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Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Eisenhütte Oberschlesien. Am 21. Februar d. J. fand in Gleiwitz die ordent liche Hauptversammlung der Eisenhütte Oberschlesien statt. Dieselbe war von etwa 200 Mitgliedern und Gästen besucht. Um 21/2 Uhr eröffnete der Vorsitzende Hr. Generaldirector M e i e r - Friedenshütte die Ver sammlung mit folgender Ansprache: M. H.! Ich er öffne die Generalversammlung, welche zu meiner Freude zahlreich besucht ist, und heifse Sie herzlich will kommen. Gestatten Sie mir, mit wenigen Worten den Geschäftsbericht zu erledigen. Der Mitglieder bestand hat sich vom Frühjahr vorigen Jahres, wo er 229 betrug, um 61 neue Mitglieder gehoben, 11 Personen sind ausgetreten, durch den Tod wurde uns Hr. Civilingenieur Schilling entrissen — und bitte ich Sie, das Andenken des Verewigten durch Erheben von den Plätzen zu ehren. (Geschieht.) Der heutige Mitgliederbestand beträgt also 278. Wir haben im vorigen Jahre, wie Ihnen bekannt, zwei Versammlungen abgehalten, die eine für die Eisenhütte Oberschlesien und die andere mit dem Hauptverein. Ich darf wohl annehmen, dafs die Mit glieder der Eisenhütte Oberschlesien auch diese Ver sammlung als eine Versammlung im Sinne der Satzungen unseres Zweigvereins ansehen werden. Was die Thätigkeit unseres Vereins anbetrifft, so ist dieselbe eine mäfsige gewesen, abgesehen von ge nannten Versammlungen. Ich beklage das sehr und bemerke, dafs wir dankbar wären, wenn Sie uns in dieser Hinsicht Anregungen geben wollten, z. B. durch Stellung technischer Themata, über welche wir durch Commissionen u. s. w. berathen könnten. (Geschieht nicht.) Ich wollte Ihnen, m. H., noch mittheilen, dafs wir beschlossen haben, dafs, wie beim Haupt verein Mitglieder, die nach der ersten Hälfte des Vereins jahres beitreten, für das laufende Jahr nur die Hälfte des Jahresbeitrages zu zahlen haben. Die Kassenverhältnisse des Vereins sind günstige. Es ergiebt sich eine Einnahme von 8913 •(, Ausgabe von 6842 (, so dafs ein Kassenbestand von 2071 JI vorhanden ist. M. H.! Wünschen Sie, dafs ich das Revisions protokoll verlese ? (Zuruf: Nein!) Es haben sich Ausstellungen nicht gezeigt. Es würde nun nothwendig sein, neue Revisoren zu wählen; ich denke, Sie überlassen das, wie bisher, dem Vorstande. Diesmal haben die HH. Hochgesand und Hegenscheidt das Amt verwaltet. Es erhebt sich kein Widerspruch, der Antrag wäre angenommen und damit zugleich die geschäftlichen Mittheilungen erledigt. Wir kommen nun zur Vorstandswahl. Da müssen wir Mitglieder des alten Vorstandes eine Sünde be kennen. Wir sind so aufserordentlich glücklich über unsere Wahl gewesen, dafs wir vergessen haben, unser Amt im Vorjahre niederzulegen. Sie haben also während des letzten Jahres einen ganz illegalen Vor stand gehabt. Wir haben uns einfach aus Versehen in Permanenz erklärt. Wir möchten Sie dringend bitten, Remedur eintreten zu lassen. (Anhaltende Heiterkeit.) Es erhebt sich kein Widerspruch. (Heiter keit.) Wir haben also heute die neue Vorstandswahl vorzunehmen, und in angeborener Bescheidenheit schlage ich vor, dafs Sie uns alle wiederwählen, mit Ausnahme des Hrn. Director Ladewig, der sein Amt niedergelegt hat und leider trotz unserer vielen Bitten nicht zu bewegen war, dasselbe wieder anzu- nehmen. Ich möchte Vorschlägen, an seiner Stelle Hrn. Bergwerksdirector Gelhorn von der Vereinigten Königs- und Laurahütte zu wählen. (Zuruf: Accla- mation.) M. H., die Wahl kann durch Acclamation erfolgen, wenn sich kein Widerspruch erhebt. (Es wird kein Widerspruch laut.) Der Vorstand ist somit nach obigem Vorschläge gewählt. * * * Der Vorsitzende ertheilte hierauf Hrn. Hütten director Niedt-Gleiwitz das Wort zu seinem Vortrag über die Einschränkung des Rauches bei industriellen Feuerungsanlagen. Wir be halten uns vor auf diesen mit vielem Beifall auf genommenen Vortrag in einer der nächsten Ausgaben von „Stahl und Eisen“ zurückzukommen. Darauf erhielt das Wort der Landtagsabgeordnete H. A. B u e c k - Berlin zu einer eingehenden Dar legung über: „die beabsichtigte Aenderung der Arbeiter- versicherungsgesetze". Der Vortragende vertheidigt darin die Beschlüsse des „Centralverbandes deutscher Industrieller“ betreffs der Novellen zur Invaliditäts- und Altersversicherung sowie zur Unfallversicherung. Diese Beschlüsse sind unseren Lesern aus Nr. 4 unserer Zeitschrift (S. 155 ff. dieses Jahrgangs) bekannt, und wir verweisen mit Rücksicht auf den Raum auf die dort wiedergegebenen Ausführungen. Als besonders bedeutsam aber setzen wir die Darlegung hierher, mit welcher Abg. B u e c k seinen Gleiwitzer Vortrag also schlofs: „Wenn ich mir nun die Frage vorlegen darf: was haben wir denn mit unseren Versicherungsgesetzen bisher erreicht? so mufs der Erfolg derselben auf unsere Arbeiter als ein solcher bezeichnet werden, der noch nicht ganz zu übersehen ist. Wenigstens der Hauptzweck dieser Gesetze, der Socialdemokratie entgegenzutreten, ist bisher nicht erfüllt worden. Die Socialdemokratie ist gewachsen, sie ist in ihren Zwecken und Zielen nicht im geringsten eingedämmt worden, so dafs wir also sagen müssen: nach dieser Richtung hin haben wir noch keinen sichtbaren Vortheil erreicht. Aber, m. H., das moralische Gefühl des deutschen Arbeitgebers und das Bewufstsein, seine Pflicht erfüllt zu haben gegenüber dem Armen, den arbeitenden Klassen, das ist ein grofser Gewinnst, und in diesem Gefühl, m. H., können wir berechtigt —• möchte ich sagen — schwelgen, da die Industrie vom ersten Tage ab mit Freude und kolossaler Opferwilligkeit die Arbeiterversicherung unterstützt und gefördert hat. Und wenn wir jetzt erleben, dafs der Kampf der Arbeiter gegen die Arbeitgeber immer grölser und schärfer wird und Dimensionen annimmt, die wahrhaft erschreckend sind, wie zum Beispiel jetzt beim Hamburger Streik, so müssen wir hoffen, dafs es in Zukunft besser wird. Denn dieser Streik in Hamburg hat eine ganz besondere Bedeutung, m. H. Es ist der erste in Deutschland aufgetretene Streik, in dem die inter nationalen Bestrebungen der Arbeiter sich bethätigt haben. Es ist Ihnen bekannt, dafs nach dem grofsen Dockarbeiterstreik in England im Jahre 1889 eine Bewegung unter die sogenannten ungelernten Arbeiter kam, die sich organisirten. Und es organisirten sich dann auch die Hafenarbeiter unter der Firma dockers,