutschen Hütten 275 891 236 859 232 681 262 100 277 831 317 153 Oesterreich 7 545 10 232 30 355. 84 423 115 607 119 555 2 852 000 2 958126 3 064 817 3 558 380 3 531 514 4 083 455