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Mischungsarten noch vortheilhaftere Brenner anzu fertigen. Rechnet man bei den jetzigen Carbidpreisen ein Cubikmeter Acetylen in comprimirtem Zustande 2 JI und ein Cubikmeter Fettgas zu 40 8, so kostet die reine Fettgasflamme f. d. Kerze und Stunde 0,197 &, mit 20% Acetylen-Beimischung nur 0,128 und auch mit 50 % Acetylen erst 0,174 8. So ist also ein Mittel gegeben, auch selbst in den einfachen Waggonlampen ohne jede Aenderung ein billigeres und vorzüglicheres Licht zu erhalten. Selbst verständlich ist man bei den besseren Laternen imstande, jede gewünschte Leuchtkraft mit Leichtigkeit zu erzielen. Aehnlich, wenn auch weniger finanziell günstig, gestaltet sich die Mischung des Acetylens mit Stein kohlengas. Das reine Steinkohlengas ist im kleinen Fettgasbrenner gar nicht verwendbar, weil es mit blauer Flamme brennt, aber schon bei einer Bei mischung von 30 % Vol. Acetylen tritt eine erhebliche Leuchtkraft-Aufbesserung in den verschiedenen Fett gasbrennern ein ; dieses Gemisch erreicht bereits eine ebenso hohe Leuchtkraft, als wenn man Fettgas allein verwendet. Wenn man den Preis von Steinkohlengas mit 20 8 f. d. Cubikmeter annimmt, stellten sich bei einem Gemisch von 30 % Acetylen zu 70 % Stein kohlengas die Kosten f. d. Brennerstunde und Kerze auf rund 0,33 8 gegen 0,197 8 bei Verwendung von Fettgas allein und 0,12 8 bei Verwendung eines Gemisches von 80 % Fettgas und 20 % Acetylen. Wenn also die Eisenbahn ein Gemisch von Stein kohlengas und Acetylen benutzt, so könnte dieselbe an solchen Stellen, wo jetzt schon Steinkohlengas vorhanden, durch Acetylen-Entwickler und eine Com- pressionsanlage in einfachster Weise eine Füllstation für Eisenbahnwaggons errichten und dieselbe Beleuch tung, nur mit etwas höheren Kosten, erzielen, wie bisher etwa mit reinem Fettgas. Dabei können Laternen, Regulatoren, überhaupt sämmtliche Gas- beleuchtungs-Bestandtheile für Waggons, die zur Zeit allgemein in Verwendung sind, genau in derselben Weise benutzt werden, wie bisher. Für Städtebeleuchtung ist das Garburiren von Steinkohlengas mit Acetylen nicht angebracht, weil man selbst bei den billigsten Carbidpreisen niemals auf den billigen Lichtpreis kommen wird, welchen man jetzt durch Anwendung von Auer-Gasglühlicht erzielt. Es ist auch noch durch Versuche festgestellt worden, dafs eine Acetylen-Anlage als solche nicht der Explosion ausgesetzt ist, wenn von einem Gas behälter die Rohrleitungen in die Häuser hineingeführt werden und in einem solchen Hause Feuer ausbricht, oder die Rohrleitung an irgend einer Stelle durch Zufall auf die Zersetzungstemperatur des Acetylens erwärmt wird. Die Zersetzung pflanzt sich dann nicht durch das Rohr bis in den Gasbehälter fort. Die Preufsische Staats-Eisenbahn-Verwaltung hat bereits eine Gasanstalt für Acetylen-Erzeugung auf dem Bahnhof Grunewald errichtet. Referate und kleinere Mittheilungen. Die Thätigkeit der Königlichen technischen Ver suchsanstalten im Jahre 1895/96. Dem im 5. und 6. Heft der Mittheilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten enthaltenen Jahresbericht entnehmen wir die folgenden Einzel heiten : Mechanisch-technische Versuchsanstalt. Mit dem am 1. April erfolgten Anschlufs der ehemaligen