Volltext Seite (XML)
296 Stahl und Eisen. Hülf»Vorstellungen bei magnetischen Erscheinungen. 15. April 1897. bezeichnen kann, giebt- ein Mafs für die zwischen m und U vorhandene Reibungsgröfse, und diese als passive Kraft erscheinende Reibungsgröfse wird proportional dem Reibungscoefficienten sein. Trägt man die in Richtung der Fäden auf m von aufsen wirkende mechanische Druck- oder Zugkraft D als Abscissen, die von dem Mittel punkte von m auf der Unterlage U eingenommenen Stellungen bezw. seine Abweichungen A aus der Mittellage 0 als Ordinaten auf, und zwar z. B. alle nach P gerichteten als positiv, alle nach L gerichteten als negativ, so erhielte man von O als Mittellage ausgehend (Fig. 2) zunächst einen durch die Reibung zwischen m und U bedingten, gegen die Ordinatenachse concaven Verlauf der Curve; hierauf wird dieselbe so lange geradlinig verlaufen, als die Dehnung des von der Kraft D gespannten Fadens, z. B. ki, direct proportional mit dem wachsenden D zunimmt; würde die selbe von einem bestimmten Punkt an langsamer erfolgen, so würde die Curve eine gegen die Ab- scissenachse concave Umbiegung erfahren oder ein „Knie“ aufweisen, und sich asymptotisch einem Maximalwerth nähern. Nimmt hierauf die Kraft I) nach Erreichung eines Maximums wieder ab, zu nächst bis auf Null, so wird nach den obigen Betrachtungen m gegenüber den entsprechenden Lagen bei zunehmender Kraft „Zurückbleiben“, d. h. die absteigende Curve G R wird oberhalb der soeben erhaltenen Curve 0 G liegen, und die Strecke 0 R wird ein Mafs für die „Remanenz“ oder das Zurückbleiben von m hinter der Mittel stellung abgeben, wenn die äufsere Kraft D zu wirken aufgehört hat. Kehrt jetzt Kraft D ihre Richtung um und wirkt von P nach L, so wird sie zunächst in Gemeinschaft mit dem noch vor handenen relativen Spannungsrest, von k^ gegen über k, m in die Mittelstellung, d. h. A=O, zurückführen, in welchem Punkt jene Relativ spannung von k 2 auch auf Null abgenommen hat, so dafs die Coercitivkraft durch die Strecke — D = OC dargestellt wird; bei weiterem Wachsen von — D mufs die relative Spannung von k überwunden werden, und die Elongation von m nach L f also — A, wird etwa durch die Curve C G' dargestellt werden. Es ist nun ohne Schwierigkeit zu verfolgen, dafs bei abermaliger Abnahme von — D bis auf Null und hierauf folgendem Wechsel der Richtung und Anwachsen von — D bis zum früheren Maximalwerth die durchlaufene Curve für die Elongation A als Function von D durch die zu 0 symmetrisch liegende strichlirte Linie G' G dargestellt wird. Bei periodischem Verlauf der Kraft D, wie sie etwa durch eine dem Sinusgesetz folgende, kreuzkopfartige Bewegung von m bei gleichförmigem Kurbelantrieb mechanisch herbei zuführen wäre, wird also jene geschlossene Curve GROG' R' C G in dieser Reihenfolge innerhalb jeder Periode von D, entsprechend einer ganzen Umdrehung des antreibenden Kurbelmechanismus, einmal durchlaufen. Die Bedeutung der von jedem solchen cyklischen Kreisprocefs eingeschlossenen Fläche ist unschwer als die während jeder Periode geleistete und in Wärme umgesetzte Reibungsarbeit zu erkennen, da jedes Flächenelement, z. B. der parallel zur Abscissenachse herausgeschnittene Elementarstreifen f. d A das Product von Kraft X Wegelement darstellt. Die ganze Fläche J~_ A f.d A, worin die Kraftdifferenz f, ebenso wie vorher die Curve OG der erforderlichen Kraft D, eine empirische Function derselben Weglänge A ist, stellt also diejenige Arbeit bezw. denjenigen Theil der zur Spannung der Fäden k und k 2 erforderlichen potentiellen Energie dar, welche bezw. welcher von der elastischen Spannkraft der Fäden k und kg nicht an die auf m wirkende mechanische, periodische Antriebsquelle wieder zurückgeliefert, sondern durch die Reibung zwischen m und U in Wärme um gesetzt wurde. Da dieses Arbeitsquantum, ebenso wie die oben besprochene Erscheinung des — nicht nur zeitlichen, sondern beliebig lange bestehen bleibenden — Zurückbleibens der Elongation A von m, als Wirkung, hinter der jeweiligen Kraft D, als Ursache, durch das Vorhandensein der Reibung zwischen m und U bedingt wird, so kann man auch jene beiden Wirkungen derselben Reibungs ursache miteinander in Verbindung setzen und jene durch die Fläche dargestellte Energie menge als Zurückbleibungsarbeit oder, wiederum unter Bevorzugung eines griechischen Fremd wortes, als Hysteresisarbeit bezeichnen. Diese, jedem Techniker unschwer verständlichen mechanischen Erscheinungen, welche sich durchweg als einfache Folgerungen aus dem Vorhandensein einer Reibung zwischen m und U in Verbindung mit den ge weckten Elasticitätskräften von k ergeben, braucht man jetzt nur mit gedanklich leicht auszuführenden Abänderungen auf die magnetischen Erscheinungen zu übertragen, um den Zusammenhang aller Gröfsen, welche bei den magnetischen Erscheinungen