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und namentlich bei der Remanenz und Hysteresis ins Spiel kommen, klar vor Augen zu haben. Man stelle sich zu diesem Zweck zunächst den hier prismatischen Körper m als ein beliebiges Eisenmolecül vor, das jedoch durch eine magne tische Antriebskraft (sog. magnetomotorische Kraft oder abgekürzt M. M. K.) D nicht eine translatorische Elongation wie m, sondern eine Drehung erfährt, welche Drehung gegen seine Umgebung einmal ebenso mit Reibung verbunden ist, wie die Fort bewegung von m auf U, und aufserdem elastische Kräfte weckt, welche das Molecül in seiner ur sprünglichen Lage zu hallen suchen bezw. es wieder in dieselbe zurückzuführen streben, wenn jene M. M. K. zu wirken aufhört. Alle jene an dem obigen Körper ni gemachten Betrachtungen bezüglich Remanenz und Hysteresis-Arbeit lassen sich also auf das Eisenmolecül übertragen und die jenen mechanischen Erscheinungen analogen magnetischen durch eine magnetische Molecular- reibung mechanisch anschaulich machen, was man gewöhnlich als erklären bezeichnet. Man kann also jenes einfache Einzelmodell gleichsam als molecularmagnetischen Baustein auffassen und an ihm folgende Hauptbegriffe ableiten: das Ver- . ., .„ Fadendehnung A .. . , h ältnifs .. v./n oder n stellt magnetisch aufsere Kraft 1) D die sog. Durchlässigkeit oder Permeabilität p dar; die nach Nullwerden von D bestehen bleibende Fadenspannung oder genauer die Elongation A — 0 R entspricht der Remanenz, die erforderliche entgegengesetzte Kraft, um A zu Null zu machen, . D = OC der Goercitivkraft und endlich die bei jedem Bewegungscyklus nöthige Reibungs- arbeit dem Hysteresisverlust. Es ist jedoch bei dem magnetischen Vorgang zu berücksichtigen, dafs das Einzelmolecül nicht unabhängig ist von den übrigen Molecülen des Wirbelfadens, welchem es angehört, sondern dafs ein bestimmter magnetischer Zustand jenes Einzelmolecüls mit dem des Kreislaufs in Wechselwirkung steht. Um sich dies möglichst augenfällig an einem mechanischen Modell anschaulich zu machen, denke man sich zunächst an Stelle des trans latorisch bewegten prismatischen Körpers der Fig. 1 den Molecularwirbel A der Fig. 3 gesetzt. Auf denselben werde durch eine äufsere M. M. K. (stromdurchflossener Leiter) infolge der Wechsel wirkung zwischen den strömenden Frictions- VIII.17 molecülen im Leiter und seiner Umgebung* ein Antrieb ausgeübt, welcher die Wirbelachse in eine bestimmte Richtung zu drehen sucht, z. B. längs der punktirten Kraftlinie L. Die durch die Drehung geweckten elastischen Kräfte seien wiederum durch zwei elastische Fäden k und veranschaulicht, welche A in seiner Lage zu halten suchen. Gleich gewicht zwischen den äufseren und inneren Kräften möge nach Drehung von A um den Winkel a eintreten. Um die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Wirbeln desselben Kreis laufes L recht augenfällig darzustellen, möge zwischen den einzelnen Wirbeln A, B, C u. s. f. ein starres Verbindungsglied, hier in Form einer Lenksstange 8 versinnbildlicht, gedacht sein, welche den gleichen Drehungsbetrag « auf dem ganzen Kreislaufwege erzwingt. Besteht der ganze Kreislaufweg aus demselben magnetisch gleich- werthigen Material, so werden die Fäden k jedes Einzelmolecüls durch die Antriebseinheit dieselbe Drehung erfahren, d. h. die Richtungsfähigkeit oder, magnetisch ausgedrückt, die Permeabilität p wird an allen Stellen des geschlossenen Weges dieselbe sein, und die gesammte Antriebskraft (M.M.K.) D wird sich direct proportional der Weglänge verlheilen. Der specifische Ausgleich A wird hier als die auf L bezogene gemeinschaftliche Richtungscomponente des Wirbelfadens erscheinen und sich als Quotient 7 ergeben, wenn D jene auf den Wirbelfaden wirkende Antriebskraft be deutet, und W die Summe der Gegenkräfte aller Einzelmolecüle von A über L bis B darstellt, wobei die Gegenkräfte in erster Linie durch die Dehnung der Fäden k, dann aber auch durch die Reibung gegen die Umgebung dargestellt werden, wie im einzelnen am Modell der Fig. 1 gezeigt wurde. Die Beziehung A =wird in ihrer All gemeinheit auch dann noch gelten, wenn der Weg । von L durch magnetisch verschiedenwerthiges Material verläuft. Der Eisenkreislauf ALC er leide z. B. bei B eine Unterbrechung, so dafs B die Molecüle eines Luftschlitzes repräsentirt; nach der obigen Auffassung wird sich die viel kleinere Permeabilität p dieser Strecke gegenüber dem übrigen Kreislauf darin aussprechen, dafs die Fäden k von B viel weniger dehnbar sind als die von A über L nach C. Da aber auf Grund der starren Verbindung 8 dieselbe, mit der Drehung um « verbundene Dehnung der Fäden von B statt- haben mufs, so mufs ein entsprechend grofser Theil der gesammten vorhandenen Antriebskraft auf B entfallen, d. h. die M. M. K. mufs sich proportional den magnetischen Widerständen der vorhandenen Theilstrecken auf diese vertheilen; oder anders ausgedrückt: das magnetische Potentialgefälle wird sich über die Weglänge des * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1892, Heft 17. 2