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258 Stahl und Eisen. Ersatz der Luppenhämmer durch dampf-hydraulische Pressen. 1. April 1897. riger gestalten, wenn nicht ganz unmöglich werden mufste. Es war daher die Frage in Erwägung zu ziehen, in welcher Weise der Dampfhammer in geeigneter Weise ersetzt werden konnte. In erster Linie lag es nahe, auf die alte Luppen presse, auf das sogenannte Krokodil, zurückzu gehen. Aber das hätte zweifellos einen Rückschritt bedeutet, für den ich niemals zu haben war! Ein zweites Auskunftsmittel wäre allenfalls die Luppenmühle gewesen, eine Einrichtung, die heute noch in Amerika vielfach im Gebrauch ist, dort allerdings aus dem Grunde, um an Arbeits löhnen zu sparen. Die Luppenmühle besteht aus einer feststehenden Trommel, innerhalb deren sich eine excentrisch gelagerte Walze dreht. Die Luppe wird hineingeworfen und etwa in halbem Durchgang ausgequetscht. Aber es fragt sich, wie? Sehr schlecht, m. H. Die innere Walze mufs Hörner haben, um die Luppe mit herumzureifsen, die Luppe ist zerrissen, an den Enden nicht gestaucht; der einzige Vortheil bleibt die Ersparnifs an Arbeits löhnen. Der Abbrand ist natürlich bei diesen Luppen bedeutend gröfser, da keine compacte Masse gebildet ist. In dieser Nothlage kam ich auf den Gedanken, um diesen Schwierigkeiten entgegenzutreten und dieselbe gute Qualität zu bewahren, die Hydraulik in den Dienst der Puddelei zu stellen, die bereits mehrfach zum Ausschmieden grofser Theile und schwerer Stücke angewandten Schmiedepressen auch für diesen Zweck dienstbar zu machen. Es war dies immerhin ein verhältnifsmäfsig theures Experiment, welches mich denn doch dazu trieb, Umschau zu halten, ob etwas Derartiges schon irgendwo aus geführt sei. Thatsächlich war in der Literatur darüber nichts zu finden, und die ersten Autoritäten im Eisenhüttenfach, die ich theils mündlich, theils schriftlich um ihr Gutachten anging, aufseiten sich aufserordentlich verschieden. Der Eine meinte: ja, die Sache könnte wohl ganz gut sein, und der Andere sagte: um Gotteswillen, fangen Sie damit nicht an, das ist ganz unmöglich, solche Pressen arbeiten viel zu langsam , und der gleichen mehr. Ich liefs mich aber nicht beirren und ging von der Ueberzeugung aus, dafs unbedingt etwas auf diesem Wege zu erreichen sein müsse: die Luppe ist wie ein Schwamm, wenn man darauf schlägt, so spritzt allerdings die Schlacke aufsen wie Wasser ab, sie hat aber nicht Zeit, von innen heraus abzufliefsen, während bei der Presse die Schlacke infolge des langsamen Druckes ruhig abfliefsen kann und der Druck jedenfalls mehr ins Innere der Luppe eindringt, die Schlacken gründlicher ausprefst und dadurch zweifellos eine bessere Qualität zu erzielen sein mufs. Wir setzten uns daraufhin mit der Firma Kalker Werkzeugmaschinenfabrik L. W. Breuer, Schumacher & Go. in Kalk bei Köln in Verbindung, um die Schmiedepresse für diesen Zweck brauchbar vorzurichten. Es war in erster Linie nothwendig, dafs dieselbe genügend schnell arbeite. Bei den Schmiedepressen, die bis jetzt für compacte Wellen und schwere Schmiedstücke verwendet wurden, war ein derartig schnelles Arbeiten nicht nothwendig, weil die Blöcke die Hitze besser in sich halten, während bei der Luppe, die einen zerrissenen Ball darstellt, ein etwas längeres Verweilen bei der Arbeit nach theilig wirkt. Ein zweites Bedenken lag darin, ob nicht auch das beim gewöhnlichen Hammerschmieden zuweilen auftretende, so lästige Hängenbleiben der Luppe am Bär sich gerade bei Luppenpressen in höherem Mafse zeigen würde, da die Luppe längere Zeit mit dem Hammerbär in Berührung bleiben mufs. Wir haben nun für die Lieferung dieser Presse in erster Reihe die Bedingung gestellt, dafs sie wenigstens 40 Hübe in der Minute machen mufs; aufserdem wurde eine besondere Wasserkühlung am Bär wie am Ambofs eingeführt. Die Presse ist nunmehr bereits seit mehreren Monaten im Betrieb und können wir heute schon behaupten, dafs dieselbe nicht allein die Erwartungen, welche wir an dieselbe knüpften, erfüllt, sondern wesent lich übertroffen hat. Wir glauben heute schon voraussagen zu dürfen, dafs ein Jeder, der sich mit dieser Frage befafst und in die Lage kommt, zum Ausschmieden von Luppen eine Maschine an zuschaffen, die Presse und keinen Dampfhammer wählen wird. Um diese Behauptung zu beweisen, möchte ich einen Vergleich ziehen zwischen den Hämmern und der Presse. Drei verschiedene Punkte sind für diesen Vergleich mafsgebend: 1. die Geldfrage, der Kostenpunkt, sowie die Platzverhältnisse; 2. die Betriebsverhältnisse: Betriebssicherheit, Oekonomie und Leistungsfähigkeit; 3. die Qualität des erzeugten Materials. Was erstens die Anschaffungskosten anbelangt, so läfst sich eine unbedingt feststehende Vergleichs zahl nicht bieten, weil gerade der Dampfhammer in der Anschaffung und den Aufstellungskosten sehr von örtlichen Verhältnissen abhängig ist. Es spielen hier vor Allem die Baugrundverhältnisse eine wesentliche Rolle. Sie wissen Alle, m. H., dafs der Dampfhammer einen aufserordentlich starken Unterbau verlangt, und je nachdem die örtlichen Verhältnisse sind, wird sich der Unter bau theurer oder billiger stellen. Nach den Zahlen, die ich eingeholt habe, dürfte sich die Presse unbedingt billiger als der Hammer stellen, ich denke auf zwei Drittel bis drei Viertel, keineswegs aber theurer.