Prüfungsstation für Baumaterialien als „Abtheilung für Baumaterialprüfungen“ an die mechanisch-tech nische Versuchsanstalt, erreichten die Verwaltungs- und sonstigen Arbeiten einen derartigen Umfang, dafs das Personal der Abtheilung wesentlich vermehrt werden mufste. Das gesammte Personal der Ver suchsanstalt bestand hiernach aus dem Director, vier Abtheilungsvorstehern, 15 Assistenten, 12 technischen Hülfsarbeitern und Beamten, 4 Gehülfen, 19 Arbeitern, 1 Bureaudiener und 1 Laboratoriumsburschen. Zur Durchführung des erweiterten technischen Betriebes mulsten bauliche Aenderungen, sowie erhebliche Neu anschaffungen von Maschinen undApparaten stattfinden. In der Abtheilung für Metallprüfung wurden insgesammt 227 Anträge erledigt, von denen 37 auf Behörden und 190 auf Private entfallen. Diese- An träge umfassen 2932 Versuche, und zwar 1070 Zug versuche, darunter 348 mit Stahl, 165 mit Eisen, 59 mit Kupfer, 97 mit Legirungen, 74 mit Treib riemen, 10 mit Drahtseilen, 95 mit Drähten, 39 mit Hanfseilen, 113 mit Ketten, 6 mit Rohren, 58 mit Constructionstheilen u. s. w.; 244 Druck- und Knick versuche, darunter 50 mit Eisen, 12 mit Kupfer, 12 mit Legirungen, 8 mit Rohren, 22 mit Eisenbahn- material, 36 mit Constructionstheilen; 62 Biegever suche (7 mit Stahl, 27 mit Eisen, 6 mit Kupfer, 3 mit. Rohren, 13 mit Constructionstheilen); 48 Versuche auf Verdrehen (mit Drähten); 232 Schlagversuche (22 mit Stahl, 18 mit Eisen, 12 mit Kupfer, 180 mit Schrot); 380 Kalt- und Warmbiegeproben und zwar 188 mit Stahl, 93 mit Eisen, 12 mit Kupfer, 40 mit Legirungen und 47 mit Draht) und überdies 162 Schmiedeproben mit Eisen und Stahl. — Hierzu kamen noch 10 Härtebestimmungen, 76 Versuche auf inneren Druck, 6 Bestimmungen des specifischen Gewichtes, 9 Versuche auf Wärmeleitungsvermögen, 3 Aetzver- suche, 1 mikroskopische Untersuchung, 4 Unter suchungen von Materialprüfungsmaschinen u. a. m. Unter den bearbeiteten Prüfungsanträgen mögen hier noch folgende besonders hervorgehoben werden. 1. Bei den Untersuchungen mit cylindrischen Ge- fäfseu und Röhren auf inneren Druck handelte es sich zum Theil darum, die Uebereinstimmung der Lieferung mil den vorgeschriebenen Bedingungen nach der Bruchdehnung der Gefäfswandungen im Umfange zu beurtheilen. Hierbei trat die Frage auf, in welchem Grade die Festigkeiten und besonders die Umfangsdehnungen durch die Längsspannungen beeinflufst werden, die bei Prüfung von cylindrischen Hohlgefäfsen mit festen Böden auftreten. Um diese Frage durch den Ver such zu lösen, wurden mit Unterstützung einer andern Behörde einschlägige Untersuchungen mit Röhren aus Materialien verschiedener Festigkeit ausgeführt. Die Rohre wurden in dankenswerther Weise von den Deutsch - Oesterreichischen Mannesmannröhrenwerken und Hrn. G. Heckmann zur Verfügung gestellt. Für die Versuche wurden jedem Rohr zwei Ab schnitte entnommen und von diesen immer der eine mit losen Böden versehen, während die Böden bei dem anderen fest mit der Rohrwand verbunden wurden. Die Ergebnisse sollen demnächst in den „Mittheilungen“ veröffentlicht werden. Hier möge aus den letzteren kurz hervorgehoben sein, dafs die Umfangsdehnungen bei den Rohren mit festen Böden und bei den ver schiedenen Materialien nur 16 bis 88 % der Dehnung